ÖFB-Frauen beim Training
GEPA/Michael Zemanek
Fußball-EM

Gegen Nordirland zählt für Team nur Sieg

Am Montag (18.00 Uhr, live in ORF1) ist Österreichs Nationalteam bei der Fußball-EM erstmals in einer ganz neuen Rolle zu sehen: als Favorit. Gegen die Debütantinnen aus Nordirland zählt für die Auswahl von Teamchefin Irene Fuhrmann in Southampton daher nur ein Sieg, um dem angestrebten Viertelfinal-Einzug näher zu kommen. Druck verspüren die Österreicherinnen keinen, vielmehr den Anspruch, keine Zweifel aufkommen zu lassen.

„Wir sind überzeugt, dass wir das bessere Team sind, das müssen wir auf dem Platz beweisen“, sagte Teamchefin Fuhrmann vor dem Spiel. Oder wie es Sarah Zadrazil formulierte: „Wir müssen liefern.“ Die Favoritenrolle hatte man in der jungen EM-Geschichte noch nicht inne, bei der Premiere 2017 konnte das Team frei aufspielen, zum Start 2022 gegen England (0:1) rechnete niemand mit einem Punktegewinn. In der Heimstätte von Ralph Hasenhüttls „Saints“ ist das nun anders.

Gegen die Nummer 47 der Welt, die erstmals an diesem Turnier teilnimmt, aus vielen Amateurinnen besteht und gegen Norwegen mit dem 1:4 noch gut bedient war, steht Österreich in der Pflicht. „Wir nehmen die Rolle an und sind darauf vorbereitet“, sagte Fuhrmann. Ihre Spielerinnen sind traditionell guter Dinge, die gute Laune soll nach dem zweiten EM-Spiel keinesfalls einen jähen Abbruch finden.

Mit Selbstbewusstsein gegen Nordirland

Um bei der Fußball-EM die Chance auf das Viertelfinale zu wahren, müssen die Österreicherinnen am Montag das Spiel gegen Nordirland für sich entscheiden. Trainerin Irene Fuhrmann hat bei einer Pressekonferenz erklärt, wie das funktionieren soll.

Aber ein jüngeres Duell ist Warnung genug, reichte es doch in der WM-Qualifikation auswärts nur zu einem 2:2-Remis, eigentlich rettete Stefanie Enzinger dem Team dieses X. Deswegen machte Fuhrmann in den vergangenen Tagen vor allem auch eines klar: „Wir müssen gegen Nordirland wieder ans Limit gehen, sonst wird es nicht reichen.“

Vertrauen in eigene Stärke

Die 41-Jährige vermittelte gleichzeitig größtes Vertrauen in ihr Team, das ließ sie die Spielerinnen auch gleich zu Beginn des Abschlusstrainings wissen. „Deswegen bin ich auch so ruhig, weil ich darauf vertraue, dass wir die Basics an den Tag legen werden, die es gegen so einen Gegner unbedingt braucht“, merkte die Teamchefin wie immer sachlich an. Sonntagfrüh hatten die Österreicherinnen ihr Teamcamp im Pennyhill Park verlassen und eine Autostunde später Quartier bezogen. In Southampton hatte Nordirland zum Start gegen Norwegen mit 1:4 verloren, man spielt alle drei Gruppenspiele hier.

St Mary’s Stadium in Southampton
ORF.at/Bernhard Kastler
Gareth Bale (Bildmitte) wurde einst in Southampton fußballerisch groß, nun versuchen die Österreicherinnen hier aufzugeigen

Spielerinnen verspüren keinen Druck

Die Österreicherinnen haben ihre 0:1-Auftaktniederlage in Manchester bald verarbeitet, war sie doch erwart- und damit verschmerzbar. Statt Außenseiter ist man nun Favorit, statt eines „Bonusspiels“ ist es nun eine Schlüsselpartie. Diesbezüglichen Druck verspürte das Team angeblich nicht. „Wir freuen uns einfach auf das nächste Spiel. Wir sind diesmal Favorit, mit der Rolle können wir gut leben“, sagte Zadrazil.

Fußball-EM, Gruppe A

Beginn 18.00 Uhr (live in ORF1)

Österreich – Nordirland

Southampton, St. Mary’s Stadium, SR Barrera/VEN

Österreich: Zinsberger; Schiechtl, Schnaderbeck, Wenninger, Hanshaw; Puntigam; Hickelsberger-Füller, Zadrazil, Höbinger, Dunst; Billa

Nordirland: Burns; McKenna, Nelson, McFadden, Vance; Furness, Callaghan, McCarron, Holloway; Wade, McGuinness

„Wir sind sehr zuversichtlich, ich bin überzeugt davon, dass wir das hinbekommen werden. Das muss ab der ersten Minute zu spüren sein“, meinte Barbara Dunst, die in der Offensive gefordert sein wird. „Wir wollen voll attackieren und Abschlüsse suchen“, so die Legionärin von Eintracht Frankfurt. In Old Trafford war sie die erste Österreicherin, die auf das englische Tor geschossen hatte, das allerdings erst in Minute 78. Dunst traf in den beiden bisherigen Duellen in der Länderspielgeschichte gegen Nordirland, also auch im April beim 3:1-Heimsieg.

„Es braucht höchste Konzentration“

Was die Österreicherinnen erwartet, ist klar. „Sie spielen einen einfachen, aber sehr erfolgreichen Fußball, der sie auch hierher geführt hat. Sie schalten gut um, sind robust im Zweikampf, vor allem in der Luft, und leben vom Kollektiv“, sagte Fuhrmann über die Gegnerinnen, die in Belfast die Naivität Österreichs bestraft hatten. Im Spiel mit dem Ball und auch in der Restverteidigung brauche es höchste Konzentration, um nicht in Konter zu laufen. Selbst präsentierte sich Nordirland gegen Norwegen beim Herausspielen naiv, in Minute 31 stand es schon 0:3.

„Ich bezweifle, dass ihnen das zweimal passieren wird“, meine Zadrazil. Bremen-Spielerin Katharina Schiechtl, die die Rolle der CoV-positiven Laura Wienroither auf der rechten Abwehrseite einnehmen wird, sieht darin eine Chance: „Man hat gesehen, dass sie mutig spielen wollen. Da passieren Fehler, die muss man auch nutzen.“ Selbst darf man sich keine Fehler erlauben, zu viel steht auf dem Spiel. Bei einer Niederlage könnte der Traum vom Aufstieg nach dem zweiten Gruppe-A-Spiel zwischen England und Norwegen (21.00 Uhr, live in ORF1) sogar ausgeträumt sein. Aber an solche Szenarien verschwendet man keine Gedanken.

Unbritische Temperaturen bei Hasenhüttls Besuch

Dass die Auswahl nach 70.000 Zuschauern in Manchester nun wohl nur vor einem Zehntel in Southamptons St. Mary’s Stadium spielen wird, raubt ebenfalls keine Energie. Das 20 Jahre alte und 32.000 Zuschauer fassende Stadion wird zwar mehr Nordiren begrüßen dürfen, aber auch 1.000 Fans aus Österreich haben sich in der 250.000-Einwohner-Hafenstadt, wo vor 110 Jahren die „Titanic“ auslief, angekündigt.

St Mary’s Stadium in Southampton
ORF.at/Bernhard Kastler
Schon beim Abschlusstraining herrschten sehr unbritische Temperaturen in Southampton

Sein Kommen zugesagt hat auch der steirische Trainer der hiesigen „Saints“, Ralph Hasenhüttl. Für das Premier-League-Team geht es nur zwei Tage später nach Kärnten ins Trainingslager. Dort wird es ähnlich heiß sein wie am Montag um 17.00 Uhr (Ortszeit) in Southampton, wenn das Thermometer sehr unbritische 27 Grad zum Anpfiff des zweiten Spieltags der Gruppenphase anzeigen wird. Damit auf dem Platz am besten zurechtkommen wird wohl die venezolanische Schiedsrichterin Emikar Calderas Barrera, die im Zuge des verstärkten Austauschs zwischen Europa und Südamerika das Spiel leiten darf.

Fuhrmann lobte vorab das Schmuckkästchen des südenglischen Clubs, den Hasenhüttl einmal mehr in der Klasse hielt. Die Teamchefin vermittelte auch authentisch, dass ihre Mannschaft es als Privileg empfände, auf so einer Bühne spielen zu dürfen. „Jedes EM-Spiel ist für uns etwas Supergroßes“, fügte Zadrazil an, die wie alle anderen keine Rechnereien in Bezug auf den möglichen Aufstieg ins Viertelfinale anstellen möchte. Ziel ist vorerst der erste Sieg, um dann am Freitag gegen Norwegen ein „Finale“ um das Weiterkommen zu haben.