Radfahrer bei der Tour de France
GEPA/Panoramic/Photo News/Jan De Meuleneir
Radsport

Tour de France zittert vor CoV-Desaster

In Kopenhagen fällt am 1. Juli der Startschuss für die 109. Tour de France. Nach zwei Jahren unter Coronavirus-Bedingungen schien eine Rundfahrt wie vor der Pandemie möglich. Doch nach dem Desaster bei der Tour de Suisse herrscht höchste Alarmstimmung. Ein positiver Test – und alles ist vorbei. Vier Österreicher vermeiden dieser Tage wieder einmal direkte Kontakte, um drei Wochen lang beim Radhighlight des Jahres durch das Hochgebirge strampeln zu dürfen.

Felix Großschartner ist dem Coronavirus zuletzt erfolgreich ausgewichen, aber er weiß: Der unsichtbare Feind fährt wieder mit. Als Gesamtsiebenter der Tour de Suisse gehörte der Oberösterreicher zu den Besten – und Glücklichen, die um einen positiven Coronavirus-Test herumkamen. Mehr als 40 Radprofis mussten das am Sonntag zu Ende geradelte Rennen vorzeitig beenden. Von Großschartners Bora-Team schaffte es nur ein Trio über die letzte Ziellinie.

So bleibt die Teilnehmerliste für die Tour länger als geplant eine provisorische. Großschartner darf sich gute Chancen auf sein zweites Antreten nach 2020 ausrechnen, was nach einem Fersenbruch in der Saisonpause, einer Coronavirus-Erkrankung im Jänner und einem Schlüsselbeinbruch im März durchaus beachtlich ist.

Radsportler Felix Grossschartner (AUT)
APA/AFP/Miguel Riopa
Felix Großschartner und seine Kollegen versuchen, sich so gut wie möglich zu isolieren

Die Tour könnte gut und gerne ein drittes Jahr in Folge zur Lotterie werden, vermutete Großschartner. „Das wünscht sich niemand, aber Corona ist zurück.“ Dabei habe das Virus in der Schweiz gefühlsmäßig „eigentlich gar nicht existiert“, erzählte der 28-Jährige. „Es war dann einfach surreal, dass es wieder so ausartet.“ Ralph Denk, Großschartners Teamchef, sagte der deutschen Nachrichtenagentur dpa mit Blick nach Frankreich: „Die Sorge ist da. Es kann schon einschlagen.“

Zitterpartie auch für Gogl

Für Michael Gogl war der Schweiz-Auftritt nach der vierten Etappe vorbei. Der Grund: grippeähnliche Symptome. Eine CoV-Infektion wurde dem Oberösterreicher nicht bescheinigt, doch auch ein gewöhnlicher Infekt erschwert die Vorbereitung auf das große Jahreshighlight über 21 Etappen und 3.328 Kilometer – und könnte den 28-Jährigen seinen Platz im Alpecin-Team kosten.

Gogl aber fühlt sich nach einigen Tagen Pause wieder fit – und ist angesichts seiner persönlichen Zitterpartie zuversichtlich. Ideal sei die Ausgangslage nicht, doch seinem fünften Tour-Start stehe normalerweise nicht viel im Weg, teilte er mit. Schafft er es ins finale Aufgebot, stellt Österreich bei der diesjährigen „Großen Schleife“ wohl ein (oberösterreichisches) Quartett, dem neben Gogl und dem Bora-Duo Großschartner und Patrick Konrad außerdem noch Sebastian Schönberger vom kleinen französischen Team B&B Hotel angehört.

„Isolieren, so gut es geht“

Sie alle werden künftig wieder vermehrt Maske tragen. Tour-Favorit Tadej Pogacar hat es vorgemacht. „Wir isolieren uns, so gut es geht“, sagte der Gewinner der Frankreich-Rundfahrt 2020 und 2021 zuletzt, während er die Slowenien-Rundfahrt für sich entschied. „An den ersten zwei Tagen haben wir Autogramme geschrieben und Fotos mit den Leuten gemacht. Nun bleiben wir auf Abstand, denn wir wollen bei der Tour am Start stehen“, sagte der Slowene, dessen Umfeld von Covid betroffen war.

Auch die Mannschaft von Pogacars Rivalen Primoz Roglic hat es erwischt. Jumbo-Visma verließ nach Coronavirus-Fällen im Team als Erstes die Tour de Suisse, weshalb nun zunächst keiner dieser Fahrer zu Roglic ins Trainingslager reisen wird. Um sich selbst seiner Chancen nicht zu berauben, ist auch Großschartner wieder im Coronavirus-Maßnahmenvollzug. „Ich bin nicht voll besessen davon, aber ich fordere es nicht heraus.“

CoV-Maßnahmen flammen auf

Vor dem Tour-Start müssen laut aktuellem Stand alle Fahrer einen negativen PCR-Test vorlegen, danach soll wie in den letzten beiden Jahren jeweils an den Ruhetagen getestet werden. Bei den Ausgaben 2020 und 2021 gab es keinen positiven Fall, allerdings hatte sich der Tour-Tross damals strikt isoliert und in einer eigenen Blase bewegt. Seit dieser Saison hat der Radweltverband (UCI) die Regeln wieder gelockert.

Zurück zur strikten Vermeidungstaktik wollen die Teams noch nicht. „Wenn wir uns wieder vor den Fans, vor den Journalisten isolieren, dann geht irgendwann das Flair des Sports verloren. Da habe ich Bauchschmerzen“, meinte Denk. Großschartner erwartet, dass die Coronavirus-Konzepte zumindest in abgeschwächter Form wiederbelebt werden. „Es wird sicher wieder restriktiver zugehen.“

Tour de France

Etappenplan 2022

01.07. 1. Etappe Kopenhagen - Kopenhagen (13,2 km/EZF)
02.07. 2. Etappe Roskilde - Nyborg (202 km)
03.07. 3. Etappe Vejle - Sönderborg (182 km)
04.07. 1. Ruhetag
05.07. 4. Etappe Dünkirchen - Calais (172 km)
06.07 5. Etappe Lille - Arenberg (157 km)
07.07. 6. Etappe Binche - Longwy (220 km)
08.07. 7. Etappe Tomblaine - Planche des Belles Filles (176 km/BAK)
09.07. 8. Etappe Dole - Lausanne (186 km)
10.07. 9. Etappe Aigle - Chatel les Portes du Soleil (193 km)
11.07. 2. Ruhetag
12.07 10. Etappe Morzine - Megeve (148 km)
13.07. 11. Etappe Albertville - Col de Granon (152 km/BAK)
14.07. 12. Etappe Briancon - Alpe d'Huez (166 km/BAK)
15.07. 13. Etappe Le Bourg-d'Oisans - Saint-Etienne (193 km)
16.07. 14. Etappe Saint-Etienne - Mende (192 km)
17.07. 15. Etappe Rodez - Carcassonne (202 km)
18.07. 3. Ruhetag
19.07. 16. Etappe Carcassonne - Foix (179 km)
20.07. 17. Etappe Saint-Gaudens - Peyragudes (130 km/BAK)
21.07. 18. Etappe Lourdes - Hautacam (143 km/BAK)
22.07. 19. Etappe Castelnau-Magnoac - Cahors (189 km)
23.07 20. Etappe Lacapelle-Marival - Rocamadour (40,7 km/EZF)
24.07. 21. Etappe Paris - Paris Champs-Elysees (116 km)

BAK = Bergankunft
EZF = Einzelzeitfahren

Gesamtlänge: 3.350 km