Austria-Team
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Bundesliga

Umgebaute Austria steht auf Prüfstand

Die Wiener Austria ist in der Vorbereitung auf die am Freitag beginnende Saison der Admiral Bundesliga oft in den Schlagzeilen. Denn die Violetten präsentierten nicht weniger als neun Neuzugänge. Vor allem der Transfer von Stürmer Marko Raguz vom LASK zur mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfenden Austria sorgte für Aufsehen. So manch einer stellte sich ob der Lage der „Veilchen“, die mit drei Minuspunkten in die Saison starten, die Frage, wie man sich das alles leisten kann.

Die Verantwortlichen traten mitten in der Transferoffensive, in der manche Beobachter das Treiben des im Hintergrund arbeitenden sportlichen Masterminds Jürgen Werner kritisch beäugten, die Flucht nach vorne an. Vorstand Gerhard Krisch und Sportdirektor Manuel Ortlechner führten elf Abgänge an. Darunter Profis wie Bright Edomwonyi und Max Sax, die mit guten Verträgen ausgestattet in der Bundesliga keine Rolle mehr spielten.

Dazu soll das Fundament gelegt werden, dass Europacup-Teilnahmen künftig auf der Tagesordnung stehen. „Es ist uns gelungen, durch die Qualifikation für eine Europacup-Gruppenphase zusätzliche Gelder zu lukrieren, einen Teil davon haben wir in die Verstärkung des Kaders der Kampfmannschaft investiert, um die Basis zu schaffen, in den nächsten drei Jahren sportlich und wirtschaftlich erfolgreich zu sein“, führte Krisch aus.

Fußballspieler Marko Raguz (LASK)
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Der Transfer von Raguz (l.) rief so manchen Kritiker auf den Plan

Der schwer verschuldeten Austria war die Lizenz in erster Instanz aus finanziellen und rechtlichen Gründen verweigert worden. In zweiter Instanz erhielten die „Veilchen“ die Spielberechtigung, allerdings inklusive Punkteabzug und Geldstrafe. Die Wiener legten dagegen Einspruch beim Protestkomitee ein und feierten zumindest einen Teilerfolg. Der Punkteabzug wurde von vier auf drei Zähler reduziert, eine Geldstrafe von 20.000 Euro musste die Austria aber überweisen.

Europacup-Chance als Segen und Fluch

Die Austria geht daher in Vorleistung. Kontinuierliche Auftritte im internationalen Geschäft scheinen auf den ersten Blick der lukrativste Weg, den noch immer schweren monetären Rucksack, den die Favoritner mit sich herumschleppen, leichter werden zu lassen. Platz drei in der abgelaufenen Saison darf als Jackpot betrachtet werden. Zumindest drei Millionen Euro an Prämien sind der Austria damit sicher. Der Start erfolgt im Play-off der Europa League (18. bzw. 25. August), bei einem Aus erfolgt der Umstieg in die Gruppenphase der Conference League.

Manfred Schmid ging nach seinem ersten Jahr als Austria-Trainer gestärkt hervor. Der ehemalige Assistent von Peter Stöger gab sich zu Beginn der Sommervorbereitung als Warner. Mit dem 1. FC Köln hatte Schmid 2017/18 nur allzu gut erlebt, wie sich die Auftritte im Europacup ob der Mehrfachbelastung negativ auf die Leistungen in der Liga auswirkten. Stöger musste im Spätherbst gehen, Köln stieg ab. Schmids Credo war nun die Verbreiterung des Kaders. „Es sind viele wichtige Spieler weg, wir müssen das mit Qualität und auch Erfahrung auffüllen“, betonte der 52-Jährige.

Werners LASK-Vergangenheit hilft

Eine wichtige Rolle als Drahtzieher nahm dabei Jürgen Werner ein. Der Oberösterreicher darf nach Ablauf seiner Sperre ab Mitte August wieder eine Funktion im österreichischen Fußball ausfüllen. Es macht die Runde, dass die Rolle als Sportvorstand der Austria Werner von der Liga jedoch verwehrt bleiben soll. Der ehemalige Kaderplaner des LASK arbeitet jedenfalls hochaktiv im Hintergrund. Er lotste in den vergangenen Wochen mit Raguz, Andreas Gruber und James Holland gleich drei Linzer nach Wien. Dazu kam auch der ehemalige LASK-Profi Reinhold Ranftl leihweise von Schalke 04.

Austria-Trainer Manfred Schmid
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Trainer Schmid führte die Austria in seiner ersten Saison als Chef gleich auf den dritten Platz

„Natürlich greift man auf Spieler zurück, die man kennt, und wo man weiß, dass sie Qualität haben. Da geht es nicht darum, dass sie LASK-Spieler sind“, meinte Schmid dazu. In „vielen guten Gesprächen“ mit Werner sei am Kader gefeilt worden. „Wir wollen vorne besser attackieren, das war eine Schwäche von uns in der letzten Saison. Aber wir wollen weiter in Ballbesitz spielen, Fußball spielen. Das hat die Fans begeistert“, so Schmid. Es gelte, mit einer Dreier- oder Viererkette in der Abwehr flexibel zu bleiben. Eines ist klar: „Wir werden nicht wie der LASK spielen.“

Fragezeichen hinter Offensive

Wurde die Offensive mit den Zugängen von Raguz, Gruber, Zweitligatorschützenkönig Haris Tabakovic oder Nachwuchsteamspieler Manuel Polster verstärkt, tut sich wenige Tage vor Saisonstart dort ein Problem auf. Raguz stieß langzeitverletzt zur Austria, Tabakovic zog sich im Finish der Vorbereitung eine nicht näher genannte Muskelverletzung zu und bleibt auch für den Ligastartschuss in Salzburg am Freitag fraglich. Marco Djuricin kämpfte außerdem mit den Nachwehen einer Coronavirus-Infektion.

Austria-Spieler im Welser Strafraum
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In der ersten Cuprunde in Wels funktionierte die violette Offensive beim 7:0 gut

Der Stürmer musste im ersten Testspiel wegen Herzstechen vom Feld. Nach diversen Untersuchungen und laut Trainer Schmid nicht optimalen Blutwerten hat der 29-Jährige nun wieder grünes Licht erhalten und darf individuell trainieren. Verletzt in Wien angekommen ist auch der israelische Linksverteidiger Matan Baltaxa, der Markus Suttner ersetzen soll. „Wir haben den einen oder anderen Spieler geholt, der noch Probleme hat, der noch Zeit braucht“, so Schmid.

„Tapetenwechsel“ gibt Raguz Hoffnung

Das trifft vor allem auf Raguz zu. Seit seinem Kreuzbandriss im November 2020 fasste der Mittelstürmer nicht mehr richtig Fuß. Vor diesem Frühjahr schien er auf dem Weg zu alten Stärken, wurde von Blessuren aber erneut ausgebremst. „Ich habe die Hoffnung, dass ich durch den Tapetenwechsel einfach einmal von Linz wegkomme und hier einen Neustart machen kann. Ich hoffe, dass die medizinische Versorgung bei mir hier eventuell besser funktioniert“, sagte der 24-Jährige dem „kicker“. Dem Vernehmen nach wird nun mit anderen Behandlungen versucht, der Probleme Herr zu werden.

Bis zu 1,7 Millionen Euro wurden für Raguz als Ablösesumme kolportiert. Viel Geld für einen Spieler, dessen Fitnesszustand Rätsel aufgibt. Bei der Austria ist man überzeugt, den in Topzustand als wertvolle Aktie geltenden Stürmer erblühen zu lassen. „Wir müssen ihn fit bekommen. Wir glauben daran, die Ärzte sagen dasselbe“, meinte Schmid und gab zu bedenken: „Ich weiß nicht, ob wir Raguz überhaupt bekommen hätten, wenn er fit wäre.“