Einen österreichischen Etappensieg hatten vor Konrad nur der dreifache Tagessieger Max Bulla (1931) und Georg Totschnig 2005 geschafft. Entsprechend fällt sein Rückblick aus. „Es war der schönste Tag in meiner Radsportkarriere. Ich erinnere mich sehr oft und sehr gerne daran zurück“, sagte der 30-Jährige.
Zweite Plätze beim Giro 2020 und der Tour 2021 hatte er schon, der Triumph kam also nicht ganz überraschend. „Es ist die Bestätigung dafür, was mir immer alle zugetraut haben. Familie, Freunde, das Team haben gesagt und daran geglaubt, dass ich es draufhabe. Dass ich ein ganz großes Rennen oder eine Etappe gewinnen kann“, erzählte er. „Von dem her gehe ich auch mit voller Motivation in die diesjährige Tour. Wenn man es einmal geschafft hat, warum nicht wieder. Ein Etappensieg ist wieder ein Ziel“, sagte Konrad.
Sechs Österreicher bei Tour de France
Sechs Österreicher gehen ab Freitag bei der Tour de France an den Start – so viele wie noch nie. Für den einen oder anderen könnte es sogar einen Etappensieg geben.
„Ich bin bereit für die Tour“
Dass er mit diesem Selbstvertrauen heuer an den Start des wichtigsten Radrennens der Welt gehen kann, war im Frühjahr so nicht absehbar. Konrad hatte Anfang März bei einem Sturz eine Gehirnerschütterung erlitten und sich danach eine Coronavirus-Infektion eingefangen. Fünf Wochen musste er pausieren. Er habe den Trainingsrückstand mittlerweile aufholen können. „Ich gehe mit dem Hintergedanken rein, dass ich frischer bin, als wenn ich die Ardennen-Klassiker oder die Katalonien-Rundfahrt in den Beinen hätte. Ich bin bereit für die Tour.“
Bereit sieht er auch sein Team. Peter Sagan, siebenfacher Sieger des Grünen Trikots für den besten Sprinter, hat Bora im Sommer verlassen, der Ire Sam Bennett, 2020 Gewinner des Grünen Trikots, wurde nicht berücksichtigt. Damit fokussiert sich das deutsche Team ganz auf die Gesamtwertung und Bergetappen. Der Russe Alexander Wlasow soll für einen Stockerlplatz in Paris sorgen, Konrad, der österreichische Doppel-Staatsmeister Felix Großschartner oder ihr Landsmann Marco Haller wollen bei Etappen aufzeigen, falls sich die Chance ergibt.
„Brutal gute Mannschaft“
Dass die Strategie aufgehen kann, bewies der heurige Giro d’Italia, als der Australier Jai Hindley den ersten ganz großen Rundfahrtsieg für Bora einfuhr. „Wir haben eine sehr starke Bergfahrertruppe zusammen. Beim Giro hat man gesehen, was alles möglich ist, was wir für Potenzial haben. Bora hat mittlerweile eine brutal gute Mannschaft“, so Konrad.
Wlasow war schon bei der Tour de Suisse auf dem Weg zum Sieg, musste wegen CoV aber als Gesamtführender aussteigen. Auch Haller und Teamkollege Maximilian Schachmann waren betroffen, Konrad nicht. Der Niederösterreicher war bei der Dauphine am Start, ließ die Schweiz aus und bereitete sich in den vergangenen zehn Tagen mit einem Höhentrainingslager im Ötztal auf den Saisonhöhepunkt vor.
Eisel als sportlicher Leiter
Bei diesem hat er ein einstiges Idol an seiner Seite. Bernhard Eisel ist seit heuer einer der sportlichen Leiter unter dem neuen Sportdirektor Rolf Aldag. Sehr zur Freude von Konrad. „Als ich als Nachwuchsfahrer angefangen habe, die Profis zu verfolgen, war Bernie die Nummer eins in Österreich. Da hat man auf ihn hinaufgeschaut. Dann wird man Profi und fährt mit ihm 2016 die erste Tour de France, mittlerweile ist er die Stimme im Ohr. Es ist cool, wenn Bernie bei uns im Team ist“, sagte Konrad über den Steirer, der mit zwölf Tour-Teilnahmen Österreichs Rekordteilnehmer bei der Frankreich-Rundfahrt ist.