Vergangenes Jahr hatte Verstappen zum gleichen Zeitpunkt der Saison 32 Punkte mehr auf dem Konto als Mercedes-Star Lewis Hamilton, nur zwei Rennen später lag er acht Zähler hinter dem Briten. „Es ist noch immer ein langer Weg. Der Vorsprung ist ziemlich groß, aber das kann sehr schnell umschlagen“, dämpfte der Weltmeister nach seinem ersten Sieg in Montreal daher zu große Vorfreude auf eine mögliche Titelverteidigung.
Er befindet sich aber auf einem guten Weg. Nach zwei Ausfällen in den ersten drei Saisonrennen stand der 24-Jährige in den letzten sechs Rennen nur in Monte Carlo als Dritter nicht ganz oben auf dem Podest. Eine Garantie für einen Alleingang ist das allerdings auch nicht. Sie seien am Sonntag nicht die Schnellsten gewesen, betonte der WM-Spitzenreiter. „Es hat nicht immer gut ausgeschaut. Aber wir haben trotzdem gewonnen, das ist auch eine Qualität.“
Diese Qualität war vor allem Verstappen selbst zu verdanken. In der Schlussphase des Rennens hatte er den Ferrari von Carlos Sainz rundenlang mit einem Abstand von unter einer Sekunde im Rückspiegel. Der Spanier kam aber trotz des schnelleren Autos und der Überholhilfe DRS einfach nicht an Verstappen vorbei, der im neunten Saisonrennen den sechsten Sieg feierte.
Ferrari verspricht Angriff
Der aus der letzten Startreihe ins Rennen gegangene Charles Leclerc wurde im zweiten Ferrari nach einer Aufholjagd immerhin noch Fünfter. Ob die „Scuderia“ in den nächsten Rennen den Druck auf Red Bull erhöhen kann, bleibt abzuwarten. Das schnellste Auto im Feld haben die Italiener, das einzige Manko ist die Zuverlässigkeit.
Immer wieder gibt es Probleme mit dem Antrieb. Der Tiefpunkt war vor einer Woche der Doppelausfall in Baku. In Kanada bekamen beide Fahrer deshalb einen neuen Motor. „Wir haben jetzt neue Motoren für die kommenden Rennen und haben vier Rennen bis zur Sommerpause, in denen wir angreifen können“, sagte Ferrari-Teamchef Mattia Binotto.
Aufatmen bei Mercedes
Während man bei Ferrari weiter vom ersten WM-Titel seit 2007 träumt, hat man bei Mercedes die aktuelle Saison bereits abgeschrieben. Die Silberpfeile durften sich in Kanada nach längerer Zeit aber wieder über ein Erfolgserlebnis freuen. Lewis Hamilton fuhr unmittelbar vor seinem Teamkollegen George Russell auf Platz drei. Der siebenfache Weltmeister, der bereits fast 100 Punkte hinter Verstappen liegt, freute sich wie über einen Sieg. „Wir kommen näher“, sagte Hamilton. Schon verhaltener war die Freude bei seinem Teamchef. „Wir müssen happy sein. Das ist okay“, so Toto Wolff.
Bis zum nächsten Grand Prix am 3. Juli in Silverstone bleiben den Teams noch knapp zwei Wochen. Es wird das erste von sieben Europarennen bis Mitte September sein. Vor der einmonatigen Sommerpause im August wird auch noch in Spielberg (10. Juli), Le Castellet (24. Juli) und Budapest (31. Juli) um WM-Punkte gefahren.