die kasachische Tennisspielerin Elena Rybakina
AP/Gerald Herbert
Wimbledon

Rybakina dreht Finale gegen Jabeur

Jelena Rybakina hat sich dank einer Leistungssteigerung noch den Titel bei den All England Championships in Wimbledon gesichert. Die 23-jährige Kasachin kämpfte sich am Samstag im Endspiel gegen Ons Jabeur aus Tunesien nach Verlust des ersten Satzes zurück und entschied die Partie nach 1:47 Stunden mit 3:6 6:2 6:2 für sich. Rybakina, die erstmals in einem Grand-Slam-Finale stand, ist die erste Kasachin, die ein Major-Turnier gewann.

„Ich war so nervös, vor dem Spiel und während des Spiels. Ich war so froh, als es vorbei war“, sagte Rybakina bei der Siegerehrung. „Es ist so unglaublich, ich habe so etwas noch nie gefühlt. Ich möchte mich beim Publikum für die Unterstützung in den letzten beiden Wochen bedanken. Und natürlich auch bei Ons. Es ist unglaublich, was sie geleistet hat. Sie ist nicht nur ein Vorbild für die Jugend, sondern für uns alle. Es war ein tolles Spiel. Ich bin so viel gelaufen, ich glaube, ich muss jetzt kein Fitnesstraining mehr absolvieren.“

Bereits vor dem Finale war festgestanden, dass am Samstag in Wimbledon Geschichte geschrieben wird. Erstmals überhaupt standen sich mit der Tunesierin Jabeur und Rybakina eine arabische und eine kasachische Spielerin im Endspiel des Rasenklassikers gegenüber, erstmals kam es in der „Open Era“ in Wimbledon zu einem Endspiel zweier Spielerinnen, die nie zuvor bei einem Grand Slam im Finale gestanden waren.

Erster Grand-Slam-Titel für Rybakina

Jelena Rybakina hat sich zur Wimbledon-Siegerin gekürt. Die Kasachin setzte sich im Finale nach Satzrückstand gegen die Tunesierin Ons Jabeur durch und holte ihren ersten Grand-Slam-Titel.

Jabeur, die als Nummer drei des Turniers und Nummer zwei der Weltrangliste auf dem Weg ins Finale erst zwei Sätze abgegeben hatte, wurde ihrer Favoritenrolle vor den Augen von Prominenz wie Herzogin Kate und Hollywood-Star Tom Cruise zunächst auch vollauf gerecht und entschied den ersten Durchgang gegen die Weltranglisten-23. dank zweier Breaks zum 2:1 und 6:3 klar für sich. Im zweiten Satz meldete sich Rybakina aber zurück und dominierte fortan das Geschehen.

Rybakina findet zurück ins Spiel

Die 23-Jährige, die bis dahin nicht mit dem Slice ihrer Gegnerin zurechtgekommen war, stellte sich nun besser auf das Spiel der Tunesierin ein und lag dank einer verbesserten Aufschlagquote und kraftvolleren und platzierteren Grundlinienschlägen schnell mit 4:1 voran, auch weil Jabeur vier Breakchancen ausließ.

Die Tunesierin hatte trotzdem Spaß, spielte einen Ball nach dem Punkt mit dem Kopf, returnierte einen Lob im Zurücklaufen durch die Beine. Doch Rhythmus, Konzentration und wenig später auch der zweite Satz waren weg. Nach 73 Minuten stellte Rybakina den Satzausgleich her und erwischte mit einem Break zum 1:0 auch im Entscheidungssatz einen Traumstart, den sich zunächst auch bestätigte.

die tunesische Tennisspielerin Ons Jabeur
Reuters/Matthew Childs
Jabeur holte sich im Eiltempo den ersten Satz, gab das Spiel danach aber noch aus der Hand

Brenzlig wurde es bei 3:2, als Jabeur bei Aufschlag der Kasachin 40:0 voran lag, Rybakina aber alle drei Breakchancen abwehrte und auf 4:2 stellte. Nach einem weiteren Break stellte die Kasachin auf 5:2 und servierte nach 1:47 Stunden zum Matchgewinn aus. Im Head-to-Head glich Rybkina zum 2:2 aus, alle bisherigen drei Spiele fanden allerdings auf Hartplätzen statt. „Gratulation an Jelena, das war ein tolles Spiel. Sie hat es verdient, beim nächsten Mal hoffe ich aber, dass ich gewinne“, so Jabeur. „Ich bedanke mich für die Unterstützung und bei meinem Team. Ich liebe dieses Turnier, und natürlich bin ich traurig.“

Grand-Slam-Titel mit politischer Dimension

Der Grand-Slam-Titel für Rybakina hat auch eine politische Dimension, wurde sie doch 1999 in Moskau geboren, erst 2018 erfolgte der Nationalitätswechsel von Russland zu Kasachstan. „Sie ist unser Produkt. Wir wünschen ihr den Sieg“, sagte Schamil Tarpischew, der Präsident des russischen Tennisverbandes, vor dem Finale. Russische und belarussische Profis wurden aufgrund des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine von Wimbledon ausgeschlossen.

Rybakina hatte mehrfach während des Turniers betont, glücklich zu sein, Kasachstan zu repräsentieren. „Sie haben an mich geglaubt. Es gibt keine Frage mehr, wie ich mich fühle. Ich bin seit langer Zeit auf einer Reise als kasachische Spielerin.“ Angesprochen auf den Krieg sagte sie, dass sie wolle, dass dieser „so schnell wie möglich zu Ende ist“.

Eine politische Dimension hatte auch Jabeurs Finaleinzug angenommen. Sie genießt in ihrer Heimat Kultstatus, bei ihrer Rückkehr nach Tunis wird ein großer Empfang organisiert. „Die Tunesier haben ihre Probleme vergessen, alle sind stolz auf Ons. Sie ist unsere Ministerin des Glücks“, sagte Sportminister Kamel Deguich. Rybakina erhält für ihren Triumph zwei Millionen britische Pfund (umgerechnet 2,36 Millionen Euro), Jabeur bekommt 1,05 Millionen Pfund und verpasste den ersten Grand-Slam-Titel einer arabischen und afrikanischen Spielerin.

All England Championships in Wimbledon

(Großbritannien, 40.350.000 Pfund, Rasen)

Damen-Einzel

Finale:
Jelena Rybakina (KAZ/17) Ons Jabeur (TUN/3) 3:6 6:2 6:2
Halbfinale:
Jelena Rybakina (KAZ/17) Simona Halep (ROU/16) 6:3 6:3
Ons Jabeur (TUN/3) Tatjana Maria (GER) 6:2 3:6 6:1
Viertelfinal-Tableau:
Jelena Rybakina (KAZ/17) Ajla Tomljanovic (AUS) 4:6 6:2 6:3
Simona Halep (ROU/16) Amanda Anisimova (USA/20) 6:2 6:4
Ons Jabeur (TUN/3) Marie Bouzkova (CZE) 3:6 6:1 6:1
Tatjana Maria (GER) Jule Niemeier (GER) 4:6 6:2 7:5