Formel 1

Verstappen schlägt Sainz in Kanada knapp

Red-Bull-Pilot Max Verstappen hat beim neunten Formel-1-Saisonrennen in Kanada den sechsten Sieg gefeiert. Der Niederländer lieferte sich am Sonntag in der Schlussphase des Rennens auf dem Circuit Gilles Villeneuve in Montreal einen harten Kampf mit Ferrari-Pilot Carlos Sainz und setzte sich letztlich 0,993 Sekunden vor dem Spanier durch. Dritter wurde der Brite Lewis Hamilton (+ 7,006 Sek.) vor seinem Landsmann und Mercedes-Teamkollegen George Russell (+ 12,313 Sek.).

Für Hamilton war der erste Podestplatz seit dem Saisonauftakt im März in Bahrain ein in letzter Zeit selten gewordenes Erfolgserlebnis. Auch Charles Leclerc darf mit seiner Leistung in Kanada zufrieden sein. Dem Monegassen, der das Rennen wegen Tauschs mehrerer Komponenten an seinem Ferrari vom vorletzten Startplatz in Angriff hatte nehmen müssen, gelang eine eindrucksvolle Aufholjagd. Leclerc (+ 15,168 Sek.) belegte schließlich den fünften Endrang. Der von Position zwei gestartete Fernando Alonso (Alpine) bekam nachträglich eine Zeitstrafe von fünf Sekunden für zu viele Spurwechsel im Duell mit Valtteri Bottas (Alfa Romeo) und fiel von dem siebenten auf den neunten Rang zurück.

Verstappen war bei seinem 150. Grand-Prix-Start von der Poleposition gut weggekommen und gab das Tempo vor. Als Zweiter folgte ihm bald Sainz, nachdem der seinen spanischen Landsmann Alonso in Runde drei überholt hatte. Der Ferrari-Pilot verkürzte mit einer schnellsten Rennrunde den Abstand auf den Red Bull des Niederländers und lag nach sechs Runden nur noch weniger als drei Sekunden zurück.

Sainz zieht an Alonso vorbei

Calros Sainz überholt Fernando Alonso und schiebt sich auf den zweiten Platz vor.

Perez fällt früh aus

Pech hatte Verstappens Red-Bull-Teamkollege Sergio Perez. Der Mexikaner musste seinen Boliden bereits in der neunten Runde am Streckenrand abstellen. Ihm blieb eigenen Aussagen zufolge der Gang stecken. „Wir denken, es war ein Problem mit dem Getriebe“, sagte Teamchef Christian Horner später. Verstappen nutzte wie Hamilton eine virtuelle Safety-Car-Phase für einen Reifenwechsel. Sainz und Alonso blieben hingegen auf der Strecke.

Perez fällt aus

Sergio Perez muss das Rennen vorzeitig beenden.

An der gleichen Stelle wie Perez stellte in der 20. Runde auch Mick Schumacher seinen Haas wegen eines Defekts ab. Dieses Mal zog Sainz mit dem Reifenwechsel während des virtuellen Safety-Cars nach. Als die Boxencrew gerade am Auto des Spaniers zugange war, wurde das Rennen jedoch wieder normalisiert – zum erhofften Zeitgewinn gegenüber Verstappen kam es daher nicht.

In der 43. Runde bog der Niederländer ein zweites Mal in die Boxengasse ab, zuvor hatte er Verschleißerscheinungen seiner Reifen gemeldet. Sechs Runden später sorgte schließlich Yuki Tsunoda für eine spannende Schlussphase. Der Japaner krachte, als er gerade aus der Box kam, mit seinem Alpha Tauri in die Mauer – diesmal musste das richtige Safety-Car auf die Strecke.

Tsunoda sorgt für nächsten Ausfall

Yuki Tsunoda fällt als Nächster aus. Darauf folgt eine längere Safety-Car-Phase.

Sainz holt sich frische Reifen ab

Ferrari nutzte die Chance und holte den zu diesem Zeitpunkt in Führung liegenden Sainz an die Box. Der Spanier verlor trotzdem Rang eins knapp an Verstappen, hoffte mit den etwas frischeren Reifen aber Druck auf den Niederländer ausüben zu können. Am Ende der 54. Runde wurde das Rennen wieder freigegeben. Verstappen führte zu diesem Zeitpunkt vor Sainz, dem Mercedes-Duo Hamilton und Russell sowie Ocon und Alonso im Alpine. Auf Rang sieben folgte Leclerc.

Verstappen konnte bis zum Schluss die Angriffe von Sainz abwehren und feierte schließlich seinen insgesamt 26. Grand-Prix-Sieg. In der WM-Wertung baute der Titelverteidiger (175 Punkte) seinen Vorsprung auf Perez (129) auf 46 Zähler aus. Leclerc (126) liegt als weiterhin Dritter 49 Punkte zurück.

„Wir waren immer am Limit“

„Es war nicht einfach. Das ganze Rennen war Ferrari etwas schneller. Wir hatten aber eine gute Strategie, aber es war nicht einfach. Wir waren immer am Limit, da darfst du natürlich keinen Fehler machen“, sagte Verstappen im ORF-Interview. Das Safety-Car habe seinem Team „nicht geholfen. Wir waren schnell im Rennen, das haben wir gewusst. Es war so aufregend, ich habe alles gegeben, Carlos hat alles gegeben, und ich habe immer gesehen, wie er gepusht hat“, meinte der Niederländer.

Verstappen über das Rennen

Sieger Max Verstappen geht nach dem Rennen noch einmal auf den harten Verlauf ein.

Sainz erklärte, dass bei seinem Ferrari zum Schluss „der Pace“ gefehlt habe. „Ich habe alles gegeben – alles. Aber das Positive ist, dass wir schneller waren als gedacht. Wir waren knapp dran, ich nehme das Positive mit und versuche es beim nächsten Mal wieder.“

Sainz zeigt sich zufrieden

Die Bemühungen von Carlos Sainz haben am Ende nicht ganz gereicht. Er zeigte sich dennoch zufrieden mit dem Rennen.

„Ich war zum ersten Mal in diesem Jahr der Schnellste auf der Strecke“, meinte der Spanier. „Ohne Safety-Car wäre es sich vielleicht mit dem Sieg ausgegangen, wir waren knapp dran. Ich habe alles probiert und sehr viel riskiert. Aber Max hat keinen Fehler gemacht, deshalb war es wirklich schwierig.“

Hamilton mit Podestplatz „wirklich zufrieden“

Hamilton bedankte sich bei seiner Fan-Basis in Montreal. „Die Zuschauer sind echt super.“ Der dritte Platz sei ein Kampf gewesen, so wie eigentlich die ganze Saison bisher. „Aber wir arbeiten weiter und verlieren den Fokus nicht. Ich bin so stolz auf meine Crew, die inspirieren mich. Noch sind Red Bull und Ferrari schneller, aber wir holen auf. Es ist mein zweites Podium in dieser Saison, ich bin wirklich zufrieden“, sagte der Brite.

Hamilton froh über Platz drei

Hamilton war froh über den dritten Platz. Er zeigte sich optimistisch, dass Mercedes wieder näher an Red Bull und Ferrari herankommt.

„Es war so ein schwieriges Jahr bis jetzt. Das Wochenende gibt mir Hoffnung, dass es besser wird. Es geht in die richtige Richtung. Wir haben nicht viel am Auto verändert, aber wir sind besser mit unserem Set-up. Das Auto hat sich besser angefühlt“, befand Hamilton.

Grand Prix von Kanada in Montreal

Endstand nach 70 Runden (305,27 km):
1. Max Verstappen NED Red Bull 1:36:21,757
2. Carlos Sainz ESP Ferrari + 0,993
3. Lewis Hamilton GBR Mercedes 7,006
4. George Russell GBR Mercedes 12,313
5. Charles Leclerc MON Ferrari 15,168
6. Esteban Ocon FRA Alpine 23,890
7. Valtteri Bottas FIN Alfa Romeo 25,247
8. Zhou Guanyu CHN Alfa Romeo 26,952
9. Fernando Alonso * ESP Alpine 29,945
10. Lance Stroll CAN Aston Martin 38,222
11. Daniel Ricciardo AUS McLaren 43,047
12. Sebastian Vettel GER Aston Martin 44,245
13. Alexander Albon THA Williams 44,893
14. Pierre Gasly FRA Alpha Tauri 45,183
15. Lando Norris GBR McLaren 52,145
16. Nicholas Latifi CAN Williams 59,978
17. Kevin Magnussen DEN Haas 1:08,180

* 5 Sekunden Zeitstrafe wegen Rennvergehens

Out: Sergio Perez (MEX/Red Bull), Mick Schumacher (GER/Haas), Yuki Tsunoda (JPN/Alpha Tauri)

Schnellste Runde: Sainz (1:15,749)