Nina Burger schießt Ball
GEPA/Michael Meindl
Fußball

Burger drängt mit Vienna an die Spitze

Mit dem Eröffnungsspiel der 13. Fußball-EM der Frauen am 6. Juli zwischen England und Österreich werden auch die Erinnerungen an das rot-weiß-rote „Sommermärchen“ 2017 wach. Der Semifinal-Einzug hob auch die heimische Liga mehr ins Rampenlicht. Stellvertretend für den Aufschwung steht auch die Vienna, die es vergangene Saison als Aufsteigerin aus dem Stand auf den vierten Platz schaffte. Für Nina Burger, die sportliche Leiterin bei Österreichs ältestem Fußballclub, ist das nur der Beginn der Fahnenstange: „Der Weg ist schon Richtung Top Zwei vorgegeben.“

Burger, die 2017 mit ihrem Siegestor gegen die Schweiz die Euphoriewelle ins Rollen brachte, hat seit 2020 die Zügel der Frauen-Abteilung in Wien-Döbling in der Hand und durfte sich über eine gelungene erste Saison in der Planet-Pure-Frauen-Bundesliga freuen. Die Aufsteigerinnen mussten nur den Serienmeisterinnen aus St. Pölten, Sturm Graz und der Wiener Austria den Vortritt lassen. Die Vorgabe, knapp hinter den Topteams zu landen und diese „auch zu ärgern“, wurde damit voll erfüllt, so Burger im Gespräch mit ORF.at. Mehr noch: „Mit Platz vier sind wir sogar über dem Ziel gelandet.“

Vor allem, dass man gleich „gut mithalten konnte und das in jedem Spiel“, habe sie aber doch etwas überrascht, so die Sportdirektorin. Denn die Erwartungshaltung sei nach einer makellosen Aufstiegssaison eine große gewesen: „Das erste Ziel Aufstieg haben wir auch gleich geschafft. Wir waren Favorit und haben es auch ohne Punkteverlust gemeistert. Die Bundesliga-Mannschaften haben das registriert und haben sich bereits erwartet, dass wir oben mitspielen können“, so die 34-Jährige. „Es war wichtig für uns zu sehen, dass wir auch gegen die großen Teams Chancen haben und mithalten können.“

Viktoria Hahn (Vienna), Isabelle Meyer (St.Pölten) und Sarah Wronski (Vienna) in Action
GEPA/Walter Luger
Die Aufsteigerinnen aus Wien, hier in Weiß, verkauften sich auch gegen Serienmeister St. Pölten teuer

Um die Großen – allen voran die Wölfinnen aus St. Pölten – jedoch ernsthaft in Bedrängnis zu bringen, habe trotz guter Leistungen doch ein entscheidender Faktor gefehlt: „Körperlich müssen wir doch noch einiges zulegen. Von der zweiten in die erste Liga ist es doch ein Sprung, wir haben gemerkt, dass wir körperlich mit den Topteams noch nicht mithalten konnten“, so Burger. Mit einer entsprechenden körperlichen Konstanz „wäre noch mehr drinnen gewesen“, ist die ehemalige Stürmerin überzeugt.

„Mittelfeld reicht uns nicht“

St. Pölten ist auch der Maßstab, an den Burger ihre Vienna, die 1989 als erster Bundesliga-Club eine Frauen-Abteilung eingerichtet und diese vor zehn Jahren nach dem Aus 1997 wiederbelebt hatte, anlegt. Dazu wird sich im Kader des neuen Trainers Mark Dobrounig, der Interimstrainer Nici Koller nachfolgt, „einiges tun“, so Burger: „damit wir noch tiefer und breiter werden und weiter vorne mitspielen können“. Dazu werden die Döblingerinnen einen eigenen Athletiktrainer erhalten, um sich physisch den Topteams anzunähern. Auch in Sachen Taktik soll die Vienna in ihrem zweiten Bundesliga-Jahr „variabler werden“.

Nina Burger gegen Irene Paredes, 2018
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Burger (Mi.) bringt die Erfahrung von 109 Länderspielen in ihre Arbeit als sportliche Leiterin mit

Der Weg, den die Vienna laut Burger gehen soll, ist klar vorgezeichnet. „Die nächsten Jahre im Mittelfeld reicht uns nicht“, so die 34-Jährige, „das Ziel ist, mittelfristig in der Spitze zu sein und dauerhaft dort zu bleiben.“ Das soll vor allem mit Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs passieren: „Wir konzentrieren uns als gesamter Verein auf den Nachwuchs und hoffen, dass wir viele junge Spielerinnen entwickeln und auch woanders hinbringen. Das Ziel ist es aber, die besten Spielerinnen vorerst zu halten und mit vielen Eigenbauspielerinnen dauerhaft oben mitzuspielen.“

Marke Vienna als Vorteil

Der Aufstieg der Männer in die 2. Liga war auch für die blau-gelbe Gesamtheit ein wichtiger Schritt gewesen, von dem kurzfristig zwar die Frauen, aber langfristig beide Geschlechter profitieren, so Burger: „Von diesem Aspekt her profitieren wir schon sehr, bei der Vienna zu sein und eine gute Struktur, bessere Organisation und auch eine größere Fanbasis zu haben. Aber es ist auch eine Herausforderung, denn die Erwartungshaltung ist auch eine größere.“

Die traditionsreiche Marke Vienna, die Burger gemeinsam mit ihrem männlichen Pendant Markus Katzer auch als Ganzes stärken, will sei aber nur einer von vielen Puzzleteilen. „Namen bringen nicht gleichzeitig Erfolg, aber mehr Möglichkeiten: Infrastrukturell, finanziell, Breite im Nachwuchsbereich, mehr – ehrenamtliche – Mitarbeiter und mehr Zusammenhalt“, so die gebürtige Niederösterreicherin.

Burger will mit ihrem Team jedenfalls einen großen Teil dazu beitragen, dass die Vienna in der kommenden Saison noch mehr in aller Munde ist. Denn während es für die Burschen vorerst einmal darum geht, sich als Aufsteiger wieder in der 2. Liga zu etablieren, hofft die sportliche Leiterin der Frauen auf den nächsten Schritt. Und der heißt, „einen Platz besser platziert als vergangene Saison“ zu sein. Oder kurz zusammengefasst: ein Platz in den Top Drei.