Viktoria Schnaderbeck
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Fußball

Kapitänin Schnaderbeck zieht Schlussstrich

Es ist das Ende einer Ära: ÖFB-Kapitänin Viktoria Schnaderbeck hat am Mittwoch ihre lange, erfolgreiche Fußballkarriere für beendet erklärt. Die 31-jährige Steirerin, die bereits vor 15 Jahren ihr Debüt für Österreich gegeben hatte und seit fast zehn Jahren auch Spielführerin war, zollte ihren andauernden Knieproblemen Tribut und zog einen Schlussstrich unter ihre Karriere. Mit ihr ging auch Lisa Makas in die Fußballpension, wie beide bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Fußballbundes (ÖFB) kundtaten.

Schnaderbeck stand 83-mal für das ÖFB-Team auf dem Spielfeld, zum ersten Mal am 5. Mai 2007 bei einer 0:1-Niederlage gegen Polen, zuletzt beim wichtigen 1:0-Sieg gegen Norwegen bei der Europameisterschaft in England. Während der gesamten Endrunde musste sie wegen ihres lädierten Knies um Einsätze zittern, beim 0:2 gegen Deutschland im Viertelfinale musste sie schließlich passen. Vor der EM hatte sie ihre Zukunft offiziell offengelassen, nun aber einen Schlussstrich gezogen. Zuletzt spielte Schnaderbeck in England für Arsenal und Tottenham, davor elf Jahre für Bayern München, wo sie ebenfalls Titel gewann.

„Heute ist kein leichter Tag, es ist ein emotionaler Tag“, sagte eine ergriffene Schnaderbeck am Beginn ihrer persönlichen Erklärung. „Die Entscheidung ist schon länger in mir gereift, ich habe sie letztlich aber schon mit Saisonende getroffen. Mein Gefühl hat mir einfach gesagt, dass es der richtige Zeitpunkt ist. Ich wollte immer selbstbestimmt gehen. Ich bin auch über meine Grenzen gegangen, auch bei der EM.“

Schnaderbeck und Makas ziehen Schlussstrich

Kurz nach der EM in England gibt es zwei Rücktritte im österreichischen Nationalteam. Kapitänin Viktoria Schnaderbeck und Lisa Makas haben ihr Karriereende bekanntgegeben.

Nach insgesamt acht Knieoperationen war nun die Zeit für das Karriereende gekommen. „Es hätte keinen schöneren Abschluss gegeben, nämlich auf höchster Bühne. Ich darf auf tolle 15 Jahre zurückblicken und bin sehr dankbar.“ Beim WM-Qualifikationsspiel am 3. September gegen Europameister England werden Schnaderbeck und Makas in Wiener Neustadt verabschiedet. Beide wurden als 54. bzw. 55. Mitglied in den Legendenclub des Fußballverbandes aufgenommen.

Makas folgt Schnaderbeck in „Pension“

Mit der Innenverteidigerin verlässt auch Makas die Fußballbühne. Beide waren Teil jenes Teams, das 2017 bei der Premierenteilnahme in den Niederlanden sensationell ins EM-Semifinale eingezogen war und fünf Jahre später erneut den Sprung in die K.-o.-Phase geschafft hat. Wie Verteidigerin Schnaderbeck hatte auch die Stürmerin immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Makas, die auf 74 Länderspiele und 19 Tore kam, war auf Clubebene zuletzt für Austria Wien aktiv.

Lisa Makas
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Neben Schnaderbeck gab auch Lisa Makas am Mittwoch ihr Karriereende bekannt

„Es war eine sehr besondere Zeit, 25 Jahre habe ich aktiv im Fußball verbringen dürfen. Es bedeutet mir viel, dass ich trotz aller Verletzungen meinen Rücktritt selbst als fitte Spielerin verkünden kann. Es waren viele schwierige Momente, in denen ich aber nie alleine war. Natürlich macht es mich traurig, wenn ich nicht mehr das tun kann, was mir sehr viel bedeutet. Aber ich bin auch dankbar für die Momente, aus denen ich viel lernen konnte und die mich in meiner Persönlichkeit stärker gemacht haben“, sagte Makas, die bei der EM 2017 das wichtige Tor beim 1:1 gegen Frankreich erzielt hatte.

Würdigungen von Fuhrmann und Milletich

Bei der Pressekonferenz würdigten Teamchefin Irene Fuhrmann und ÖFB-Präsident Gerhard Milletich die beiden erfolgreichen Karrieren. „Es war für mich ein absolutes Privileg, ein Stück des Weges mit zwei solchen Persönlichkeiten gehen zu dürfen. Viki und Lisa waren zwei Säulen unseres Erfolgs der letzten Jahre, und ich hoffe, dass eure Stimmen für den Frauen-Fußball, aber auch für Chancengleichheit und Diversität nicht verstummen“, sagte Fuhrmann ebenfalls ergriffen.

„Ihr beide habt sehr viel für den Frauen-Fußball geleistet, dazu kann ich nur gratulieren. Ihr seid Vorbilder, habt viele Verletzungen überwunden und wart stets bereit, alles zu geben. Mentalität und Willensstärke haben euch immer ausgezeichnet“, sagte Milletich.

Deutsche und englische Meisterin

Schnaderbeck war über viele Jahre eines der bekanntesten Gesichter und vor allem die Stimme des österreichischen Nationalteams, die auch immer wieder Themen abseits des Rasens ansprach. Auf dem Spielfeld startete sie ihre Karriere beim TSV Kirchberg/Raab und bahnte sich ihren Weg über das Landesausbildungszentrum Weiz und den GAK zu LUV Graz, von wo es 2007 zu Bayern München ging. Dort wurde sie 2015 und 2016 Meister, 2018 wechselte sie nach England zu Arsenal, wo sie auf Anhieb auch englischer Champion wurde.

„Der Weg war nicht immer einfach, schon mit 17 Jahren hat mir nach einer Verletzung erstmals das Ende meiner Karriere gedroht. Von da an habe ich mir gedacht, dass nichts selbstverständlich ist, ich alles genießen möchte. Das ist mir sehr gut gelungen“, so Schnaderbeck.

Entscheidung vor EM getroffen

Zuletzt wurde sie für ein halbes Jahr an Tottenham verliehen, ihre Knieprobleme machten ihr aber immer wieder zu schaffen. In einem Interview mit ORF.at ließ sie vor der EM ihre Zukunft und ein mögliches Karriereende offen: „Wenn mein Herz und mein Körper Ja sagen, mache ich weiter. Sich diese Frage nach der EM zu stellen ist wichtig.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte sie die Entscheidung getroffen, sie wollte aber den öffentlichen „Fokus vor der EM nicht verrücken“.

Schnaderbeck ist als Vortragende bzw. Beraterin für die Karriere nach dem Fußball gerüstet, die wortgewandte Steirerin hat einen Abschluss in Wirtschaftspsychologie. Im Dezember 2019 outete sich die Steirerin als erste österreichische Teamspielerin, als sie auf Instagram ein Foto mit ihrer heutigen Verlobten postete. Mit ihr geht sie im Herbst nach Asien auf Reisen. „Darauf freue ich mich schon und danach habe ich richtig Bock, außerhalb des Fußballs durchzustarten.“

Makas übernimmt Agenden bei Austria

Mit Schnaderbeck zusammen in die Fußballerpension geht Makas. Die 30-jährige Niederösterreicherin stand für SKV Altenmarkt und SKN St. Pölten auf dem Platz, ehe es ebenfalls nach Deutschland ging. Die zweifache österreichische Meisterin spielte für SC Freiburg, MSV Duisburg, ehe sie 2020 nach Österreich zurückkehrte und zunächst beim SKN St. Pöltem spielte. Ihr ÖFB-Debüt gab sie am 9. Juni 2010 bei einem 6:0-Kantersieg gegen Malta, zuletzt wurde sie im EM-Viertelfinale eingewechselt. Zukünftig wird sie auch administrative Aufgaben als Funktionärin bei der Wiener Austria übernehmen.