Hayward Field
Reuters/USA Today Sports/Kirby Lee
Leichtathletik-WM

Stimmige Premiere lässt auch Fragen offen

Die erste Leichtathletik-WM in den USA ist Geschichte und mit 13 Goldmedaillen für das Gastgeberland in Abwesenheit von Russland eine höchst erfolgreiche gewesen. Das sportliche Fazit nach den Titelkämpfen in Eugene fällt mit drei Weltrekorden und vielen Weltklasseleistungen im Hayward Field Stadion positiv aus. Der fragwürdige Zeitplan mit teilweise nur zwei Finalen am Tag lässt allerdings Fragen offen, zudem stehen einige Disziplinen auf dem Prüfstand.

Die Titelkämpfe in Eugene haben gezeigt, dass man die WM auch in sieben statt zehn Wettkampftagen unterbringen kann. Außerdem bleibt abzuwarten, wie sich eventuelle Anpassungen auf die Disziplinenvielfalt auswirken werden. „Die Leichtathletik wird schon groß bleiben, aber es sind definitiv ein paar Disziplinen gefährdet“, meint auch ÖLV-Generalsekretär Helmut Baudis.

Dazu zählt der Hammerwurf, der am Feld riesige Einschläge macht und bei Plätzen mit Rasenheizung freilich überhaupt nicht ausgeführt werden kann. Im Umbruch ist das Gehen, das in Eugene mit Rennen für Frauen und Männer über 20 km und – erstmals – 35 statt 50 km im Programm war. Viel Sinn war in der Distanzänderung nicht zu erkennen.

4 x 400m mixed Staffel
Reuters/USA Today Sports/Kirby Lee
Die 4-x-400-m-Mixed-Staffel stand bei der WM in Eugene zum ersten Mal auf dem Programm

„Man muss sich bei World Athletics überlegen, wie man einspart. Es ist nicht nachvollziehbar, dass wir eine 400-m-Mixed-Staffel einführen und die 400er-Staffeln bei Frauen und Männern aber im Programm bleiben“, sagte Österreichs Verbandssportdirektor Gregor Högler.

Weltrekorde bei Leichtathletik-WM

Die Leichtathletik-WM in Eugene ist mit spektakulären Weltrekorden zu Ende gegangen. Während Armand Duplantis seine eigene Stabhoch-Bestmarke um einen Zentimeter steigern konnte, pulverisierte Tobi Amusan regelrecht den Hürdensprint-Weltrekord.

Wackeln soll der 10.000-m-Lauf im Rahmen der Freiluft-WM. Zum einen, weil er viel Zeit bindet, zum anderen, weil der Zehner auf der Straße sehr populär ist. Im Herbst 2023 findet in Riga (Lettland) erstmals die Straßenlauf-WM mit Halbmarathon, fünf Kilometern und Meile statt – möglich, dass dieses Programm in Zukunft noch aufgestockt wird. Noch ist man mit TV-Verträgen an den Status quo gebunden, für 2025 denkt aber auch Weltverbandspräsident Sebastian Coe an Änderungen und einen strafferen Zeitplan.

Versuche von Neuerungen gab es bereits

Versuche von Neuerungen gab es in der Vergangenheit genug, der Hammerwurf beispielsweise wird wegen der erwähnten Problematiken abseits der Diamond League in einer Welt-Serie ausgetragen. Diskus, Dreisprung, 3.000 m Hindernis und 200 m wurden für 2020 aus der lukrativen Diamantenliga gestrichen, was einen großen Aufschrei nach sich zog. Dieser mündete in Erfolg, denn bereits 2021 gab es das Comeback der Disziplinen.

Das im Diskus eingeführte neue Format, Frauen und Männer abwechselnd werfen zu lassen, sorgte letztlich nur für Verwirrung. Geht es um Zeitersparnis, könne man von Eugene lernen, meinte Högler, die Weitenmessungen wurden äußerst effizient durchgeführt.

Armand Duplantis (SWE)
Reuters/Aleksandra Szmigiel
Stabhochspringen sorgt für spektakuläre Bewerbe, der Transport der Stäbe ist allerdings problematisch

Abseits der Disziplindiskussionen bereiten auch die Transporte der Stäbe Probleme. „Die Flieger haben wegen des Brandschutzes nicht mehr Sechs-Meter-, sondern teilweise Drei- und Vier-Meter-Kabinen, da passen die Stäbe nicht mehr rein. Man muss sie immer öfter verschiffen“, berichtete Högler.

Er könne sich vorstellen, dass in Zukunft zumindest im Nachwuchs Stäbe vom Veranstalter oder der Veranstalterin mit dem gleichen Härtegrad aufgelegt werden. „Für die Topleute geht das wohl eher nicht, denn sonst sehen wir von Duplantis keinen Weltrekord mehr.“ Der Schwede Armand Duplantis ist gegenwärtig einer der Superstars der Leichtathletik – er setzte mit dem Weltrekord im Stabhochsprung von 6,21 m am Sonntag den goldenen Schlusspunkt.

Nächste Medaillenchance in München

Österreich blieb hingegen in der Heimat des American-Football-College-Clubs Oregon Ducks erstmals seit 2017 bei einem Großereignis medaillenlos. Lukas Weißhaidinger (Diskus/10.), Victoria Hudson (Speer/23.) und Susanne Walli (400 m/23.) bekommen bei der EM von 15. bis 21. August in München aber bereits die nächste Chance.