Der australische Golfer Adam Scott bei einem Training der US Open
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Golf

US Open im Schatten von LIV-Kontroverse

Mit vielen Nebengeräuschen starten am Donnerstag die 122. Golf US Open im Country Club von Brookline, Massachusetts. In Abwesenheit von Superstar Tiger Woods dürften die Augen vor allem auf die „Golfrebellen“ Dustin Johnson und Phil Mickelson gerichtet sein, die aufgrund ihrer Teilnahme an der neuen umstrittenen Saudi-Serie LIV zwar von der PGA-Tour suspendiert wurden, aber beim dritten Major des Jahres startberechtigt sind. Mit Sepp Straka schlägt auch ein Österreicher ab.

Die von Saudi-Arabien finanzierte Konkurrenzserie LIV Golf hatte mit ihrem Auftaktturnier vergangene Woche in London viel Staub aufgewirbelt. Gut ein Viertel des dortigen Teilnehmerfeldes von 48 Golfern ist auch bei den US Open spielberechtigt, da der US-Golfverband USGA im Gegensatz zur PGA-Tour keine Sperre aussprach. Der sechsfache Major-Sieger Mickelson, sein US-Landsmann Johnson, aber auch der Spanier Sergio Garcia und der Südafrikaner Louis Oosthuizen müssen jedoch mit einem kühlen Empfang der Fans rechnen.

PGA-Championship-Gewinner Justin Thomas ärgerte, dass der Streit um die millionenschwere saudi-arabische Konkurrenz das traditionelle Großereignis in Brookline in den Schatten stellt. „Es ist traurig. Das sind die US Open, dies ist ein unglaublicher Ort, mit so viel Geschichte, einem unglaublichen Feld, so vielen Storys, und doch scheint (LIV Golf, Anm.) das zu sein, worum es bei all den Fragen geht“, kritisierte der US-Amerikaner.

Preisgeld entzweit Golfelite

Letztlich ist es der Ruf des Geldes, der die Golfelite entzweit. Jon Rahm bekam für seinen US-Open-Sieg im Vorjahr 2,25 Millionen Dollar, LIV-London-Gewinner Charl Schwartzel erhielt am Samstag einen Scheck über vier Millionen Dollar. Der in London an Stelle 48 Letztplatzierte (Andy Ogletree) kassierte mit 120.000 Dollar fast viermal so viel wie der 48. der US Open. Hinzukommen noch die neunstelligen Beträge, die Stars wie Johnson für ihren Wechsel einstreichen.

„Wenn die Leute zu Hause sagen, dass Dustin Johnson jetzt ein schlechter Mensch ist, ist das nicht fair“, meinte Thomas. „Wünschte ich, er hätte es nicht getan und bin ich etwas traurig darüber? Ja, aber es ist, was es ist“, sagte der 29-Jährige, der seinen Zwiespalt in der Causa ehrlich erklärte. „Die besten Spieler der Welt müssen hier sein, aber gleichzeitig möchte ich nicht unbedingt, dass sie auf beiden Touren spielen können.“

Getrennte Flights

Die USGA hat indes ihr Bestes getan, dass an den ersten zwei Tagen der US Open LIV-Teilnehmer nicht im selben Flight mit ihren Kritikern wie dem Nordiren Rory McIlroy abschlagen. So startet Mickelson auf dem schwierigen Par-70-Platz unter anderen an der Seite von Oosthuizen.

US-Golfer Tiger Woods
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Tiger Woods verzichtet auf eine Teilnahme bei den 122. US Open, um sich von seinem schweren Autounfall 2021 besser zu erholen

Schwer wiegt für das Turnier auch der Ausfall von Woods. Der 46-Jährige hatte vergangene Woche seinen Startverzicht erklärt, da er nach seinem schweren Autounfall im Februar 2021 noch mehr Zeit benötige, um wieder fit zu werden. Der 15-fache Major-Sieger war im April beim Masters auf die Golftour zurückgekehrt und hatte auch an der PGA Championship im Mai teilgenommen, dort jedoch wegen zu großer Schmerzen im rechten Bein aufgegeben.

Straka peilt Bestleistung an

Als Favoriten gelten die üblichen Verdächtigen: Der Masters-Sieger und Weltranglistenerste Scottie Scheffler aus den USA, der spanische Titelverteidiger Rahm, Thomas und McIlroy, der mit einem Sieg bei den Canadian Open im Gepäck nach Brookline, einem Vorort von Boston, anreist. Zu diesem elitären Kreis zählt Straka noch nicht, der 29-Jährige peilt aber jedenfalls bei seiner zweiten US-Open-Teilnahme sein bestes Ergebnis bei einem Major an. Dieses war ihm 2019 mit Platz 28 bei seinem US-Open-Debüt gelungen.

Der österreichische Golfer Sepp Straka
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Seinen 28. Platz aus dem Jahr 2019 möchte Sepp Straka bei der diesjährigen Ausgabe der US Open unterbieten

Straka und der Rest des Feldes wird im traditionsreichen Country Club von Brookline, wo zuletzt vor 34 Jahren US Open stattfanden, auf einen neu gestalteten Kurs treffen. Der gebürtige Wiener wird unter anderem die Tücken von Loch elf kennenlernen – einem nur 120 Meter langen Par-3-Loch, das allerdings von vier Bunkern und einem Bach verteidigt wird und bei den US Open zuletzt 1913 bespielt wurde.