Fußball-EM

Österreich verliert Auftaktspiel knapp

Österreichs Fußballnationalteam hat sich zum Auftakt der Europameisterschaft 2022 wacker geschlagen. Die ÖFB-Auswahl verlor das Eröffnungsspiel gegen Mitfavorit und Gastgeber England am Mittwoch mit 0:1 (0:1). Die Niederlage vor der EM-Rekordkulisse von 68.871 Zuschauern im Old-Trafford-Stadion in Manchester war verdient und trotzdem knapp, denn der entscheidende Abschluss von Beth Mead (16.) landete nur Zentimeter hinter der Linie.

Im achten Spiel gewannen die „Lionesses“ gegen Österreich zum achten Mal, wie schon im Herbst in der WM-Qualifikation reichte dabei ein Tor. Nach einem unglücklichen Ballverlust bediente Fran Kirby Mead, die sich ebenfalls sehenswert den Ball herunternahm. Gegen ihren Heber hatte Torfrau Manuela Zinsberger keine Chance, Carina Wenniger kam bei der Rettungsaktion nur um Zentimeter zu spät.

England war letztlich einem höheren Sieg näher als die Auswahl von Irene Fuhrmann dem Ausgleich. Erst in der 78. Minute schoss Barbara Dunst erstmals auf das englische Tor. Für einen „Lucky Punch“ war das Aufbäumen im Finish zu wenig. Fuhrmanns Frauen fliegen nach diesem Highlightspiel am Donnerstag zurück nach Bagshot ins Teamcamp, am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) steht dann das zweite Gruppenspiel gegen Nordirland in Southampton auf dem Programm. Alles andere als ein Sieg gegen den EM-Neuling wäre dabei eine viel größere Enttäuschung als diese Niederlage zum Auftakt der Endrunde.

Österreich unterliegt im EM-Eröffnungsspiel

Die ÖFB-Auswahl verlor das Eröffnungsspiel gegen Mitfavorit und Gastgeber England am Mittwoch mit 0:1. Die Niederlage vor der EM-Rekordkulisse von 68.871 Zuschauern im Old-Trafford-Stadion in Manchester war verdient und trotzdem knapp, denn der entscheidende Abschluss von Beth Mead landete nur Zentimeter hinter der Linie.

Zuschauerrekord bei Eröffnungsspiel

Seit der Auslosung im Oktober hatten die Österreicherinnen auf den 6. Juli hingefiebert. „Welchen Weg wir gegangen sind – und dann spielen wir im Old Trafford gegen England. Wenn du da nicht motiviert bist, weiß ich nicht mehr“, betonte stellvertretend Zinsberger, die als Goalie auf der Insel bei Arsenal ihr Geld verdient. Ins ehrwürdige Stadion in Manchester kamen zwar dann doch keine 75.000 Zuschauer, trotzdem wurde der Rekord aus dem Jahre 2013 (41.301) geradezu torpediert.

Eröffnungsfeier der Frauen EM 2022
ORF.at/Bernhard Kastler
Nicht die proklamierten 75.000, aber immerhin rund 69.000 Zuschauer sorgten für einen neuen EM-Zuschauerrekord

Halten wird dieser allerdings nicht lange, denn beim Finale am 31. Juli im nicht minder legendären Wembley wird dieser wieder gebrochen. In Manchester war dieser Tage von einer „Europhorie“ noch nichts zu spüren, aber rund um das Stadion und natürlich in der Arena machte sich die Zuschauermasse bemerkbar. Rund 1.500 Fans aus der Heimat unterstützten dabei Österreich, Vizekanzler und Sportminister Werner Kogler sowie Frauenministerin Susanne Raab waren ebenfalls zugegen.

Schnaderbeck und White rechtzeitig fit

So auch Ex-ÖFB-Teamspieler Sebastian Prödl, der seiner Cousine auf die Beine schauen konnte. Nach ihren traditionellen Knieleiden vor einer EM-Endrunde wurde Kapitänin Viktoria Schnaderbeck rechtzeitig fit, Fuhrmann konnte überhaupt ihre „Einserpanier“ auf das Feld schicken. Ihr Pendant Sarina Wiegman hatte sogar die Qual der Wahl. Sie holte vor fünf Jahren mit den Niederlanden den Titel und soll nun auch England den ersten Titel bescheren. Zum Start stand Rekordtorschützin Ellen White nach einer Coronavirus-Erkrankung wieder zur Verfügung und auf dem Platz.

Der erste EM-Tag in Manchester hatte typisches britisches Wetter parat, der Regen vertrug sich zwar nicht ganz mit dem Feuerwerk bei der kleinen, feinen Eröffnungszeremonie, aber rechtzeitig zu den Hymnen war die Sicht frei. Zuerst „Land der Berge“ mit den großen Töchtern, mit dabei waren auch die Trikots von Maria Plattner und Lisa Kolb, die verletzt bzw. nach CoV-Erkrankung kurzfristig die Endrunde verpassten. Dann „God save the Queen“ – der Hexenkessel war angerichtet, und nach einjähriger CoV-bedingter Verspätung konnte es nun losgehen.

Eröffnungsfeier der Frauen EM 2022
APA/Georg Hochmuth
Vor dem Spiel gab es zum Auftakt der Europameisterschaft auch ein Feuerwerk zu bestaunen

White legte dabei gleich einen Fehlstart hin, sodass die spanische Schiedsrichterin Marta Huerta de Aza aus Spanien die EM gleich zweimal anpfeifen musste. Österreich versteckte sich nicht mit einer Fünferkette im eigenen Strafraum, sondern versuchte – wie auch versprochen – mutig sein Glück. So eroberte Sarah Zadrazil gleich zweimal in der gegnerischen Hälfte den Ball und schloss ab.

Englands Druck führt zu erstem EM-Tor

England war bei dem zu Beginn überraschend vielen Ballbesitz für Österreich zum Umschalten gezwungen, spielte aber zunächst seine Angriffe nicht konsequent genug. Nach zehn Minuten nahm der Druck der Gastgeberinnen aber zu, White und Lauren Hemp versuchten es jeweils per Kopf (10./12.), doch diese Versuche fielen vorerst noch zu harmlos aus.

Vier Minuten später bissen die „Lionesses“ zu. Einen unglücklichen Ballverlust von Sarah Puntigam nahe dem eigenen Sechzehner leitete Fran Kirby blitzschnell weiter, Mead hob das Leder über Arsenal-Teamkollegin Zinsberger. Wenninger schaffte es zwar noch, den Ball an die Querlatte zu bugsieren. Aber das Spielgerät war hinter der Linie, das bestätigte der Video Assistant Referee (VAR) beim EM-Debüt.

die britische Spielerin Beth Mead jubelt nach den Erzielen des 1:0
APA/AFP/Daniel Mihailescu
Mead wusste es gleich: Der Ball ist hinter der Linie

Zinsberger nützte den frenetischen Jubel Englands gleich dazu, ihr Team zusammenzutrommeln und die Lage zu besprechen. Das zeigte auch, wie detailliert sich Österreich auf den ungewohnten Lärmpegel eingestellt hatte. Die englischen Fans feierten unterdessen mit einer Welle und einem kleinen Lichtermeer. Auf dem Platz versuchten es die Gastgeberinnen immer wieder über die Flanken, so vergab White nach einer Hereingabe von Lauren Hemp die große Chance auf das 2:0 (26.).

Zinsberger hält Partie offen

Österreich wusste in dieser Phase mit dem Ball zu wenig anzufangen. Stürmerin Nicole Billa hing in der ersten Hälfte gänzlich in der Luft. Auf der anderen Seite ließ man aber auch bis kurz vor Halbzeit wenig zu. Die Partie plätscherte etwas dahin, die Fans hatten sich so sehr beruhigt, dass gar ein „Immer wieder Österreich“ durch das Old Trafford hallte. Kurz vor Schluss wurde es aber noch zweimal laut: weniger wegen Puntigams Abschluss an der zweiten Stange, mehr bei Zinsbergers toller Rettungstat gegen die frei stehende Hemp (45.).

Zinsberger rettet gegen Hemp (45+1)

Nach der Pause versuchte Österreich Druck zu machen und kam auch zu einer guten Strafraumaktion. Doch die Hereingabe von Katharina Naschenweng konnte Billa nicht auf das Tor lenken (48.). Kurz danach übernahm England wieder das Kommando. Ein Schuss von Kirby war zwar harmlos (52.), leitete aber die nächste englische Druckphase ein. Österreich hielt aber auch dieser wieder stand, wie Naschenweng bei einem Entlastungsangriff vergab dann auch Stanway (59.).

Österreich für Ausgleich zu harmlos

Nach einer Stunde brachte Fuhrmann, die praktisch das gesamte Spiel direkt an der Seitenlinie verbrachte, Julia Hickelsberger-Füller für Naschenweg ins Spiel. Die stellte sich gleich mit einem Foulspiel vor, die Aggressivität vor dem Tor fehlte weiter. Auch Wiegman brachte frische Kräfte von der Bank, Hemp und Alessia Russo vergaben in der Folge Chancen. England hatte die Partie im Griff und ließ wenig zu.

Erst im Finish traute sich Österreich dann mehr zu: Zuerst zog Dunst von der Seite in die Mitte und prüfte Goalie Mary Earps erstmals mit einem Schlenzer (78.), es dauerte aber wieder zehn Minuten, ehe Hickelsberger-Füller es auf ähnliche Weise versuchte (87.). „Too little, too late“, aber die Österreicherinnen konnten dennoch auf sich stolz sein. Sie hatten sich auf der bisher größten EM-Bühne aller Zeiten teuer verkauft. Wie angekündigt, haben sie ihr Herz auf dem Platz gelassen und wurden dafür von den mitgereisten Fans gefeiert.

Stimmen zum Spiel:

Irene Fuhrmann (Österreich-Teamchefin): „Am Ende haben wir leider keinen Punkt mitgenommen, das tut weh nach so einer Leistung. Wir haben es sehr ordentlich gemacht, konnten uns in der zweiten Halbzeit auch die eine oder andere Torchance erarbeiten. Natürlich hat England das Spiel dominiert. Aber ich bin stolz auf die Art und Weise unseres Auftritts. Ich denke, es ist doch etwas möglich. Im Offensivspiel hat uns in der letzten Linie die Geschwindigkeit, die Durchschlagskraft gefehlt. England ist eine absolute Topmannschaft. Wir haben zweimal gegen sie gespielt im letzten Jahr, wir sind das einzige Team, das gegen sie nur je ein Tor kassiert hat. Wenn wir gegen Nordirland wieder mutig und mit der Überzeugung auftreten, dann können wir gewinnen.“

Sarina Wiegman (England-Teamchefin): „Wir haben zwei verschiedene Gesichter gezeigt. Der Start war ganz gut, wir haben das Spiel dann dominiert. In der zweiten Halbzeit haben wir dann manchmal besser gespielt, manchmal weniger gut. Österreich hatte dann noch Chancen. Es war ein hartes Spiel, Österreich war ein guter Gegner.“

UEFA Women’s Euro 2022, Gruppe A

Mittwoch:

England – Österreich 1:0 (1:0)

Manchester, Old Trafford Stadium, 68.871 Zuschauer, SR Huerta de Aza (ESP)

Tor: Mead (16.)

England: Earps – Bronze, Bright, Williamson, Daly – Stanway, Walsh – Mead (64./Kelly), Kirby (63./Toone), Hemp – White (64./Russo)

Österreich: Zinsberger – Wienroither, Wenninger, Schnaderbeck (77./Georgieva), Hanshaw – Zadrazil, Puntigam, Feiersinger (87./Höbinger) – Dunst, Billa, Naschenweng (59./Hickelsberger-Füller)

Gelbe Karten: keine