Julia Hickelsberger-Fueller (AUT)
GEPA/Michael Zemanek
Fußball-EM

Zusätzliche Motivation für Team vor „Finale“

Zum zweiten Mal ins Viertelfinale einer Fußball-EM zu kommen ist für Österreich Motivation genug. Doch das ÖFB-Team könnte schon bei einem Remis am Freitag gegen Norwegen (21.00 Uhr, live in ORF1) im Viertelfinale auch auf „Lieblingsgegner“ Deutschland treffen. Während die DFB-Auswahl mit dem fixierten Gruppe-B-Sieg ihre Aufgabe erfüllt hat, muss das ÖFB-Team erst liefern. Zudem will man für Katharina Naschenweng gewinnen, den nächsten CoV-Ausfall. Und Teamchefin Irene Fuhrmann hat vor dem Spiel Wut im Bauch.

Ein Duell mit „Deutschland wäre ganz besonders, aber der ganze Fokus liegt auf Norwegen“, sagte Julia Hickelsberger-Füller. „Wir müssen da einmal die Sache gut machen, dass wir uns überhaupt einmal mit Deutschland beschäftigen können“, so die nach der EM bei 1899 Hoffenheim tätige Offensivspielerin. Auch Mittelfeldspielerin Marie-Therese Höbinger betonte, dass man einmal gegen Norwegen 120 Prozent Leistung bringen müsse. „Wenn man aber mit dem Gedanken so ein bisschen spielt, ist es natürlich cool“, betonte die 21-Jährige, die wie Hickelsberger-Füller zuletzt von Anfang an spielte.

Da sehr viele Teamspielerinnen des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB) in der deutschen Bundesliga ihr Geld verdienen, kenne man die deutsche Auswahl extrem gut. „Es ist immer ein Klassiker Österreich gegen Deutschland, wir würden uns über das Duell extrem freuen“, so Höbinger, die wie Hickelsberger-Füller zur jungen Garde im ÖFB-Team gehört und 2017 beim Halbfinaleinzug noch nicht dabei war.

ÖFB-Damen peilen EM-Viertelfinale an

Auch wenn der Respekt vor Norwegen groß ist: Österreichs Frauen-Nationalteam will am Freitag bei der Fußballeuropameisterschaft in England ins Viertelfinale einziehen.

Höbinger selbst steht noch bis Sommer 2023 bei Turbine Potsdam unter Vertrag, war im Frühjahr aber an den Schweizer Meister FC Zürich verliehen. Bereits mit 13 Jahren hatte sie den Schritt nach Deutschland gewagt. „Ich habe extrem viel lernen können bei Potsdam im Nachwuchs und im Frauenbereich, also war der Schritt bestimmt sportlich und menschlich der Richtige für mich“, sagte Höbinger, die gegen Norwegen wohl wieder für Laura Feiersinger Platz machen wird. Hickelsberger-Füller dürfte nicht nur ob des Ausfalls von Naschenweng wieder beginnen, ihre Qualitäten im Eins gegen Eins könnten für die erhofften Nadelstiche gegen Norwegen sorgen.

Marie Hoebinger (AUT)
AP/Rui Vieira
Marie-Therese Höbinger gehört zur jungen ÖFB-Garde und hofft noch auf weitere Einsätze bei der EM

„Wir spielen gegen Norwegen auch für Kathi“

Die Aufgabe gegen Norwegen wird schwer genug. Erschwert wird sie durch einen weiteren CoV-Fall im Team, dieses Mal erwischte es nach Lisa Kolb (noch vor der Abreise nach England) und Wienroither (wieder zurück im Training) mit Naschenweng die Torschützin zum 2:0 gegen Nordirland, die mit einem Energieanfall den Endstand herstellte.

TV-Hinweis

ORF1 überträgt das Duell Österreich – Norwegen um den Aufstieg (Freitag, 21.00 Uhr) live, die Vorberichterstattung beginnt bereits um 18.45 Uhr mit der Sendung „Heimspiel“.

„Wir spielen auch für die Kathi, damit wir da weiterkommen und sie dann wieder Teil der Mannschaft sein kann“, so Hickelsberger-Füller. Für Höbinger sei es „fast herzzerreißend“, wenn Mitspielerinnen getrennt vom Team die Zeit am Zimmer verbringen müssten. Zudem sei natürlich auch die Angst da, selbst auszufallen.

„Trotzdem darf man sich davon nicht zu sehr beeinflussen lassen, muss die Normalität drinnen halten, die Abläufe so machen wie immer, damit man dann auch sportlich zu 100 Prozent da ist“, sagte die 21-Jährige am Mittwoch.

Erneut CoV-Ausfall in Nationalteam

Ausgerechnet vor dem EM-Gruppenfinale wird Katharina Naschenweng positiv auf das Coronavirus getestet. Der Frust vor dem Spiel gegen Norwegen ist groß.

Testpflicht für die Spielerinnen gibt es von UEFA-Seite keine mehr, der ÖFB setzt aber im Falle von Symptomen auf Tests, um einen Cluster zu verhindern. „Wir sind verantwortungsbewusst, die Spielerinnen auch“, sagte Teamchefin Irene Fuhrmann. Höbinger bestätigte das. „Jeder denkt nicht nur für sich, eben auch für die Mannschaft. Keiner will andere Leute anstecken, irgendwelche schweren Verläufe riskieren.“

Fuhrmann ärgert sich über UEFA

Dass es keine verpflichtenden offiziellen Testreihen gibt, findet sie gut. „Das wäre nicht mehr gut, wir müssen in die Normalität zurück, der Virus ist schon extrem abgeschwächt, deshalb testen wir nur nach Wohlempfinden und bei Symptomen“, erläuterte Höbinger. Dass die UEFA keine einheitlichen fixen Regelungen vorgegeben hat, ist zu hinterfragen. „Es ist unverständlich, weil manche Teams machen den Eindruck, dass sie gar nicht testen. Ich will niemanden anschwärzen, kann ich auch nicht, weil sie es eben nicht müssen“, so Fuhrmann.

Noch mehr ärgert sie nach wie vor, dass nur 23-Frau-Kader zugelassen worden sind, während es bei der vergangenen Männer-EM und der kommenden Männer-WM 26 Spieler sein werden. „Es hätte uns im Trainingsprozess geholfen. Wenn ich heute elf gegen elf was machen will, wird es sich nicht ausgehen. Es ist nicht die Qualität, wenn zwei bis drei Betreuer mitspielen“, meinte Fuhrmann. Die Begründung der UEFA, dass die CoV-Entwicklung zum Entscheidungszeitpunkt eine andere war, ließ sie nicht gelten. „Dann muss man sie halt adaptieren“, so Fuhrmann. „Ich gehe davon aus, dass es finanzielle Gründe gibt“, vermutete Fuhrmann, die sich auch darüber ärgerte, dass im Old Trafford „teilweise UEFA-Leute ohne Maske“ herumgerannt seien.