Der Weltranglistenfünfte, der selbst Fehlverhalten demonstrierte, kritisierte das Verhalten Kyrgios im Drittrundenduell scharf. „Es ist konstantes Mobbing. Er mobbt seine Gegner“, sagte der Grieche über seinen früheren australischen Doppel-Partner. Kyrgios hatte das Drittrundenduell beim Rasenklassiker in Wimbledon in vier Sätzen gewonnen und sich dabei – ebenso wie Tsitsipas selbst – mehrfach daneben benommen.
„Er war vermutlich in der Schule ein Tyrann. Ich mag keine Tyrannen. Ich mag keine Leute, die andere Leute niedermachen“, sagte Tsitsipas. Kyrgios wies die Anschuldigungen gegen sich weitgehend zurück und betonte hingegen ein Fehlverhalten des Griechen. „Er war derjenige, der Bälle auf mich geschlagen hat“, sagte der 27-Jährige. „Abseits von meinem Hin und Her mit dem Schiedsrichter habe ich Stefanos gegenüber nichts Respektloses gemacht.“
„Bist du dumm?“
Beim 6:7 (2/7) 6:4 6:3 7:6 (9/7) von Kyrgios gab es Verwarnungen auf beiden Seiten. Der Australier forderte eine Disqualifikation seines Gegners, als dieser einen Ball auf die Zuschauerränge schlug. „Das war wirklich schlecht von mir“, sagte Tsitsipas selbstkritisch. „Ich habe mich bei den Leuten entschuldigt. Ich weiß nicht, was durch meinen Kopf gegangen ist.“
Kyrgios legte sich mehrfach mit den Unparteiischen an, fragte Schiedsrichter Damien Dumusois „bist du dumm?“ und bezeichnete ihn als „Schande“, verwendete Schimpfwörter und pöbelte auch sein eigenes Team auf der Tribüne an. Tsitsipas zielte mehrere Bälle direkt auf den Körper seines Kontrahenten.
Tsitsipas sieht „böse Seite“ an Kyrgios
„Das muss aufhören. Es ist nicht okay. Jemand muss sich mit ihm hinsetzen und reden“, sagte der 23-Jährige. Es sei eine „Zirkusshow“ gewesen. Kyrgios habe gute Charakterzüge, aber auch „eine sehr böse Seite“. Kyrgios witterte in Tsitsipas einen schlechten Verlierer, da er ihn binnen gut zwei Wochen zweimal bezwang.
„Vielleicht sollte er versuchen, zuerst herauszufinden, wie er mich ein paarmal schlagen kann“, sagte der Australier und nannte seinen Gegner „weich“. Die Atmosphäre in dem Drittrundenduell wurde im Laufe des Matches immer hitziger.
Nach einem Netzroller verbeugte sich Kyrgios, anstatt sich wie üblich zu entschuldigen. Mit einem feinen Stopp sicherte sich der 27-Jährige den Sieg und jubelte ausgelassen. Kyrgios, der in seiner Karriere aufgrund seines aggressiven Verhaltens bereits auf Bewährung spielte, trifft nun auf den ebenfalls ungesetzten US-Amerikaner Brandon Nakashima und wird dabei wieder unter Beobachtung stehen.
McEnroe: „Traurig und wunderschön“
Die Reaktionen auf das unwürdige Schauspiel blieben nämlich nicht aus. John McEnroe, der früher selbst in der Rolle des „bad boy“ auftrumpfte, nannte das Verhalten von Kyrgios hingegen „traurig und wunderschön“ zur gleichen Zeit. „Es gibt so viele Kinder, die das Spiel wegen ihm schauen und vom Sport angezogen sind“, sagte der Amerikaner.
Auch die BBC verließ die Partie von Superstar Rafael Nadal auf dem Centre Court, um lieber die beiden „Streithanseln“ zu zeigen. Auf die Frage des offiziellen Wimbledon-Accounts auf Twitter „Fühlt ihr euch nicht unterhalten?“ antwortete die deutsche Damen-Tennischefin Barbara Rittner mit einem sich erbrechenden Smiley.
All England Championships in Wimbledon
(Großbritannien, 40.350.000 Pfund, Rasen)