Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt)
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Fußball

Hinteregger beendet überraschend Karriere

Martin Hinteregger hat völlig überraschend und mit sofortiger Wirkung seine Profikarriere beendet. Den Entschluss des 29-Jährigen teilte sein Club Eintracht Frankfurt am Donnerstag mit. „Den Sieg in der Europa League habe ich deswegen so ausgiebig genossen, weil ich da schon wusste, dass es meine letzte große Siegesfeier mit den fantastischen Fans in dieser Stadt sein würde, die meine zweite Heimat geworden ist“, sagte Hinteregger in einer Mitteilung des Clubs von Coach Oliver Glasner.

Nach 138 Pflichtspielen (14 Tore, sechs Assists) bat Hinteregger die Eintracht, seinen noch bis 30. Juni 2024 gültigen Vertrag aufzulösen. Davor war er für Red Bull Salzburg, Borussia Mönchengladbach und Augsburg tätig gewesen. „Martins Entscheidung kam für uns unerwartet, aber er hat uns seine Perspektive und Gründe eindrücklich und überzeugend dargelegt. Daher war es für uns keine Frage, diesem sportlich schmerzlichen, aber menschlich nachvollziehbaren Wunsch zu entsprechen“, sagte Frankfurt-Sportvorstand Markus Krösche.

Hinteregger habe vergangenen Herbst schon einmal über ein Karriereende nachgedacht. „Ich habe mich sportlich in einer schwierigen Phase befunden. Meine Leistungen waren schwankend. Die Siege haben sich nicht mehr so gut angefühlt, dafür tat jede Niederlage doppelt so weh. Mein Leistungsschub im Frühjahr und unsere gemeinsamen Erfolge in der Europa League haben mich dann umso mehr motiviert, mich mit einem großen sportlichen Erfolg zu verabschieden“, erklärte Hinteregger, der 67 Länderspiele für Österreich bestritt. Die Spiele in der Nations League unter Neo-Teamchef Ralf Rangnick verpasste er zuletzt aufgrund einer Verletzung.

Martin Hinteregger (Eintracht Frankfurt) und Che Adams (Schottland)
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In der Verteidigung des österreichischen Nationalteams war Martin Hinteregger in den letzten Jahren gesetzt

Entschuldigung für „unbedachte Worte“

Zuletzt war der Kärntner in Erklärungsnot geraten, nachdem seine Geschäftsbeziehung zum früheren FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl medial thematisiert worden war. Der wie Hinteregger aus Sirnitz stammende steirische Lokalpolitiker wird der extremen Rechte zugeordnet. Bis voriges Jahr saß Sickl für die FPÖ im Grazer Gemeinderat. Er hat unter anderem Räumlichkeiten an die vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufte Identitäre Bewegung vermietet und soll diese als Ordnungsdienst unterstützt haben.

Zwar hatte der Fußballer die Beziehung nach entsprechenden Enthüllungen schnell beendet und sich deutlich nach rechts abgegrenzt, jedoch sorgten weitere Interviewaussagen für immer neuen Ärger. „In den vergangenen Wochen haben sich rund um meinen ‚Hinti-Cup‘, den ich mit Herzblut und besten Gewissens ausgetragen habe, einige Themen ergeben, deren Tragweite mir erst im Nachhinein klargeworden ist. Emotionale, vielleicht unbedachte Worte von mir haben zu Irritationen geführt, und dafür möchte ich mich entschuldigen“, sagte Hinteregger. „Um es noch mal ganz klar zu sagen: rechtes, intolerantes und menschenverachtendes Gedankengut verurteile ich aufs Schärfste“, stellte Hinteregger noch einmal klar.

Vom Publikumsliebling zum Problemfall

In Frankfurt, wo er seit Jänner 2019 spielte, war Hinteregger zwar wegen seiner nahbaren und unverstellten Art ein Publikumsliebling, geriet zuletzt aber auch immer mehr zum Problemfall für den Verein, der sich wie kaum ein anderer Club in Deutschland – angeführt von Präsident Peter Fischer – klar und entschieden gegen rechts abgrenzt. „Martins Schritt verdient Respekt und Anerkennung“, sagte nun Krösche, für den sich damit ein ernstes Problem von selbst löst.

Der Funktionär fügte an: „Nicht zuletzt aufgrund seiner aufrichtigen Entschuldigung für sein Verhalten in den zurückliegenden Tagen und Wochen und seiner deutlichen und glaubhaften Distanzierung von rechtem Gedankengut bleibt er in Frankfurt als verdienter Spieler und Europapokalsieger immer willkommen.“ Hinteregger habe dazu beigetragen, dass der Verein „diese tolle Entwicklung“ nehmen konnte.