Novak Djokovic
Reuters/USA Today Sports/Peter van den Berg
Wimbledon

Djokovic steht vor ungewissen Zeiten

Novak Djokovic hat am Sonntag zum siebenten Mal den Titel in Wimbledon gewonnen. Nach seinem 21. Grand-Slam-Triumph ist beim 35-jährigen Serben aber nicht automatisch alles eitel Wonne. Der weitere Saisonverlauf ist für Djokovic völlig ungewiss. Grund dafür ist die fehlende CoV-Impfung, die nach aktuellem Stand ein Antreten bei den Turnieren in Nordamerika verhindert. In erster Linie geht es Djokovic um die US Open, denn was den Serben in seiner weiteren Karriere hauptsächlich interessiert, sind Grand-Slam-Titel.

Das letzte Major-Turnier des Jahres in New York beginnt am 29. August. Davor sind in Atlanta, Washington, Montreal, Cincinnati und Winston-Salem fünf Hartplatzevents angesetzt. Die Testpflicht vor einer Einreise in die USA wurde zwar gekippt, die Impfung gegen das Coronavirus ist bis auf wenige Ausnahmen aber weiter Voraussetzung, um ins Land zu kommen. Djokovic hat trotz seines weiteren Verzichts auf eine Impfung gegen das Coronavirus die Hoffnung auf eine Einreise in die USA zu den US Open noch nicht aufgegeben.

„Ich bin nicht geimpft und ich plane nicht, mich impfen zu lassen“, sagte der 35-Jährige. Seine einzige Möglichkeit sei es, dass die Impfpflicht kippe oder er eine Ausnahme erhalte. „Ich werde auf hoffentlich gute Nachrichten aus den USA warten, weil ich es lieben würde, dorthin zu gehen. Das wäre das wahrscheinlich nächste große Turnier, der nächste große Schwung, ein oder zwei Turniere vorher zu spielen und dann die US Open.“

Djokovic für US-Open fraglich

Nach seinem Triumph in Wimbledon ist das Antreten von Novak Djokovic bei den US-Open fraglich.

Coach Ivanisevic spricht von „Scheißjahr“

Bei den Australian Open hatte es nicht mit einem Antreten geklappt. Djokovic war im Jänner im Glauben nach Australien geflogen, dank einer Ausnahmebewilligung auch ohne Impfung einreisen zu dürfen. Diese Annahme erwies sich als falsch, und nach einer verlorenen Gerichtsanhörung musste er das Land wieder verlassen.

Coach Goran Ivanisevic sprach deshalb trotz des Wimbledon-Titels von einem „Scheißjahr“ und davon, dass Djokovic lange gebraucht habe, um die Ereignisse in Australien zu verdauen. Erst Mitte der Sandsaison habe Djokovic seine normale Form langsam wieder gefunden. In Paris folgte die nächste Enttäuschung, als er im Viertelfinale gegen Rafael Nadal verlor und so seinen Titel nicht verteidigen konnte. Umso größer ist nun die Genugtuung über den neuerlichen Wimbledon-Triumph.

Novak Djokovic und Goran Ivanisevic
APA/AFP/William West
Ohne Impfung wird es für Novak Djokovic mit Coach Goran Ivanisevic wohl nur Training und keine Turniere auf Hartplatz geben

Weiterer Rückfall im ATP-Ranking droht

Nun beginnt aber wieder eine Phase der Ungewissheit. In die USA mit den beiden großen Masters-1000-Turnieren in Indian Wells und Miami durfte Djokovic im Frühjahr nicht einreisen. Der Serbe kommt in diesem Jahr deshalb erst auf sieben Turniere. Nun wechselt die Tour bald wieder nach Nordamerika für die zweite Hartplatztournee des Jahres – und das Problem mit der fehlenden Impfung wird wieder akut.

Die einzige Chance von Djokovic wäre eine Aufhebung der Impfpflicht für Einreisende in die USA. Sehr groß ist die Wahrscheinlichkeit aber nicht. Sein Fehlen beim US Open hätte auch gravierende Folgen in der Weltrangliste. Durch sein Fehlen bei Turnieren in Ländern mit einer Impfpflicht hat er bereits potenzielle 4.000 ATP-Punkte verloren, dazu kommen die 2.000, die der Wimbledon-Sieg eingebracht hätte, die aber wegen des Ausschlusses der russischen Spieler nicht gutgeschrieben werden. So ist er nur noch die Nummer sieben der Weltrangliste, im Jahresranking belegt er nur den zehnten Platz.

Nur noch Grand-Slam-Titel zählen

Das bereitet ihm allerdings kaum Sorgen. Seit er den Rekord für die meisten Wochen als Nummer eins an sich gerissen hat, interessiert ihn diese nicht mehr groß. „Wenn ich es richtig verstanden habe, bin ich als Grand-Slam-Sieger bei den ATP Finals dabei, solange ich in den Top 20 bin“, sagte Djokovic. „Dafür sollte ich genug Punkte haben.“ Er sehe deshalb keine Notwendigkeit, Punkten nachzujagen. „Meine Priorität sind nun Siege bei Grand Slams und großen Turnieren.“

Deshalb würde der Ausschluss von den US Open – und nach aktueller Lage auch von den Australian Open 2023 – schmerzen. Djokovic steht wohl ein langer und geruhsamer, aber auch frustrierender Sommer bevor. Er zahlt einen hohen Preis für seine Haltung beim Thema Impfen. Sie könnte ihn den Titel des erfolgreichsten Spielers der Geschichte kosten, denn noch hat Rafael Nadal in der Bestenliste mit 22 Grand-Slam-Titeln einen mehr als Djokovic.

All England Championships in Wimbledon

(Großbritannien, 40.350.000 Pfund, Rasen)

Herren-Einzel

Finale:
Novak Djokovic (SRB/1) Nick Kyrgios (AUS) 4:6 6:3 6:4 7:6 (7/3)
Halbfinale:
Novak Djokovic (SRB/1) Cameron Norrie (GBR/9) 2:6 6:3 6:2 6:4
Nick Kyrgios (AUS) Rafael Nadal (ESP/2) w. o.
Viertelfinal-Tableau:
Novak Djokovic (SRB/1) Jannik Sinner (ITA/10) 5:7 2:6 6:3 6:2 6:2
Cameron Norrie (GBR/9) David Goffin (BEL) 3:6 7:5 2:6 6:3 7:5
Nick Kyrgios (AUS) Cristian Garin (CHI) 6:4 6:3 7:6 (7/5)
Rafael Nadal (ESP/2) Taylor Fritz (USA/11) 3:6 7:5 3:6 7:5 7:6 (10/4)