Kasper spielte sich beim schwedischen Topclub Rögle BK und zuletzt bei der Weltmeisterschaft in Finnland im österreichischen Nationalteam auf die Wunschliste der Red Wings. Nur Vanek wurde 2003 – und damit ein Jahr vor Kaspers Geburt – von den Buffalo Sabres an Nummer fünf und damit aus österreichischer Sicht höher gedraftet. Laut Chefscout Kris Draper, selbst jahrelang Stammspieler in Detroit, habe der gebürtige Klagenfurter und „sehr gute Eisläufer“ mit „seiner Intensität, seinem Ehrgeiz und seiner Einstellung“ begeistert.
Bei der A-WM in Tampere, wo Österreich dank des Ausschlusses der Kriegstreiber Russland und Belarus nachrücken konnte, war der 18-Jährige eines der wichtigsten Puzzleteile beim sensationellen elften Platz und dem damit verbundenen Klassenerhalt. Angesichts der Position der Red Wings in der Draftreihenfolge sei man nach Kaspers WM-Vorstellung, wo er sich auch mit „g’standenen“ NHL-Spielern anlegte, schon nervös geworden, so Draper: „Für mich war er mit einer der besten Spieler auf dem Eis.“
Kasper auf dem Weg in die NHL
Marco Kasper ist auf dem Weg in die National Hockey League. Der 18-jährige Kärntner wurde beim Draft als Nummer acht von den Detroit Red Wings ausgewählt, einer absoluten Topadresse in der NHL.
Für den Kärntner geht jedenfalls ein Traum in Erfüllung. Neben Vanek und ihm wurden nur noch Marco Rossi (2020 als Nummer neun von Minnesota) und Michael Grabner (2006 als Nummer 14 von Vancouver) in der ersten Runde des Drafts ausgewählt. „Es fühlt sich unwirklich an und dauert noch ein paar Tage, um das zu realisieren“, sagte Kasper, nachdem Detroits GM Yzerman beim Draft in Montreal seinen Namen aufgerufen hatte. Vor den Augen seiner Eltern Michaela und Peter – letzter war selbst jahrelang erfolgreicher Eishockeyprofi und Teamspieler – zog der Stürmer schließlich erstmals das Trikot mit dem markanten Rad mit Flügeln über.
„Rostige“ Flügel
Geht es nach dem GM, sollten die Red Wings, einst Teil der „Original Six“, auch dank Kasper wieder die erste Geige in der NHL spielen. Yzerman stand 23 Jahre – und damit seine gesamte Karriere – mit der Nummer 19 am Rücken für Detroit auf dem Eis und führte den Kultclub als Kapitän zu drei seiner elf Stanley-Cup-Siege. Nur die kanadischen Traditionsvereine Montreal Canadiens (24 Titel) und Toronto Maple Leafs (13) stemmten den aktuell im Besitz der Colorado Avalanche befindlichen Pokal öfter in die Höhe. Von 1991 bis 2016 war Detroit – die aufgrund des Lockouts gestrichene Saison 2004 ausgenommen – 26 Spielzeiten hindurch Stammgast im Play-off.
Nach dem Ende der Karrieren von Yzerman und dem Abschied weiterer Clublegenden wie den Schweden Niklas Lidström und Henrik Zetterberg sowie dem Russen Pawel Dazjuk setzten die Red Wings jedoch gehörig Rost an. Der letzte Titel konnte in der Saison 2007/08 eingefahren werden. Seit dem letzten Einzug ins Play-off 2016 sind die Red Wings in der K.-o.-Runde nur Zuschauer. Auch Österreichs Torjäger Thomas Vanek konnte in zwei Engagments (2015/16 und 2018/19) das Team aus „Motor City“ nicht mehr nach vorne bringen.

Das soll sich nun dank Kasper und seinen Vorgängern in der Draftauswahl ändern. 2019 holten die Red Wings mit dem Deutschen Moritz Seider bereits das künftige Gesicht des Clubs an Bord. Der Verteidiger wurde in der abgelaufenen Saison bereits zum „Rookie des Jahres“ gekürt. Dazu stehen mit Lucas Raymond sowie den routinierteren Dylan Larkin und Tyler Bertuzzi Spieler mit Starpotenzial im Kader der Red Wings. Center Kasper ist der nächste Rohdiamant im Mosaik der „Roten Flügel“.
Weiteres Lernjahr in Schweden
Alle Fans, die Österreichs potenziellen neuen NHL-Star bereits für ihr Fantasy-Team einplanen, müssen sich aber wohl noch eine Saison gedulden. Denn die Red Wings haben zwei Jahre Zeit, dem Kärntner einen Entry-Level-Vertrag vorzulegen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der 18-Jährige in der kommenden Saison noch einmal in der schwedischen Eliteserie stürmt. Auch Seider spielte nach seinem Draft noch eine weitere Saison in Schweden und ausgerechnet bei Rögle.

Kasper selbst würde ein Jahr mehr Lernerfahrung in Ängelholm – das auch durch einen UFO-Landeplatz berühmt ist – an der schwedischen Westküste gutheißen. Denn die Duelle mit deutlich arrivierteren Spielern in der starken schwedischen Liga würden ihn besser auf die NHL vorbereiten, so der Teenager. „Man muss jeden Tag bereit sein, ich denke, wenn man selbst auf einem höheren Level spielen muss, hilft das enorm“, sagte Kasper nach dem Draft.
Übrigens: Sein Stammverein KAC drückt dem Stürmer, nicht ganz uneigennützig, die Daumen, es noch heuer in die NHL zu schaffen. Denn verpflichten die Red Wings Kasper vor der kommenden Saison, winkt den „Rotjacken“ eine Ausbildungsentschädigung, laut Club in sechsstelliger Höhe. Eine Summe, die man in Klagenfurt – vor allem nach dem Ableben von Gönnerin Heidi Goess-Horten – sicher gerne wieder in die Nachwuchsarbeit investieren würde.