Jubel bei Fabio Jakobsen
APA/AFP/Ritzau Scanpix/Tim K. Jensen
Tour de France

„Sturzopfer“ Jakobsen bejubelt Etappensieg

Fast zwei Jahre nach seinem Horrorsturz hat Fabio Jakobsen sein eigenes „Radsportmärchen“ geschrieben und die zweite Etappe der 109. Tour de France gewonnen. Der Niederländer siegte am Samstag im Sprint in Nyborg in Dänemark vor dem Belgier Wout van Aert, der dadurch das Gelbe Trikot des Gesamtführenden übernahm.

Im Finale der Etappe gab es einen Massensturz, durch den auch Titelverteidiger Tadej Pogacar aufgehalten wurde. Da dieser aber innerhalb der letzten drei Kilometer geschah, wurde der Slowene zeitgleich mit dem Tagessieger gewertet. Bestplatzierter aus dem österreichischen Sextett war Felix Großschartner als 31., sein Bora-Teamkollege Patrick Konrad war in einen Sturz verwickelt, blieb aber von ärgeren Blessuren verschont und ist 27. der Gesamtwertung.

Nach dem Auftaktsieg durch Yves Lampaert im Einzelzeitfahren am Samstag feierte die belgische Mannschaft QuickStep-AlphaVinyl bereits den zweiten Tageserfolg. Durch die Zeitgutschrift für van Aert verlor Lampaert allerdings das Gelbe Trikot an seinen Landsmann und ist nunmehr mit einer Sekunde Rückstand Zweiter.

Krönung des Comebacks nach Horrorsturz

Doch der Etappensieg von Jakobsen entschädigte alles. Vor zwei Jahren schien die Karriere des Niederländers bereits vorbei. Nach einem schlimmen Sturz bei der Polen-Rundfahrt, als er von seinem Landsmann Dylan Groenewegen in die Balustraden gedrängt worden war, lag Jakobsen zwischenzeitlich im künstlichen Koma und musste mehrmals operiert werden. Er hatte nach dem Sturz nur noch einen eigenen Zahn und musste im Gesicht mit 130 Stichen genäht werden.

„Das ist unglaublich. Es war ein langer Prozess. Viele Leute haben mir geholfen, wieder zurückzukommen. Heute habe ich ihnen etwas zurückgezahlt. Das ist ein fantastischer Tag. Davon habe ich 15 Jahre lang geträumt“, sagte der 25-Jährige.

Wind kein großes Thema

Zwar mussten zwischen Roskilde und Nyborg 202 Kilometer bewältigt werden, doch das Hauptthema im Peloton war in den vergangenen Tagen nur das Finale. Dort musste die 18 km lange Brücke über den Großen Belt bewältigt werden, die Angst vor Windkanten war groß. Tour-Direktor Christian Prudhomme ließ erst Samstagfrüh entscheiden, über welche Seite der Brücke das Feld geführt werden sollte. Offenbar war der Fokus auf die finalen Kilometer so groß, dass die Etappe zum Langweiler mutierte.

Radfahrer auf der Storebælt Brücke
APA/AFP/Anne-Christine Poujoulat
Gegenwind auf der Brücke über den Großen Belt verhinderte Attacken im Hauptfeld

Wie schon am Freitag in Kopenhagen säumten mehrere hunderttausend Zuschauer die Strecke rund um die Festivalstadt Roskilde. Der Däne Magnus Cort setzte sich mit dem Norweger Sven Erik Byström vom Feld ab. Lokalmatador Cort sicherte sich alle Bergwertungen und damit auch das erste Bergtrikot dieser Tour. Etwa 45 km vor dem Ziel war Corts Flucht beendet, Byström wurde kurz darauf eingeholt – und das Finale am Großen Belt begann.

Für Spannung sorgte aber nicht der Wind, sondern die Nervosität im Feld. Nach nur wenigen hundert Metern auf der Brücke war Lampaert in einen Sturz verwickelt. Erst vier Kilometer später hatte der Auftaktsieger mit der Unterstützung von zwei Helfern den Anschluss zum auf etwa 100 Fahrer reduzierten Feld geschafft. Auf dem zweiten Teil der Verbindung über den Großen Belt herrschte dann Gegenwind, der alle Attacken neutralisierte und schließlich zum Sprintfinale führte.

Das letzte Dänemark-Teilstück am Sonntag führt von Vejle über flache 182 Kilometer nach Sönderborg. Am Montag folgt der erste von drei Ruhetagen mit dem Transfer nach Frankreich, Startort der vierten Etappe am Dienstag ist Dünkirchen.

109. Tour de France

Zweite Etappe

Roskilde - Nyborg (202 km):
1. Fabio Jakobsen NED 4:34:34
2. Wout van Aert BEL -"-
3. Mads Pedersen DEN -"-
4. Danny van Poppel NED -"-
5. Jasper Philipsen BEL -"-
6. Peter Sagan SVK -"-
7. Jeremy Lecroq FRA -"-
8. Dylan Groenewegen NED -"-
9. Luca Mozzato ITA -"-
10. Hugo Hofstetter FRA -"-
15. Yves Lampaert BEL -"-
31. Felix Großschartner AUT -"-
68. Marco Haller AUT -"-
73. Gregor Mühlberger AUT -"-
74. Michael Gogl AUT -"-
89. Sebastian Schönberger AUT -"-
90. Patrick Konrad AUT -"-
152. Tadej Pogacar SLO -"-

Gesamtwertung

Stand nach zwei von 21 Etappen:
1. Wout van Aert BEL 4:49:50
2. Yves Lampaert BEL + 0:01
3. Tadej Pogacar SLO 0:08
4. Filippo Ganna ITA 0:11
5. Mads Pedersen DEN 0:12
6. Mathieu van der Poel NED 0:14
7. Jonas Vingegaard DEN 0:16
8. Primoz Roglic SLO 0:17
9. Bauke Mollema NED 0:18
10. Dylan Teuns BEL 0:21
27. Patrick Konrad AUT 0:40
71. Gregor Mühlberger AUT 1:00
73. Marco Haller AUT 1:01
83. Felix Großschartner AUT 1:05
87. Michael Gogl AUT 1:08
133. Sebastian Schönberger AUT 1:33

Etappenplan 2022

01.07. 1. Etappe Kopenhagen - Kopenhagen (13,2 km/EZF)
02.07. 2. Etappe Roskilde - Nyborg (202 km)
03.07. 3. Etappe Vejle - Sönderborg (182 km)
04.07. 1. Ruhetag
05.07. 4. Etappe Dünkirchen - Calais (172 km)
06.07 5. Etappe Lille - Arenberg (157 km)
07.07. 6. Etappe Binche - Longwy (220 km)
08.07. 7. Etappe Tomblaine - Planche des Belles Filles (176 km/BAK)
09.07. 8. Etappe Dole - Lausanne (186 km)
10.07. 9. Etappe Aigle - Chatel les Portes du Soleil (193 km)
11.07. 2. Ruhetag
12.07 10. Etappe Morzine - Megeve (148 km)
13.07. 11. Etappe Albertville - Col de Granon (152 km/BAK)
14.07. 12. Etappe Briancon - Alpe d'Huez (166 km/BAK)
15.07. 13. Etappe Le Bourg-d'Oisans - Saint-Etienne (193 km)
16.07. 14. Etappe Saint-Etienne - Mende (192 km)
17.07. 15. Etappe Rodez - Carcassonne (202 km)
18.07. 3. Ruhetag
19.07. 16. Etappe Carcassonne - Foix (179 km)
20.07. 17. Etappe Saint-Gaudens - Peyragudes (130 km/BAK)
21.07. 18. Etappe Lourdes - Hautacam (143 km/BAK)
22.07. 19. Etappe Castelnau-Magnoac - Cahors (189 km)
23.07 20. Etappe Lacapelle-Marival - Rocamadour (40,7 km/EZF)
24.07. 21. Etappe Paris - Paris Champs-Elysees (116 km)

BAK = Bergankunft
EZF = Einzelzeitfahren

Gesamtlänge: 3.350 km