Schon in der vergangenen Saison war Houle bei der Tour de France auf der zehnten Etappe als Ausreißer unterwegs. Damals wurde er wieder eingeholt und später als kämpferischster Fahrer der Etappe ausgezeichnet. „Der Preis für den kämpferischsten Fahrer ist schön, aber mein Ziel ist eigentlich, eine Etappe für meinen Bruder zu gewinnen“, hatte Houle damals gesagt. Diesmal wurde sein Einsatz mit dem Etappensieg belohnt.
Der Profi vom Israel-Team gewann die erste Pyrenäen-Etappe über 178,5 Kilometer von Carcassone nach Foix als Solist nach langer Alleinfahrt und insgesamt zwei Bergen der ersten Kategorie 1:10 Minuten vor dem Franzosen Valentin Madouas (FDJ), zeitgleich Dritter wurde Houles Landsmann und Israel-Teamkollege Michael Woods. Houle sorgte zugleich für den ersten Erfolg eines Kanadiers bei der Tour de France seit 34 Jahren – 1988 gewann Steven Bauer die erste Etappe.
Etappensieg von Hugo Houle
Die erste Pyrenäen-Etappe der Tour de France endete überraschend mit dem Sieg des Kanadiers Hugo Houle.
Houle war tief berührt. „Ich hatte einen Traum, eine Etappe für meinen toten Bruder zu gewinnen. Das ist für ihn, darauf habe ich Jahre gewartet. Es bedeutet mir viel“, sagte er. „Ich habe noch nie ein Rennen gewonnen, es ist der perfekte Ort für einen Sieg.“
Aber vor allem war es für ihn eine Herzensangelegenheit mit großem symbolischem Wert. Als Kinder hatten er und sein jüngerer Bruder jedes Jahr die Tour verfolgt, jeden Tag. „Wir haben den Sommer zusammen damit verbracht, uns die Tour de France anzuschauen“, hatte Houle vor dem Tour-Start erzählt. „Als wir jünger waren, lebten wir in einem kleinen Dorf, und es gab nicht viel zu tun, aber wir waren glücklich, als die Tour begann.“
Vingegaard weiter in Gelb
Das Gelbe Trikot verteidigte der Däne Jonas Vingegaard erfolgreich. Der 25-Jährige vom Jumbo-Visma-Team kam unmittelbar vor Tadej Pogacar mit 5:54 Minuten Rückstand auf Houle als 15. ins Ziel und liegt insgesamt weiter 2:22 Minuten vor dem slowenischen Titelverteidiger, der mit einigen Attacken erfolglos blieb. Bester Österreicher bleibt Bora-Profi Patrick Konrad als 18. (+34:03). Die Etappe beendete der Niederösterreicher mit 8:41 Minuten Rückstand auf dem 34. Platz.
Doch im Duell um Gelb verlieren die Stars der Szene zunehmend ihre wichtigsten Trümpfe. Nachdem Vingegaard am Sonntag die beiden Edelhelfer Primoz Roglic und Steven Kruijswijk verloren hatte, droht Pogacar nun der Verlust von Marc Soler. Der Spanier musste sich während der Etappe übergeben, suchte mehrmals den Tour-Arzt auf und kämpfte sich kurz vor dem Besenwagen die Berge hinauf.
Zum Showdown kommt es in den nächsten Tagen. Am Mittwoch wird die Tour mit der vierten Bergankunft fortgesetzt, wenn das Ziel der 17. Etappe in Peyragudes in 1.580 Meter Höhe liegt. Einen Tag später folgt eine weitere Bergankunft in Hautacam.