Und so muss Roglic auf seinen Sportchef Merijn Zeeman zumindest in der ersten Tour-Phase verzichten. Der 43-Jährige gab erst am Mittwoch bekannt, dass er an Covid-19 erkrankt ist und erst nach der Genesung zum Tour-Tross stoßen wird. „Glücklicherweise bin ich immer noch negativ“, sagte Roglic. „Wir können uns nur an die Regeln halten und so gut wie möglich schützen. Alles andere liegt nicht in unseren Händen.“
Wie Roglic blieben auch die weiteren Stars kurz vor der am Freitag in Dänemark beginnenden 109. Tour von Infektionen verschont. Pogacar hatte sich im Vorfeld der Tour erneut rar gemacht und in Höhentrainingslager zurückgezogen. Die wenigen Renneinsätze des 23-Jährigen aus dem UAE-Team zeugten jedoch von der anhaltenden Dominanz des Tour-Triumphators von 2020 und 2021.
Tour de France beginnt in Dänemark
Die heurige Tour de France beginnt am Freitag in Kopenhagen mit einem Einzelzeitfahren. Der große Gejagte ist Vorjahressieger Tadej Pogacar.
UAE-Betreuerstab unverändert
Genauso unverändert ist auch sein Betreuerstab – angeführt vom durch Dopingfälle vorbelasteten Teamchef Mauro Gianetti. Diesbezüglich bildet der mit Millionen aus den Emiraten gesponserte Rennstall freilich keine Ausnahme, denn auch in anderen Teams findet sich Personal mit schlechtem Ruf.
Die Westen von Pogacar und auch Roglic sind bisher aber weiß geblieben. Während Pogacar wieder unumschränkter Tour-Kapitän ist, hat die Jumbo-Equipe von Roglic mit Jonas Vingegaard noch ein zweites Ass im Ärmel. Im Vorjahr war der Däne nach dem Sturz-Aus von Roglic eingesprungen und überraschend Zweiter geworden.
„Wir können ihn schlagen“
Bei den heurigen Tour-Generalproben ließen alle drei ihre Muskeln spielen. Der dreifache Vuelta-Sieger Roglic gewann das Criterium du Dauphine vor Vingegaard. Pogacar dominierte mit seinem Edelhelfer Rafal Majka die nicht so stark besetzte Slowenien-Rundfahrt nach Belieben. „Wir hatten bisher ein gutes Jahr, hoffentlich können wir das bei der Tour fortsetzen. Wir wissen aber, dass es nicht einfach wird und es viele Herausforderungen gibt, aber das ist Teil der Magie der Tour“, sagte Pogacar.
Bei der Tour will die Jumbo-Truppe Pogacar mit geballter Teamstärke entthronen. Die Gelb-Schwarzen aus den Niederlanden verfügen mit Alleskönner Wout van Aert (drei Tour-Etappensiege 2021) sowie mehreren starken Kletterern wie Sepp Kuss über eine herausragende Mannschaft. Roglic glaubt an den Sieg: „Wir haben viele Fahrer mit sehr hoher Qualität. Nun müssen wir gut zusammenarbeiten. Wir glauben fest daran, dass wir Tadej schlagen können“, sagte der 32-Jährige.
Stärkere Helfer für Pogacar
UAE hat aber aufgerüstet und Pogacar ein stärkeres Aufgebot um Majka und Brandon McNulty zur Seite gestellt. Kurzfristig aus dem Aufgebot fiel am Mittwoch wegen eines CoV-Befundes Matteo Trentin. Für den Italiener wurde der Schweizer Marc Hirschi nachnominiert. Dass Pogacar aber nicht unbedingt auf hochkarätige Edelhelfer angewiesen ist, hat der Slowene schon oftmals eindrucksvoll bewiesen. Bleibt er von Stürzen und CoV-Problemen verschont, geht es für den Rest wohl nur um die Ehrenplätze.
Anwärter darauf sind der Vorjahresvierte Ben O’Connor sowie Jack Haig und Damiano Caruso aus dem im Tour-Vorfeld von Dopingfahndern aufgesuchten Bahrain-Team. Auch Daniel Martinez und Ex-Tour-Sieger Geraint Thomas (beide Ineos) zählen dazu. Frankreichs Hoffnungen tragen Romain Bardet, Guillaume Martin, David Gaudu und Thibaut Pinot.
Österreicher auf Etappenjagd
Die sechs Österreicher sind auf Tageserfolge aus. Im Jahr nach seinem heroischen Etappentriumph tritt Patrick Konrad im Bora-Verbund gemeinsam mit Doppelstaatsmeister Felix Großschartner und Marco Haller an. Fraglich sind unterdessen die Gesamtklassementaussichten ihres erst kürzlich von einer CoV-Infektion genesenen Kapitäns Alexander Wlasow.
Sechs Österreicher bei Tour de France
Sechs Österreicher gehen ab Freitag bei der Tour de France an den Start – so viele wie noch nie. Für den einen oder anderen könnte es sogar einen Etappensieg geben.
Als Helfer und Etappenjäger am Start sind Michael Gogl (Alpecin), Gregor Mühlberger (Movistar) und Debütant Sebastian Schönberger (B&B Hotels).
Abwechslungsreiches Terrain
Bis zum Finale am 24. Juli in Paris können sich die Kletterer in den Vogesen, dem Zentralmassiv, den Alpen (inklusive Schweiz-Abstecher) und den Pyrenäen austoben. Höhepunkte sind die Bergankünfte Planche des Belles Filles (8. Juli), Col de Granon (13.), L’Alpe d’Huez (14.) und Hautacam (21.).
Vor den Bergen könnten Windkanten in Dänemark und Nordfrankreich für große Unruhe im Feld sorgen. Zwei Tage nach dem dreiteiligen Auftakt in Dänemark sind auf Paris-Roubaix-Pflastersteinabschnitten außerdem Klassikerqualitäten gefragt. Zeitfahr-Asse wie Filippo Ganna dürfen am ersten Tag in Kopenhagen (13 km) und am vorletzten über 40 km von Lacapelle-Marival nach Rocamadour ihr Spezialistenkönnen ausspielen.