Die Entscheidung über 100 Meter stand jedoch ganz im Zeichen Jamaikas. Denn angeführt von Fraser-Pryce feierte die Karibik-Insel – so wie bei den Männern die USA – einen „Sweep“: Fraser-Pryce führte in 10,67 Sekunden vor ihren Landsfrauen Shericka Jackson (10,73) und Olympiasiegerin Elaine Thompson-Herah (10,81) einen jamaikanischen Dreifachsieg an. Für die alte und neue Weltmeisterin war es ihre zehnte Goldene im Rahmen einer WM.
Fraser-Pryce revanchierte sich mit ihrem Sieg auch für die Niederlage vor einem Jahr bei Olympia. In Tokio hatte sich Thompson-Herah im jamaikanischen Duell durchgesetzt. „Ich bin nach Hause gefahren und habe einfach gearbeitet und gearbeitet. Jetzt hatte ich wieder Erfolg“, sagte die 35-Jährige, die bereits 2009, 2013, 2015 und 2019 die schnellste Frau der Welt gewesen war. Dazu gewann Fraser-Pryce 2008 und 2012 Olympiagold.
Apropos: Olympiasiegerin Thompson-Herah galt auch in Eugene als große Favoritin, erwischte jedoch keinen guten Tag und musste sich mit der für sie enttäuschenden Bronzemedaille zufriedengeben. Den von ihr erwarteten neuen WM-Rekord erzielte ebenfalls ihre Landsfrau Fraser-Pryce, die um drei Hundertstel schneller war als die später des Dopings überführte US-Amerikanerin Marion Jones 1999 (10,70).
Goldener Tag für USA
Auch wenn die Gastgeber beim Sprint der Frauen leer ausgingen, wurde der Sonntag trotzdem zum Feiertag für die USA. Grant Holloway (110 m Hürden), Ryan Crouser (Kugel), Brooke Andersen (Hammerwurf) und Katie Nageotte (Stabhochsprung) bescherten den Vereinigten Staaten vier weitere Goldmedaillen. Im Kugelstoßen feierten die Amerikaner einen Dreifachsieg, im Stabhochsprung und Hürdenlauf immerhin noch einen Doppelsieg.
Weltrekordler und Doppelolympiasieger Crouser holte den ersten WM-Titel seiner Karriere, die 22,94 Meter im Finale bedeuteten WM-Rekord, Landmann Joe Kovacs kam mit 22,89 nahe heran, Dritter wurde mit Josh Awotunde (22,29) ebenfalls ein US-Amerikaner. Im Hammerwurf setzte sich Andersen mit 78,96 Meter vor der Kanadierin Camryn Rogers (75,52) durch, es war der zweitgrößte Abstand zur Zweitplatzierten in der WM-Geschichte. Den Stabhochsprung der Frauen entschied Nageotte mit der Jahresweltbestleistung von 4,85 Meter für sich.
Im Hürdensprint über 110 Meter verteidigte Holloway seinen Titel erfolgreich, in 13,03 Sekunden ließ er seinen Landsmann Trey Cunningham (13,08) und den Spanier Asier Martinez (13,17) hinter sich. Nicht mehr mitkämpfen konnte Devon Allen, er wurde wegen Fehlstarts disqualifiziert. Seine Zukunft liegt im American Football, er hat einen Vertrag bei den Philadelphia Eagles in der National Football League (NFL) unterschrieben.
Neuer WM-Rekord im Marathon
Mit Tamirat Tola gewann einer der Favoriten den Marathon. Der Äthiopier, 2017 WM-Zweiter, setzte sich im WM-Rekord von 2:05:36 Stunden vor seinem Landsmann Mosinet Geremew (2:06:44) und Tokio-Olympia-Bronzemedaillengewinner Bashir Abdi aus Belgien (2:06:48) durch. Bei perfekten Bedingungen startete Tola bei Kilometer 32 seinen erfolgreichen Ausreißversuch. Doppelolympiasieger Eliud Kipchoge aus Kenia hatte auf ein Antreten verzichtet. „Es war mein Traum, einmal eine WM zu gewinnen. Ich habe mich lange darauf vorbereitet“, sagte Tola.
Die 10.000 Meter wurden wieder eine Beute von Joshua Cheptegei aus Uganda. In 27:27,43 Minuten verwies der Titelverteidiger den Kenianer Stanley Waithaka Mburu (27:27,90) und seinen Landsmann Jacob Kiplimo (27:27,97) auf die weiteren Plätze. Der 25-Jährige ist nach den Äthiopiern Haile Gebrselassie und Kenenisa Bekele sowie dem vierfachen Olympiasieger Mo Farah aus Großbritannien der insgesamt vierte Athlet, der zweimal hintereinander WM-Gold über 10.000 Meter gewinnen konnte.
Leichtathletik-WM in Eugene
Sonntag:
Frauen
Männer