Tadej Pogacar, 2021
APA/AFP/Anne-Christine Poujoulat
Tour de France

Pogacar gejagt von Roglic und Coronavirus

Der nächste slowenische Sieg bei der Tour de France dürfte programmiert sein. Denn Titelverteidiger Tadej Pogacar und auch sein Landsmann Primoz Roglic werden vermutlich für die Konkurrenz erneut zu stark sein, wenn sie sich bei dem am Freitag beginnenden Saisonhöhepunkt wie bisher präsentieren. Zum Spielverderber nicht nur für das Duo könnte das Coronavirus werden, sorgten doch vor dem Dreiwochenspektakel etliche Fälle in mehreren Rennställen für Aufregung und Ausfälle.

Und so muss Roglic auf seinen Sportchef Merijn Zeeman zumindest in der ersten Tour-Phase verzichten. Der 43-Jährige gab erst am Mittwoch bekannt, dass er an Covid-19 erkrankt ist und erst nach der Genesung zum Tour-Tross stoßen wird. „Glücklicherweise bin ich immer noch negativ“, sagte Roglic. „Wir können uns nur an die Regeln halten und so gut wie möglich schützen. Alles andere liegt nicht in unseren Händen.“

Wie Roglic blieben auch die weiteren Stars kurz vor der am Freitag in Dänemark beginnenden 109. Tour von Infektionen verschont. Pogacar hatte sich im Vorfeld der Tour erneut rar gemacht und in Höhentrainingslager zurückgezogen. Die wenigen Renneinsätze des 23-Jährigen aus dem UAE-Team zeugten jedoch von der anhaltenden Dominanz des Tour-Triumphators von 2020 und 2021.

Tour de France beginnt in Dänemark

Die heurige Tour de France beginnt am Freitag in Kopenhagen mit einem Einzelzeitfahren. Der große Gejagte ist Vorjahressieger Tadej Pogacar.

UAE-Betreuerstab unverändert

Genauso unverändert ist auch sein Betreuerstab – angeführt vom durch Dopingfälle vorbelasteten Teamchef Mauro Gianetti. Diesbezüglich bildet der mit Millionen aus den Emiraten gesponserte Rennstall freilich keine Ausnahme, denn auch in anderen Teams findet sich Personal mit schlechtem Ruf.

Tadej Pogacar
AP/Thibault Camus
Pogacar bereitete sich bei einem Höhentrainingslager abgeschieden auf die Tour vor

Die Westen von Pogacar und auch Roglic sind bisher aber weiß geblieben. Während Pogacar wieder unumschränkter Tour-Kapitän ist, hat die Jumbo-Equipe von Roglic mit Jonas Vingegaard noch ein zweites Ass im Ärmel. Im Vorjahr war der Däne nach dem Sturz-Aus von Roglic eingesprungen und überraschend Zweiter geworden.

„Wir können ihn schlagen“

Bei den heurigen Tour-Generalproben ließen alle drei ihre Muskeln spielen. Der dreifache Vuelta-Sieger Roglic gewann das Criterium du Dauphine vor Vingegaard. Pogacar dominierte mit seinem Edelhelfer Rafal Majka die nicht so stark besetzte Slowenien-Rundfahrt nach Belieben. „Wir hatten bisher ein gutes Jahr, hoffentlich können wir das bei der Tour fortsetzen. Wir wissen aber, dass es nicht einfach wird und es viele Herausforderungen gibt, aber das ist Teil der Magie der Tour“, sagte Pogacar.

Bei der Tour will die Jumbo-Truppe Pogacar mit geballter Teamstärke entthronen. Die Gelb-Schwarzen aus den Niederlanden verfügen mit Alleskönner Wout van Aert (drei Tour-Etappensiege 2021) sowie mehreren starken Kletterern wie Sepp Kuss über eine herausragende Mannschaft. Roglic glaubt an den Sieg: „Wir haben viele Fahrer mit sehr hoher Qualität. Nun müssen wir gut zusammenarbeiten. Wir glauben fest daran, dass wir Tadej schlagen können“, sagte der 32-Jährige.

Primoz Roglic
APA/AFP/Marco Bertorello
Mit dem Gesamtsieg bei der Dauphine untermauerte Roglic seine Topform

Stärkere Helfer für Pogacar

UAE hat aber aufgerüstet und Pogacar ein stärkeres Aufgebot um Majka und Brandon McNulty zur Seite gestellt. Kurzfristig aus dem Aufgebot fiel am Mittwoch wegen eines CoV-Befundes Matteo Trentin. Für den Italiener wurde der Schweizer Marc Hirschi nachnominiert. Dass Pogacar aber nicht unbedingt auf hochkarätige Edelhelfer angewiesen ist, hat der Slowene schon oftmals eindrucksvoll bewiesen. Bleibt er von Stürzen und CoV-Problemen verschont, geht es für den Rest wohl nur um die Ehrenplätze.

Anwärter darauf sind der Vorjahresvierte Ben O’Connor sowie Jack Haig und Damiano Caruso aus dem im Tour-Vorfeld von Dopingfahndern aufgesuchten Bahrain-Team. Auch Daniel Martinez und Ex-Tour-Sieger Geraint Thomas (beide Ineos) zählen dazu. Frankreichs Hoffnungen tragen Romain Bardet, Guillaume Martin, David Gaudu und Thibaut Pinot.

Österreicher auf Etappenjagd

Die sechs Österreicher sind auf Tageserfolge aus. Im Jahr nach seinem heroischen Etappentriumph tritt Patrick Konrad im Bora-Verbund gemeinsam mit Doppelstaatsmeister Felix Großschartner und Marco Haller an. Fraglich sind unterdessen die Gesamtklassementaussichten ihres erst kürzlich von einer CoV-Infektion genesenen Kapitäns Alexander Wlasow.

Sechs Österreicher bei Tour de France

Sechs Österreicher gehen ab Freitag bei der Tour de France an den Start – so viele wie noch nie. Für den einen oder anderen könnte es sogar einen Etappensieg geben.

Als Helfer und Etappenjäger am Start sind Michael Gogl (Alpecin), Gregor Mühlberger (Movistar) und Debütant Sebastian Schönberger (B&B Hotels).

Abwechslungsreiches Terrain

Bis zum Finale am 24. Juli in Paris können sich die Kletterer in den Vogesen, dem Zentralmassiv, den Alpen (inklusive Schweiz-Abstecher) und den Pyrenäen austoben. Höhepunkte sind die Bergankünfte Planche des Belles Filles (8. Juli), Col de Granon (13.), L’Alpe d’Huez (14.) und Hautacam (21.).

Vor den Bergen könnten Windkanten in Dänemark und Nordfrankreich für große Unruhe im Feld sorgen. Zwei Tage nach dem dreiteiligen Auftakt in Dänemark sind auf Paris-Roubaix-Pflastersteinabschnitten außerdem Klassikerqualitäten gefragt. Zeitfahr-Asse wie Filippo Ganna dürfen am ersten Tag in Kopenhagen (13 km) und am vorletzten über 40 km von Lacapelle-Marival nach Rocamadour ihr Spezialistenkönnen ausspielen.

Etappenplan 2022

01.07. 1. Etappe Kopenhagen - Kopenhagen (13,2 km/EZF)
02.07. 2. Etappe Roskilde - Nyborg (202 km)
03.07. 3. Etappe Vejle - Sönderborg (182 km)
04.07. 1. Ruhetag
05.07. 4. Etappe Dünkirchen - Calais (172 km)
06.07 5. Etappe Lille - Arenberg (157 km)
07.07. 6. Etappe Binche - Longwy (220 km)
08.07. 7. Etappe Tomblaine - Planche des Belles Filles (176 km/BAK)
09.07. 8. Etappe Dole - Lausanne (186 km)
10.07. 9. Etappe Aigle - Chatel les Portes du Soleil (193 km)
11.07. 2. Ruhetag
12.07 10. Etappe Morzine - Megeve (148 km)
13.07. 11. Etappe Albertville - Col de Granon (152 km/BAK)
14.07. 12. Etappe Briancon - Alpe d'Huez (166 km/BAK)
15.07. 13. Etappe Le Bourg-d'Oisans - Saint-Etienne (193 km)
16.07. 14. Etappe Saint-Etienne - Mende (192 km)
17.07. 15. Etappe Rodez - Carcassonne (202 km)
18.07. 3. Ruhetag
19.07. 16. Etappe Carcassonne - Foix (179 km)
20.07. 17. Etappe Saint-Gaudens - Peyragudes (130 km/BAK)
21.07. 18. Etappe Lourdes - Hautacam (143 km/BAK)
22.07. 19. Etappe Castelnau-Magnoac - Cahors (189 km)
23.07 20. Etappe Lacapelle-Marival - Rocamadour (40,7 km/EZF)
24.07. 21. Etappe Paris - Paris Champs-Elysees (116 km)

BAK = Bergankunft
EZF = Einzelzeitfahren

Gesamtlänge: 3.350 km