FC Zürich-Trainer Franco Foda
GEPA/Johannes Friedl
Fußball

Foda droht in Zürich ein Fiasko

Franco Foda hat mit seinem neuen Club FC Zürich einen „Jahrhundertfehlstart“ hingelegt. Der ehemalige ÖFB-Teamchef liegt mit dem Schweizer Meister nach vier Runden mit lediglich einem Punkt und null erzielten Toren auf dem letzten Platz der Super League. Während der Deutsche nach dem 0:3 gegen Sion am Sonntag auch seine Spieler in die Verantwortung nahm, gerät der 56-Jährige in die Kritik. Es droht ein Fiasko in Zürich.

Foda, der von 2017 bis heuer im Frühjahr das höchstes Traineramt Österreichs innehatte, folgte im Sommer dem nach Deutschland zu Hoffenheim abgewanderten Andre Breitenreiter nach und erhielt in Zürich einen Vertrag bis 2024. Ob dieser erfüllt wird, darf nach dem schlechtesten Start eines Meisters in 100 Jahren zumindest aktuell angezweifelt werden. Zumal man auch in der Champions-League-Qualifikation schon früh an Karabach Agdam (AZE) gescheitert war.

Zwischendurch konnte in der Qualifikation zur UEFA Europa League immerhin der erste (und einzige) Saisonsieg eingefahren werden, ein 2:0-Sieg beim nordirischen Meister Linfield. Nur drei Tage später setzte es im berühmten Letzigrund aber schon wieder einen Dämpfer. Dabei vergab man gute Chancen auf die Führung, was auch am starken ÖFB-Teamgoalie Heinz Lindner im Kasten Sions lag. Danach kassierte man nach Fehlern in nur elf Minuten drei Tore. Der 13-fache Champion hat sich in eine Negativspirale manövriert, aus der sich Foda mit seinen Vertrauten Thomas Kristl und Imre Szabics nun herauskämpfen muss.

Verärgerter Foda bleibt zuversichtlich

0:4 gegen Young Boys, 0:0 gegen Luzern, 0:2 gegen St. Gallen und nun 0:3 gegen Sion. Der überraschende, weil auch so überlegene Meister der Vorsaison ist in eine veritable Ergebniskrise gerutscht. „Unter dem Strich verlieren wir wieder wie gegen YB oder St. Gallen ein Spiel, was total unnötig war“, ärgerte sich Foda nach der Partie. Gleichzeitig bleibt er wie in ÖFB-Zeiten auch in einer Krisensituation ruhig, könne ob seiner Erfahrung mit dem Druck umgehen und sei zuversichtlich. Er hoffe einfach, dass man hinten die Fehler abstelle und vorne endlich Effizienz beweist: „Wir müssen jetzt schleunigst in die Spur finden.“

Präsentation von Franco Foda als Trainer des FC Zürich
APA/Michael Buholzer
Foda bei seinem Amtsantritt im Juni, zwei Monate später steckt der Club in einer veritablen Krise

Im Stadion gab es nach Spielende nur vereinzelt Pfiffe, die kritischen Stimmen werden aber naturgemäß lauter. Die „Neue Zürcher Zeitung“ hielt fest: „Der FC Zürich befindet sich in einer heftigen Ergebniskrise (…). Er (der Club, Anm.) hat Stilsicherheit und Selbstverständnis verloren, was mit den ständigen personellen und vor allem taktischen Rochaden des neuen Trainers zusammenhängt.“ Dessen Replik: „Wenn wir solche Fehler machen, hat das nichts mit dem System zu tun.“ Der „Blick“ schrieb unterdessen: „Der Meister ist sieg-, tor- und irgendwie auch ratlos. Foda wechselt erst erstmals, als man schon 0:3 in Rückstand ist. Und dann sind es keine Offensivwechsel.“ Das Blatt will wissen, „dass die Spieler immer wieder irritiert von Fodas Ideen sind“.

Der deutsche TV-Experte Markus Babbel, einst auch in der Schweiz fußballerisch tätig, gibt sich in seinen Aussagen ambivalent. In einer Hinsicht verweist er darauf, dass Foda ein extrem schweres Erbe angetreten habe, weil der FC Zürich vergangene Saison „aus dem Nichts“ Meister geworden sei und Spieler teilweise „überperformt haben“. Zudem habe die Mannschaft auch nicht schlecht gespielt.

Trainerbestellung wird infrage gestellt

Auf der anderen Seite könne Babbel die Verpflichtung von Foda nicht nachvollziehen. „Breitenreiter ist extrovertiert, kommunikativ, Franco Foda ist ein ganz anderer Typ, der nicht so kommunikativ mit der Mannschaft ist, nicht alle mit ins Boot holt, einem kleinen Trainerteam vertraut. Fachlich brauchen wir nicht reden, da hat er seine Qualitäten unter Beweis gestellt, aber als FC Zürich einen komplett anderen Typen von Trainer zu holen, hat mich schon sehr gewundert“, sagte Babbel – noch vor der Niederlage gegen Sion am vergangenen Sonntag.

Fußball-TV-Experte Markus Babbel
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Der heutige TV-Experte Markus Babbel kann die Bestellung an sich nicht nachvollziehen

Spätestens danach stellten auch die Fans die Bestellung dieses Trainertypus in sozialen Netzwerken infrage. „Wir wollten einen erfahrenen Trainer und einen, der hungrig und ehrgeizig ist“, sagte Sportchef Marinko Jurendic bei der Präsentation Anfang Juni. Und Clubpräsident Ancillo Canepa ergänzte damals: „Mit Franco Foda konnten wir den gewünschten Trainer verpflichten. Wir sind überzeugt davon, dass er aufgrund seiner Persönlichkeit und Erfahrung die erste Mannschaft des FCZ weiterentwickeln wird.“ Noch scheint Foda die Zeit dafür zu bekommen, was in dieser Saisonphase auch normal ist.

Zweites Gastspiel in der Schweiz

Foda kehrte im Juni als Trainer auf Clubebene zurück, nachdem er zuvor lange Jahre erfolgreich bei Sturm Graz (Meister und Cupsieger, Anm.) und in der Saison 2012/13 den deutschen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern gecoacht hatte. Während seiner aktiven Spielerzeit hatte Foda schon Erfahrungen in der Schweiz gesammelt – im Frühjahr 1997 beim FC Basel. Damals verließ er den Club nach nur einem halben Jahr Richtung Graz, Foda hofft dieses Mal auf einen längeren Verbleib.