Charles Leclerc und Carlos Sainz Jr.
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Formel 1

Enttäuschung und Euphorie bei Ferrari

Während Carlos Sainz in Silverstone euphorisch über seinen Premierensieg in der Formel 1 jubelte, hat bei seinem Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc die Enttäuschung über eine verpasste Chance im WM-Kampf überwogen. „Ich bin unfassbar enttäuscht. Großartige Kämpfe auf der Strecke, aber ich konnte nicht wirklich mehr machen mit alten Reifen am Ende des Rennens“, erklärte der Monegasse nach dem Grand Prix von Großbritannien.

Eine umstrittene Entscheidung seines Teams bezüglich der Strategie hatte Leclerc wohl den Sieg gekostet. Während einer Safety-Car-Phase kurz vor Rennende wurde der 24-Jährige in Führung liegend nicht zum Reifenwechsel in die Box geholt, während alle anderen Konkurrenten hinter ihm die deutlich schnelleren wie frischeren Softreifen aufzogen.

„Wir hätten die Reifen wechseln können, aber ich wurde aufgefordert, auf der Strecke zu bleiben. Das habe ich auch gemacht“, erklärte ein verbitterter Leclerc. So reichte es für den Monegassen nur zum enttäuschenden vierten Platz. Der aus der Poleposition gestartete Sainz stand dagegen erstmals in der Königsklasse auf dem obersten Stockerl. „Gut gemacht, du hast einen Kindheitstraum erfüllt. Du hast es verdient, Kumpel“, gratulierte Leclerc.

Sainz setzt Aufwärtstrend fort

Ferrari-Pilot Carlos Sainz setzt seinen Aufwärtstrend fort und rüttelt an der Einserposition von Charles Leclerc.

In der WM verkürzte der drittplatzierte Leclerc seinen Rückstand auf Spitzenreiter Max Verstappen im Red Bull auf 43 Punkte. Der Weltmeister musste sich wegen eines teilweise beschädigten Unterbodens mit dem siebenten Platz begnügen, konnte aber Schadensbegrenzung betreiben. Teamkollege Sergio Perez, der Zweiter wurde, liegt in der WM-Wertung 34 Zähler hinter dem Niederländer.

Carlos Sainz Jr. jubelt
GEPA/XPB Images/Moy
In seinem 150. Grand Prix jubelte Carlos Sainz über seinen ersten Sieg in der Königsklasse

Schumacher freut sich über erste Punkte

Erstmals in seiner F1-Karriere über Punkte freuen durfte sich Mick Schumacher im Haas als Achter. Teamchef Günther Steiner, zuletzt auch mit öffentlicher Kritik am 23-Jährigen aufgefallen, sieht jetzt einen Knoten gelöst. „Zumindest geht jetzt hoffentlich einiges von dem Druck weg und er kann freier fahren“, sagte der Südtiroler. Ziemlich erstaunt hatte er zuvor beobachtet, wie abgebrüht Schumacher im britischen Chaos die Nerven behielt. „Wir konnten es fast gar nicht glauben, was da passiert ist“, sagte Steiner.

3.507 Tage waren vergangen, seit Papa Michael bei seinem Abschied in Brasilien die letzten F1-Punkte für die Schumacher-Familie erobert hatte. Sohn Mick musste in der vergangenen Saison ein hartes Lehrjahr im völlig unterlegenen Auto überstehen. Unfälle, Pech und Fehler seiner Crew hatten auch in den vergangenen Monaten die ersten Punkte verhindert. „Wir sind ein Team und gewinnen und verlieren als Team. Das ist seit Anfang an meine Mentalität“, sagte Schumacher nach seinem 31. Rennen in der Königsklasse.

Vettel feuerte Schumacher an

Auch Landsmann Sebastian Vettel war gar nicht böse, dass Schumacher ihn an seinem 35. Geburtstag eiskalt überholt hatte. „Ich habe wirklich im Auto geschrien: Los, Mick“, verriet der Aston-Martin-Pilot. Der Hesse hatte den Sohn seines Idols zuletzt gegen Kritik verteidigt und ist schon länger einer von Schumachers Ratgebern. Mit dem Befreiungsschlag von Silverstone steigen auch Schumachers Chancen auf eine längere Zukunft in der Formel 1.

Noch vor dem Rennen hatte Teambesitzer Gene Haas gesagt, der Rennstall wolle mit den Gesprächen über einen neuen Vertrag noch etwas warten. Der aktuelle Kontrakt läuft am Jahresende aus. Bestätigt Schumacher in den drei Rennen bis zur Sommerpause seinen Formanstieg, wird das US-Team kaum über eine Trennung nachdenken.