Fußball-EM

ÖFB-Team müht sich zu Pflichtsieg

Österreichs Fußballnationalteam hat bei der Europameisterschaft 2022 in England den Pflichtsieg mit Mühe eingefahren. Gegen den Außenseiter aus Nordirland gewann das Team von Irene Fuhrmann mit 2:0 (1:0) und wahrte die Chance auf das Weiterkommen. Katharina Schiechtl in Folge eines Freistoßes (19.) und „Joker“ Katharina Naschenweng (88.) stellten in Southampton vor 9.268 Zuschauern – darunter Ralph Hasenhüttl – den Erfolg sicher. Im Aufstiegsfinale reicht nun schon ein Remis, weil Norwegen gegen England unterging.

Der erste österreichische Sieg bei dieser Endrunde war völlig verdient, die Leistung aber insgesamt durchwachsen. Österreich hatte die Partie im Griff, musste aber lange bis zur Entscheidung zittern. Offensiv taten sich Fuhrmanns Frauen gegen die nordirische Fünferkette schwer, dass Schiechtl nach einem ruhenden Ball von Sarah Puntigam traf, war eine logische Folge (19.). Nach der Pause blieb man lange blass, die Nordirinnen witterten ihre Chance, waren aber zu harmlos. Im Finish traf Naschenweng nach einem Energieanfall zur Entscheidung (88.).

Damit hat Österreich das Mindestziel erreicht und am letzten Spieltag der Gruppe A ein Finale um den Aufstieg. Das steigt im direkten Duell gegen Norwegen, das am Abend in der Höhe völlig überraschend mit 0:8 (0:6) gegen England verlor. Die Gastgeberinnen sind schon im Viertelfinale, Nordirland ist bereits ausgeschieden, und Österreich reicht im Spiel am Freitag (21.00 Uhr, live in ORF1) ein Unentschieden.

Naschenweng mit dem 2:0 (88. Minute)

Katharina Naschenweng sorgt kurz vor Spielende für das erleichternde 2:0.

Alles anders in Southampton

Ein Turnier bedeutet auch, sich schnell umstellen zu können. Nach dem Auftakt gegen Titelanwärter England (0:1) vor 70.000 Zuschauern in Old Trafford ging es nun vor einem Siebentel gegen einen Außenseiter. Erstmals in der noch jungen EM-Geschichte der Österreichinnen war man also Favorit und damit unter Druck. Ebenfalls völlig anders stellte sich das Wetter dar, für nächste Woche wurde schon ein Hitzerekord in England prognostiziert, am Montag hatte es in Southampton 28 Grad.

Spieler marschieren am Feld auf
ORF.at/Bernhard Kastler
Andere Rolle, weniger Zuschauer, dafür schönes Wetter: der Rahmen für das zweite EM-Spiel Österreichs in England

Nicht völlig anders war die Aufstellung von Fuhrmann, immerhin gab es aber drei Änderungen. Schiechtl, Marie Höbinger und Julia Hickelsberger-Füller ersetzten die CoV-positive Laura Wienroither, die zuletzt leicht lädierte Laura Feiersinger und Naschenweng. Auf der anderen Seite musste Kenny Shiels seine Stürmerin Simone Magill verletzt vorgeben, dafür kehrte Kapitänin Marissa Callaghan in die Startelf zurück. Beim 1:4 gegen Norwegen war sie zur Halbzeit in die Partie gekommen. Nordirland startete an vier Positionen verändert.

Hasenhüttl sieht überlegenes Österreich

Vor den Augen des steirischen „Saints“-Trainers Ralph Hasenhüttl trat Österreich erstmals in den nigelnagelneuen rot-weiß-roten EM-Trikots an. Und während die Österreicherinnen mit dem Kniefall das auf der Insel mittlerweile etablierte typische Zeichen gegen Rassismus setzten, blieben die Nordirinnen stehen. Ungewöhnlich war auch die Besetzung der Schiedsrichterin, dass Emikar Caldera Barrera aus Venezuela pfiff, rührt von der intensiven Zusammenarbeit der Kontinentalverbände.

Österreich hatte die Partie von Beginn weg unter Kontrolle, erspielte sich bald eine Überlegenheit und sollte sich der Führung sukzessive nähern. Erstmals nennenswert nach vorne kam das Team nach einem Traumpass von Sarah Puntigam auf Barbara Dunst, deren Hereingabe setzte aber Hickelsberger-Füller deutlich vorbei (8.). Dass Österreich die von Fuhrmann verlangten „Basics“ an den Tag legte, bewies Sarah Zadrazil mit einem wichtigen Tackling. Aber es gab auch Schlampiges aus Southampton zu berichten. Mangels Anspielstationen verlor Schnaderbeck, die nach ihren Knieproblemen nicht geschont wurde, den Ball und ermöglichte so eine Konterchance der Nordirinnen.

Highlights von Österreich – Nordirland

Österreich erkämpft sich den viel erhofften Pflichtsieg. Im zweiten Gruppenspiel besiegt das ÖFB-Team Nordirland mit 2:0 und wahrt damit die Chance auf den Aufstieg in das Viertelfinale.

Der Außenseiter, der mit Amateurinnen antrat, spielte wie schon gegen Norwegen hinten heraus – und kam damit wieder nicht weit. Es war aber nicht so eklatant wie im ersten Spiel, als man nach einer Viertelstunde schon mit 0:2 hinten lag. Österreich traf nach einem sehenswerten Solo der auffälligen Hickelsberger-Füller durch Nicole Billa ins Außennetz (10.) und Dunst schoss wie schon in Old Trafford als erste Österreicherin auf das gegnerische Tor, dieses Mal 63 Minuten früher (15.). Allerdings kam der Roller aus der Kategorie harmlos. Drei Minuten zuvor hatte Lauren Wade Goalie Manuela Zinsberger geprüft.

Schiechtl bringt Österreich in Führung

Wenn es aus dem Spiel nicht klappt, muss ein ruhender Ball her. Nach einem Foul von Demi Vance an Hickelsberger-Füller nahm Puntigam am rechten Sechzehnereck die Chance wahr und schnitt den Ball gekonnt Richtung Tor. Julie Nelson, seit Donnerstag mit 37 Jahren und 33 Tagen die älteste EM-Torschützin der Geschichte, fälschte den Ball ab, und ausgerechnet Wienroither-Ersatz Schiechtl lenkte aus kurzer Distanz den Ball zum völlig verdienten 1:0 in die Maschen (19.).

Katharina Schiechtl schießt Tor
Reuters/Lisi Niesner
Die Tirolerin Katharina Schiechtl erzielte die Führung nach einem Freistoß von Puntigam

Österreich wollte mehr, Dunst trug den Ball gleich zur Mittellinie. Am Ende wird bei Punktegleichheit und einem Remis im direkten Duell das Torverhältnis entscheidend über den Aufstieg sein. Dafür tat das Team offensiv aber letztlich im gesamten Spiel zu wenig, England später gegen den letzten ÖFB-Gegner Norwegen jedoch umso mehr.

Lattenpech für Dunst

Österreichs Probleme im letzten Drittel blieben augenscheinlich. Der letzte Pass fand meistens seine Empfängerin nicht. In der Trinkpause, die eher unüblich mit Musik unterlegt worden war, konnte man sich zwar noch einmal besprechen, gegen die Fünferkette fand man aber über die 90 Minuten gesehen einfach zu wenige Lösungen.

Burns lenkt Ball an Latte (42. Minute)

Nach einem kleinen Ausflug und anschließendem Fehlpass ist Nordirland-Torfrau Jacqueline Burns gerade noch rechtzeitig zurück im Tor und kann den Schuss von Barbara Dunst an die Latte lenken.

Die beste Chance vor der Pause hatte noch Dunst, die ein Geschenk der nordirischen Torhüterin Jaqueline Burns fast mustergültig ausgenützt hätte. Die Schlussfrau wagte einen ihrer gefürchteten Ausflüge und verlor fast mit Ansage den Ball. Dunst nützte die Gunst des Moments und setzte den Ball schön an, Burns bügelte ihren Fehler aber aus und drehte den Schuss gerade noch an die Latte (42.).

Fuhrmann reagierte in der Halbzeit und brachte ihre Führungspielerin Feiersinger statt Höbinger in die Partie. Schnaderbeck, die auch nicht immer glücklich agierte, wurde von Marina Georgieva abgelöst.

Entscheidung erst im Finish

Das österreichische Spiel wurde aber zunehmend umständlicher. Selbst fand man in den ersten 20 Minuten keine Möglichkeit vor, deswegen witterten die Nordirinnen nun auch ihre Chance auf ein Remis. Angetrieben von ihren Fans waren sie letztlich aber zu harmlos für den Ausgleich. Ein Kopfball von Rachel Furness, der sich hinter dem Tor senkte, war am gefährlichsten (68.).

Vier Minuten davor versuchte es Dunst einmal mehr aus der Distanz, Burns rutschte das Leder aus der Hand, aber auch über das Tor. Und das war schon die beste Chance bis zu diesem Zeitpunkt in der zweiten Hälfte. Fuhrmann brachte Naschenweng für die nach der Pause ebenfalls blasse Hickelsberger-Füller, die bald ihren ersten Schuss auf das Tor abgab (78.). Die Kärntnerin (nicht verwandt mit Sängerin Melissa) hatte noch genügend Kraft und vielleicht auch Wut im Bauch nach ihrer Nicht-Berücksichtigung in der Startelf, als sie nach einem Zuspiel von Puntigam im Sechzehner konsequent vollendete (88.).

Katharina Naschenweng jubelt nach Tor
Reuters/Lisi Niesner
Naschenweng sorgte für die Entscheidung und Erleichterung – der Pflichtsieg ist eingefahren

Puntigam und Feiersinger hatten noch Chancen auf einen höheren Sieg, aber auch so stand am Ende des dritten Vergleichs der zweite Erfolg gegen den Außenseiter fest. Die wesentliche Erkenntnis lautet aber: Gegen die Norwegerinnen braucht es in Brighton unabhängig vom Ergebnis der Skandinavierinnen gegen England eine Steigerung, um den erhofften Einzug ins Viertelfinale zu schaffen. Fürs Erste darf aber der Erfolg entsprechend bejubelt werden, denn ein Sieg bei einer EM-Endrunde ist auch für Österreich nicht selbstverständlich.

Stimmen zum Spiel:

Irene Fuhrmann (Österreich-Teamchefin): „Am Ende ist es wichtig, dass wir die drei Punkte geholt haben. Dass wir die Situation haben, die wir uns vor dem Turnier gewünscht haben. Es war ein ähnliches Spiel wie die beiden Spiele in der WM-Quali. Man hat nach der Pause gesehen, dass es bei uns um mehr geht als bei Nordirland. Wir haben das aber routiniert gemacht und nicht allzu viel zugelassen. Wir sind (in der Offensive, Anm.) nicht konkret genug gewesen und haben uns leider nicht allzu viele Torchancen herausgespielt.“

Barbara Dunst (Österreich, Spielerin des Spiels): „Es war wie erwartet ein schwieriges Spiel. Im Lauf des Spiels haben wir es ein wenig aus der Hand gegeben. Aber wir haben den Job erledigt, drei Punkte geholt. Wir wussten, bei der EM ist jeder Gegner schwer zu bespielen.“

Kenny Shiels (Nordirland-Teamchef): „Sie waren nicht so viel besser als wir, aber sie waren es in den entscheidenden Zonen. Das 2:0 geht so in Ordnung. Man muss sehen, wo wir stehen und wo Österreich, welches Niveau sie im Fußball erreicht haben. Sie haben eine der besten Ausbildungen in Europa und sind ein richtig schwerer Gegner.“

UEFA Women’s Euro 2022, Gruppe A

Montag:

Österreich – Nordirland 2:0 (1:0)

Southampton, St. Mary’s Stadium, 9.268 Zuschauer, SR Barrera (VEN)

Torfolge:
1:0 Schiechtl (19.)
2:0 Naschenweng (88.)

Österreich: Zinsberger – Schiechtl, Wenninger, Schnaderbeck (46./Georgieva), Hanshaw – Höbinger (46./Feiersinger), Puntigam, Zadrazil – Hickelsberger-Füller (73./Naschenweng), Billa (85./Makas), Dunst

Nordirland: Burns – McKenna (73./Magee), Nelson (85./McDaniel), McFadden, Vance, Holloway – Wade, McCarron, Furness (79./Andrews) – Callaghan (85./C. McGuinness), K. McGuinness (80./Wilson)

Gelbe Karten: keine