ÖFB-Trainer Ralf Rangnick mit Marcel Sabitzer und Karim Onisiwo
GEPA/Johannes Friedl
Nations League

Rangnick bleibt auch nach Dämpfer positiv

Die Rollen nach der 0:2-Niederlage Österreichs am Montagabend in der UEFA Nations League in Kopenhagen gegen Dänemark waren klar verteilt: der strahlende Gewinner Kasper Hjulmand, der sichtlich glücklich war mit der souveränen Vorstellung seiner Mannschaft, und ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick, der die Niederlage eingestehen musste. Doch Rangnick zog seine Erkenntnisse und blickte positiv in die Zukunft.

Der 63-jährige Deutsche musste in seinem vierten Spiel als Österreichs Nationaltrainer, nach drei guten Spielen erkennen, dass dem Team nicht auch der dritte Anzug faltenfrei steht und nicht jeder seiner Spieler alles tragen kann. Abgesehen von den Ermüdungserscheinungen nach vier Auftritten auf dem Laufsteg nach einer ohnehin schon langen Saison.

„Das Ergebnis geht in Ordnung“, meinte Rangnick in seiner Matchanalyse. „Wir haben es heute nicht geschafft, die Leistung aus den ersten drei Spielen auf den Platz zu bringen. Gegen solche Gegner haben wir nur eine Chance, wenn alles bis ins Detail klappt.“ Im vierten Spiel in elf Tagen hatte er sich gewünscht, dass bei seinen Spielern noch einmal der „Tank voll“ sein solle. Doch er war leer.

ÖFB-Team trotz Dämpfer optimistisch

Das letzte der ersten vier Spiele der Amtszeit von Teamchef Ralf Rangnick hat am Montag in der UEFA Nations League zwar mit einer 0:2-Pleite in Dänemark geendet, dennoch verabschieden sich die Spieler positiv gestimmt in den kurzen Urlaub.

„Fliegende“ Dänen im Spielrausch

„Wir waren heute auch bei eigenem Ballbesitz nicht sauber genug. Nicht durchschlagskräftig und präzise genug. Die Dänen haben uns schon Räume gegeben, die wir aber nicht genutzt haben“, so Rangnick. Gegen einen eingespielten Gegner in Höchstform machte sich das über 90 Minuten gnadenlos bemerkbar.

Die ÖFB-Elf litt gleich mehrfach. Durch Umstellungen, die nicht funktionierten, wie etwa Valentino Lazaro als Linksverteidiger, durch die Belastung der letzten Tage und unter einem Gegner, der im eigenen Stadion unterstützt von 35.000 Zuschauern zum 30-jährigen EM-Jubiläum zusätzlich motiviert schien. Die Tore durch Jonas Wind (21.) und von Andreas Skov Olsen (37.) waren nur die logische Folge der Überlegenheit Dänemarks auf dem Feld.

Auch wenn Österreich das Spiel der Dänen phasenweise durchaus annahm und selbst initiativ wurde, war im Parken-Stadion nur eine Mannschaft tonangebend. „Wir sind herausgekommen und geflogen“, jubelte Torschütze Wind. „Wir haben sie (Österreich, Anm.) attackiert und viele Chancen herausgespielt. Wir sind von den Zuschauern getragen worden.“

Das Glücksgefühl, wenn alles klappt

Dänemark zeigte einmal mehr, dass es schon lange dort ist, wo Rangnick mit seiner Mannschaft hinmöchte – an der europäischen Spitze. Teamchef Hjulmand saß deshalb mit einem breiten Grinsen bei der abschließenden Pressekonferenz, wer konnte ihm sein Glücksgefühl nach so einer Vorstellung auch verdenken. „Was für ein Abend!“, meinte er.

Jubel bei der dänischen Mannschaft
APA/AFP/Ritzau Scanpix/Claus Bech
Die Dänen durften sich im Gegensatz zu den Österreichern über einen gelungenen Abend freuen

„Nach unserer Niederlage gegen Kroatien, waren wir heute Top. Wir haben viel mehr Pressing im eigenen Spiel gehabt, wir haben den Ball laufen lassen. Jeder Spieler war gut. Wir hatten ein super Spiel besonders in der ersten Halbzeit. Es war eine magische Nacht! Wie lange die Fans noch nach dem Spiel geblieben sind und gefeiert haben, dass habe ich noch nicht erlebt.“

Österreich kann auch anders

Österreich hatte erst letzten Freitag beim 1:1 in Wien gegen Weltmeister Frankreich die Fans zufrieden gestellt. „Wir haben in jedem der drei anderen Spiele gezeigt, dass wir die anderen ärgern können. Heute waren wir nicht gut genug, und deshalb muss man so eine Niederlage auch akzeptieren“, blieb Rangnick deshalb ruhig und gefasst.

„Sonst war ich mit dem Lehrgang sehr zufrieden. Bei mir überwiegen die positiven Erkenntnisse.“ Und die waren für langjährige Beobachter des ÖFB-Teams weniger überraschend, als vielleicht für Rangnick, der erst seit rund zwei Wochen Teamchef ist. „Wir müssen bei der ein oder anderen Position kreativ sein, wenn jemand ausfällt. Wir hatten einige Ausfälle zu verkraften, aber dennoch eine wettbewerbsfähige Mannschaft auf dem Platz. Ich weiß jetzt mehr, als noch vor zwei Wochen.“

Rangnick bleibt im Wettkampfmodus

„Viel mehr Spieler haben mich positiv überrascht, deshalb bin ich positiver Dinge für die nächsten Spiele“, unterstrich Rangnick seinen Optimismus. Bevor er noch an seinen eigenen Urlaub nach „sieben anstrengenden Monaten“ zuletzt bei Manchester United denke, freue er sich „auf ein Wiedersehen im September und auf die Spiele im nächsten Jahr, wenn es um die Quali für die Euro geht.“

Für Österreich geht es am 22. September mit der Auswärtspartie in Paris gegen Frankreich weiter, ehe am 25. September das Heimspiel gegen Kroatien folgt. Die Konstellation in Gruppe A1 der Nations League lässt noch einige Möglichkeiten zu. Keine Möglichkeit mehr gibt es, dass Titelverteidiger Frankreich die Gruppe gewinnt. Österreich liegt mit vier Punkten zwei Zähler vor dem Weltmeister auf dem dritten Platz.

Ein Verbleib in der ersten Liga der Nations League ist also noch möglich. Jeder Punkt gegen „Les Bleus“ ein Bonus für das vermeintlich entscheidende Spiel gegen Kroatien. Teamchef Rangnick hat jedenfalls im Herbst den Vorteil, seine frischeren Spieler nicht rotieren zu müssen und kann seinem „A-Team“ das Vertrauen schenken.

Zwischen „Gemischter Bilanz“ und Aufwärtstrend

Ob sich das ÖFB-Team unter Rangnick weiter verbessern kann, ist nach vier Spielen noch Gegenstand von Diskussionen. „Die Bilanz ist ein bisschen gemischt“, befand ORF-Experte Herbert Prohaska in seiner Studio-Analyse. „Es sind Sachen passiert, die man nicht erwarten konnte, wie das 3:0 gegen Kroatien. Dann allerdings die unnötige Niederlage gegen Dänemark nach einer sehr guten Partie. Der Start war gut zum Zuschauen und vom Spielstil, aber die Ergebnisse waren nicht die, die wir uns gewünscht haben. Für einen Trainer zählt aber nur die Bilanz.“

Die „gemischte“ Bilanz der ORF-Experten

Herbert Prohaska und Helge Payer analysierten im Studio die ersten vier Spiele des ÖFB-Teams unter Neo-Coach Ralf Rangnick.

Ex-Teamtorhüter Helge Payer hob das aus seiner Sicht Positive hervor: „Die Stärken des Teams werden jetzt gefördert. Jetzt wird herausgearbeitet, was das Team wirklich kann. Es gibt Selbstkritik und es gibt keinen Platz, sich auszuruhen. Der Trainer ist da auch ein Vorbild. Im Großen und Ganzen können wir mit der Entwicklung zufrieden sein, auch wenn man manches heute besser hätte machen können, geht es aufwärts.“

UEFA Nations League, Gruppe A1

Montag:

Dänemark – Österreich 2:0 (2:0)

Kopenhagen, Parken-Stadion, 35.230 Zuschauer, SR Hernandez (ESP)

Torfolge:
1:0 Wind (21.)
2:0 Skov Olsen (37.)

Dänemark: Schmeichel – Andersen (62./Nelsson), Christensen, Boilesen – Kristensen, Höjbjerg, Jensen (76./Eriksen), Maehle (50./Stryger Larsen) – Skov Olsen (46./Billing), Cornelius (46./Braithwaite), Wind

Österreich: Lindner – Trimmel, Danso, Trauner, Lazaro (46./Lainer) – P. Wimmer (46./Onisiwo), X. Schlager (46./Laimer), N. Seiwald, M. Sabitzer – Kalajdzic (65./Arnautovic), Weimann (65./Gregoritsch)

Gelbe Karten: Wind bzw. P. Wimmer, Danso