Maria kassiert für ihren Erfolg nach 2:17 Stunden Spielzeit umgerechnet 622.000 Euro und trifft nun auf Ons Jabeur. Die Tunesierin setzte sich gegen die Tschechin Marie Bouzkova nach Verlust des ersten Satzes danach klar mit 3:6 6:1 6:1 durch. Es wird ein Duell zweier Freundinnen. Jabeur „ist Teil meiner Familie, sie liebt meine Kinder“, berichtete Maria von der innigen Beziehung der Weltranglistenzweiten zu ihren beiden Töchtern: „Sie spielt immer Tennis mit Charlotte, sie liebt Ceci.“
Maria ist die erst sechste deutsche Halbfinalistin in der Geschichte des Profitennis in Wimbledon. Ungläubig schlug die 34-Jährige die Hände vors Gesicht und herzte Niemeier mit einer innigen Umarmung. Ihre Nervenstärke war am Ende auch wieder für den Erfolg verantwortlich. „Ich habe überall Gänsehaut. Es war so ein schweres Match gegen Jule“, schwärmte Maria unter dem Jubel der Zuschauer.
„Es ist ein Traum, das mit meiner Familie und meinen zwei kleinen Töchtern zu leben“, sagte Maria und erinnerte an die Geburt von Cecilia Anfang April 2021. „Vor gut einem Jahr habe ich entbunden. Es ist verrückt.“
Niemeier mit dem besseren Start
Dabei erwischte Niemeier einen Traumstart. Mit ihrer kräftigen Vorhand setzte sie Maria früh unter Druck und nahm der Gegnerin direkt den Aufschlag ab. Mit Angriffslust attackierte auch Maria am Netz und kämpfte sich langsam in die Partie. Beide Spielerinnen blieben im weiteren Verlauf des ersten Durchgangs bei eigenem Aufschlag stabil. Niemeier sicherte sich nach nur 43 Minuten durch einen Returnfehler von Maria den Auftaktsatz.
Maria beweist ihr Kämpferherz
Niemeier blieb dran. Vier Breakbälle erarbeitete sie sich im ersten Aufschlagspiel von Maria und schaffte mit einem perfekt platzierten Rückhandpassierball das 1:0. Mehrfach hatte sich Dauerläuferin Maria in diesem Turnier aus ausweglosen Situationen befreit und zeigte erneut ihr Kämpferherz.
Mit einem Volley im Knien schaffte sie den Ausgleich, ihr Mann auf der Tribüne jubelte. Auch unterstützt von mehreren Doppelfehlern und leichten Patzern Niemeiers übernahm Maria das Kommando, führte schnell 4:1. Der Satzball geriet spektakulär: Niemeier schlug den Ball im Rückwärtslaufen durch die Beine, Maria verwandelte den Volley eiskalt.
Es wurde ein Krimi, keine der beiden konnte sich dauerhaft einen Vorteil erspielen. Nach einem umkämpften Ball beim Stand von 5:5 mit besserem Ende für Maria erhoben sich zahlreiche Fans und bejubelten wenig später die Siegerin.
Einspielen mit der Tochter
Die 34-Jährige scheint in erster Linie Mutter und erst dann Tennisprofi zu sein. So hatte sie auch vor diesem Match auf ihre normale Wimbledon-Routine gesetzt. Um halb neun stand zunächst das Training für die achtjährige Tochter Charlotte an, bevor sich Maria mit ihrem Ehemann und Trainer Charles-Edouard selbst warm spielte.
„Ich habe meine zwei Kinder, diese Ablenkung tut mir gut. Alles ist normal bei uns, nichts hat sich geändert“, sagte sie kurz vor dem Spiel und berichtete von einem entspannten Verhältnis zu ihrer Kontrahentin: „Wir gehen auf den Platz, wollen beide gewinnen und werden alles geben. Und danach ist auch wieder okay.“
All England Championships in Wimbledon
(Großbritannien, 40.350.000 Pfund, Rasen)