Katharina Liensberger
GEPA/Patrick Steiner
Ski alpin

Liensberger darf ihren eigenen Weg gehen

Österreichs Skidamen haben mit Thomas Trinker seit Mai einen neuen Rennsportleiter, der sich offen für neue Wege zeigt. So wird ab Dienstag Katharina Liensberger auf eigene Faust mit – dem frisch ins Betreuerteam geholten – Livio Magoni drei Tage auf dem Stilfser Joch auf Schnee trainieren. Die aus zwölf Athletinnen bestehende WC3-Gruppe unter der Leitung von Karlheinz Pichler arbeitet unterdessen an der Kondition.

Trinker unterstützt das Vorhaben der Slalom-Olympiazweiten Liensberger. „Wir haben eine offene Kommunikation, sind ständig im Austausch. Katharina ist eine Athletin, die das Ziel hat, die Beste zu werden. Sie opfert dafür auch alles. Ich glaube, in Kombination mit Livio wird das eine ganz gute Sache werden“, sagte der 48-jährige Steirer bei einem Medientermin am Montag in Schielleiten. Liensberger sei bereit, jetzt Ski zu fahren, andere bevorzugen Kondition. Er akzeptiere beides. Es gebe verschiedene Wege und Ansätze.

Was Magoni betrifft, wisse man freilich um das Know-how, das dieser mitbringe. „Überall, wo er war, hat er Erfolg gehabt. Er ist ein bisserl ein streitbarer Charakter, aber wenn man mit ihm zusammenarbeitet, ist er ein netter, lieber Kerl. Er opfert für den Sport auch alles. Ich hoffe, dass wir alle von seiner Erfahrung profitieren können. Er ist vor allem auch im Riesenslalom als Input-Geber gedacht. Er ist da wahrscheinlich in den letzten Jahren der erfolgreichste Trainer gewesen.“ Liensberger habe seit dem Weltcup-Finale im März bereits dreißig Skitage in den Beinen.

ÖSV-Coach Livio Magoni
GEPA/Matic Klansek
Mit Livio Magoni, Ex-Betreuer von Tina Maze und Petra Vlhova, holte der ÖSV einen erfahrenen Mann ins Team

Trinker in neuer Funktion gut eingelebt

Trinker hat sich gut und rasch in seiner neuen Funktion eingelebt. „Die Gruppentrainer sind sehr engagiert und machen einen guten Job. Es sieht so aus, als ob es gut rennt“, ist er mit dem Status quo zufrieden. Gleich im Frühling sei mit der Entwicklungsphase begonnen worden, die Ziele wurden festgelegt und mit den Läuferinnen das Programm erstellt.

Er habe eine „Starthilfe“ gehabt, weil er von 2012 bis 2016 die Europacup-Mannschaft geleitet habe und noch bis 2018 bei den Damen gewesen sei. „Das sind genau diese Mädels, ganz wenige Junge sind dazugekommen. Ich glaube, die Mädels können sich ganz gut darauf einstellen, was auf sie zukommt.“

„Einen Trainereffekt spürt man immer“

Trinker verfolgt die Philosophie, dass jede Athletin ein Ausgangsniveau mitbringt. Gelingt es, dieses um fünf bis zehn Prozent zu entwickeln, könne man mit der Arbeit eines Sommers zufrieden sein. „Einen Trainereffekt spürt man immer, ein neuer Besen kehrt ein bisserl besser oder anders. Wir haben eine klare Vorstellung, wie wir uns technisch entwickeln sollen.“

ÖSV-Coach Thomas Trinker
GEPA/Oliver Lerch
Der neue Damen-Chefcoach Thomas Trinker schaut zuversichtlich in die kommende Saison

Sein Ansatz sei: zurück zu den Wurzeln. „Ich bin seit 23 Jahren beim Skiverband, ich habe schon einiges erlebt. Ich glaube, dass man vieles richtig gemacht hat, einiges kann man optimieren.“ Österreich habe die Philosophie über viele Jahre vorgegeben. „Wir haben uns vielleicht sogar ein bisserl zu sehr von anderen Philosophien stören lassen.“

Voraussetzung seien Faktoren wie Psyche, Gesundheit und gute Trainingsbedingungen, dann entstehe ein Flow, den man brauche, um erfolgreich zu sein. Denn der Wunsch sei natürlich, mehr Rennen zu gewinnen. Auch im Riesenslalom, der Achillesferse, habe man Athletinnen mit Potenzial. „Die müssen wir zum Siegen bringen. Sie müssen das Selbstvertrauen haben, am letzten Zacken fahren zu können.“ Er erwarte sich von Gruppentrainer Pichler diesbezüglich Impulse.

„Die nächsten Schritte müssen kommen“

„Der Schwerpunkt dieser Gruppe ist der Riesenslalom und wir haben zwei Blasen angehängt“, erklärte Trinker. Gemeint ist eine Blase um Slalom-Läuferin Franziska Gritsch und eine um Speed-Fahrerin Ramona Siebenhofer. „Ich hoffe, dass wir da gute Synergien entstehen lassen können, dass wir wirklich das Maximum rausholen.“ Für Pichler geht es darum, die Balance zu finden, dass die Athletinnen, die drei Disziplinen fahren, auch in drei Disziplinen besser werden. „Die nächsten Schritte müssen kommen, absolut.“ Im Riesentorlauf gehe es vor allem darum, konstanter und stabiler zu werden, es sei in der vergangenen Saison oftmals immer nur einer von zwei Läufen gelungen.

Die weiteren Weltcup-Gruppen sind Technik (sieben Athletinnen) und Speed (zehn), der Europacup-Kader umfasst 18 Läuferinnen. „Wir haben viele Talente, wir müssen sie nur noch wachkitzeln“, ist Frauen-Chef Trinker überzeugt. Überseetrainings in Argentinien, Chile und Neuseeland sind eingeplant, die Kosten seien enorm. „Aber wir sind kein Sparverein, wir versuchen natürlich, kostengünstig zu agieren, aber der Sport braucht gewisse Umfänge, damit wir im Winter konkurrenzfähig sind. Es wird ein hartes Jahr und zum Knabbern, aber der ÖSV ist gut aufgestellt.“