Jubel des Fenerbahce-Spielers Emre Mor
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Europa League

Fenerbahce kommt in Torlaune nach Wien

Mit Fenerbahce Istanbul baut sich für die Austria im Play-off zur UEFA Europa League eine hohe Hürde auf. Mit Jorge Jesus sitzt ein erfahrener Mann beim 28-fachen Meister auf der Trainerbank, dazu kommt ein Kader mit einigen Nationalspielern und südamerikanischen Ballkünstlern. Die Hoffnung auf eine Überraschung dürfen die Wiener vor dem Hinspiel am Donnerstag (21.00 Uhr, live in ORF1) aber dennoch haben.

„Es wird schwierig für die Austria, aber im Fußball ist alles möglich“, sagt Tarkan Serbest. Der Wiener kennt beide Clubs gut. Bei der Austria reifte der nun 28-Jährige zum Profi, mit dem Istanbuler Club Kasimpasa bekam er es in den vergangenen vier Jahren mehrmals mit „Fener“ zu tun. Beim 0:6 am Montagabend fehlte der Verteidiger, er ist aktuell nach einem Kreuzbandriss out. Eines sollten die Austrianer laut Serbest vor allem im Auswärtsrückspiel im stimmigen Sükrü-Saracoglu-Stadion tunlichst vermeiden: „Einschüchtern darfst du dich nicht lassen.“

Dass die Violetten als Underdogs antreten, verdeutlicht der Blick auf die Kaderliste. Torhüter Altay Bayindir (24) besitzt einen Marktwert von 16 Mio. Euro (Transfermarkt.at), bei der Austria rangiert das gesamte Team bei knapp 20 Mio., Fenerbahce bei 186 Mio. Als aktueller Vizemeister war der Verein am sommerlichen Transfermarkt umtriebig, um den Sprung in die Champions League zu schaffen.

Fenerbahce-Coach Jorge Jesus
AP/CTK/Vaclav Salek
Mit Jorge Jesus sitzt seit Saisonbeginn ein sehr erfahrener Trainer bei Fenerbahce auf der Trainerbank

Kader im Sommer stark aufgerüstet

Die für den Südkoreaner Kim Min-jae von Napoli überwiesenen 19,5 Mio. Euro wurden reinvestiert. Neben dem Uruguayer Diego Rossi kamen mit Luan Peres, Lincoln, Joao Pedro, Gustavo Henrique und Willian Arao gleich fünf Brasilianer. Neu ist auch der Nordmazedonier Ezgjan Alioski – in Österreich seit der EM im Vorjahr durch seinen Disput mit Marko Arnautovic bekannt – Norwegens Teamstürmer Joshua King und der ehemalige Dortmund-Jungstar Emre Mor.

„Sie geben jede Transferzeit Millionenbeträge aus, auch für Topstars. In diesem Jahr haben sie wieder einen starken Kader“, meinte Serbest. Das große Ziel verpasste Fenerbahce jedoch: In der Qualifikation zur europäischen Königsklasse kam gegen Dynamo Kiew das Aus. Gegen die Ukrainer, die danach auch gegen Sturm Graz weiterkamen, waren die Türken nicht unbedingt das schlechtere Team. Nach einem 0:0 im Hinspiel gewann Dynamo in Istanbul mit 2:1 n. V. Überschattet wurde die Partie von „Putin“-Rufen einiger Heimfans. Der Club erhielt von der UEFA eine Geldstrafe sowie eine auf Bewährung ausgesetzte Sperre von Zuschauerplätzen.

„Sie werden alles reinhauen“

Zumindest die Europa League ist nun klares Ziel. „Sie werden alles reinhauen. Internationale Spiele sind für die großen Vereine in der Türkei immer das Wichtigste“, mutmaßte Serbest. Er warnte vor der starken Angriffsabteilung um King und den Ecuadorianer Enner Valencia. In der neu formierten Defensive würde Fenerbahce noch schwächeln. So gab es zum Auftakt der Süperlig daheim gegen Ümraniyespor nur ein 3:3. Am Montag gegen Kasimpasa half dem Favoriten auch eine frühe Rote Karte. King (8.), Valencia (33., 58.), Emre Mor (45.+3) und der 17-jährige Arda Güler (86., 92.) trafen.

Der rechts außen aufgebotene Mor meinte nach dem Schützenfest: „Wir hätten auch zehn Tore schießen können.“ Trainer Jorge Jesus war vor allem mit seinem Sturmduo zufrieden. „Valencia und King waren sehr gut, sie sind beide schnelle Spieler. Der Gegner konnte sie nicht stoppen.“ Der 68-jährige Portugiese ist ebenfalls neu im Verein. Jesus betreute davor Benfica Lissabon, Flamengo Rio und al-Hilal in Saudi-Arabien. Drei Millionen Euro erhält er für seinen Einjahresvertrag in Istanbul.

Gerüchte über Ronaldo-Transfer

Altstars ließen ihre Karriere in der Vergangenheit ebenfalls zu Millionenbeträgen am Bosporus auslaufen. Mit Mesut Özil hatte Fenerbahce kein Glück. Der deutsche Ex-Weltmeister wurde im März suspendiert, ihm wurde mangelnde Einstellung vorgeworfen. Der Vertrag wurde im Juli schließlich aufgelöst. In Istanbul wurde zuletzt gemutmaßt, dass Jesus mit Blick auf einen großen Namen nun seine Kontakte spielen lassen könnte. „Ja, ich bin ein Freund von Cristiano Ronaldo“, sagte der Coach am Montag über seinen berühmten Landsmann. „Aber er will nicht kommen, er hat andere Ideen. Ich denke, er will in keiner anderen Liga als einer der fünf großen spielen.“