Susanne Walli rennt
GEPA/Walter Luger
Leichtathletik-WM

Walli peilt erneute Überraschung an

Susanne Walli bestreitet am Sonntag (ab 21.00 Uhr MESZ) in der Mittagshitze bei zu erwartenden Temperaturen von knapp unter 30 Grad ihren Vorlauf über 400 m. Die 26-Jährige peilt bei der Leichtathletik-WM in Eugene (USA) erneut eine Überraschung an, schon bei den Olympischen Spielen in Tokio war sie ins Semifinale eingezogen. In Oregon will sie diesen Erfolg mit neuer persönlicher Bestzeit wiederholen.

Walli nehme sich aber keine Platzierung vor, weil sie keinen Einfluss habe, was die anderen machen. „Mein Ziel ist, das Maximum rauszuholen. Ich möchte nach dem Lauf sagen können, ich habe alles gegeben, bin eine gute Zeit gelaufen. Ich habe das auf die Bahn gebracht, was ich im Training schon gezeigt habe. Die Form ist einfach da“, sagte Walli, die sich über starke Konkurrenz auf der Zielgeraden freut. Diese soll sie zu einer neuen persönlichen Bestzeit ziehen, die seit den Olympischen Sommerspielen bei 51,52 Sekunden steht.

Die zuletzt aufgestellte persönliche Bestzeit über 200 m sei eine gute Zubringerleistung gewesen. Und über die 400 m sei sie in diesem Jahr noch nicht gelaufen, 52,13 stehen zu Buche. Eine Bestleistung traut der 26-Jährigen ihr Trainer Wolfgang Adler durchaus zu, die Taktik ist klar vorgegeben. „Sie muss mutig sein, sie muss mutig anlaufen, nicht zu mutig.“ Normalerweise sei Susi eine, die die ersten hundert Meter immer sehr langsam laufe, aber die Gegengerade dann extrem schnell.

Trainer Wolfgang Adler
GEPA/Christian Walgram
Walli hat mit ihrem Trainer Wolfgang Adler seit Olympia an den Temporeserven und an der Einteilung gearbeitet

„Das heißt, die 200-m-Anlaufzeit passt schon, aber die Aufteilung der ersten 200 hat mir in Tokio nicht so gefallen. Wir haben daran gearbeitet, dass Susi die ersten 100 ein bisserl aktiver läuft, auf den zweiten 100 soll sie ein bisserl ruhiger sein, damit sie dann zum Schluss noch genug Energie hat.“ Die Temporeserven, die sie jetzt habe, sollen sich eigentlich positiv auswirken. „Wenn sie auf der Zielgeraden mal eine Konkurrenz hat.“

„Sehr hohes Niveau“ über 400 m

Daran wird es bei der WM nicht scheitern. „Das Niveau ist sehr hoch, es haben sehr viele die direkte Norm geschafft“, weiß Walli. Mit der Konkurrenz beschäftige sie sich prinzipiell nicht, denn sie laufe auf ihrer Bahn und mache dort ihr Rennen. „Man muss aufpassen und darf sich nicht zu viel an den anderen orientieren. Man muss sein Rennen laufen und sich erst auf der Zielgeraden mitziehen lassen. Weil man sonst Gefahr läuft, zu schnell anzulaufen oder zu verschlafen.“

Über die Zeit hätte Walli vor einem Jahr bei den Sommerspielen die Halbfinal-Teilnahme nicht geschafft, nach einer Disqualifikation als letztlich Dritte ihres Vorlaufes. Persönliche Bestleistung und Platz 20 folgten. „Ich habe von den Olympischen Spielen mitgenommen, dass etwas drinnen ist, wenn man seine Leistung abruft, dass man sich nicht verstecken muss. Auch wenn die anderen sehr schnell sind. Das Semifinale gibt mir das Selbstvertrauen, dass ich sage, ich kann mich auch bei der WM gut präsentieren.“

Die fehlende Klimaanlage im Quartier sei zwar für die Regeneration nach dem Training und in der Nacht nicht ideal, beim Laufen sei ihr das heiße Wetter aber lieber. „Ich mag, wenn es warm ist. Ich bin jede Bestzeit gerannt, als es über 30 Grad hatte.“ Wenn Walli ihre erste Stadionrunde im Hayward Field absolviert haben wird, wird sich für sie „ein Kreis schließen“. Denn 2014 war sie bereits einmal in Eugene gewesen, landete bei der Junioren-WM an der achten Stelle. „Das ist für mich alles so positiv besetzt. Ich war 18, es war ein riesiges Abenteuer.“