Europa League

Fenerbahce zu stark für Austria

Für die Austria ist die Teilnahme an der Europa League in weite Ferne gerückt. Fenerbahce wurde im Hinspiel des Play-off seiner Favoritenrolle gerecht. Der türkische Vizemeister siegte am Donnerstagabend in Wien mit 2:0 (1:0). Joshua King traf in der mit 14.000 Zuschauern ausverkauften Arena in der 8. Minute zur frühen Führung von „Fener“, Serdar Dursun (89.) zum späten Endstand. Außerdem droht der Austria noch ein Nachspiel von der UEFA.

Fenerbahce-Torhüter Altay Bayindir wurde von einem Wurfgeschoss (einem Trommelschlägel) aus dem Wiener Fansektor getroffen. Die Aktion knapp vor der Pause zog eine kurze Spielunterbrechung nach sich. Die Gäste verwalteten ihren Vorsprung über weite Strecken der Partie.

Im Rückspiel im Sükrü-Saracoglu-Stadion am kommenden Donnerstag benötigt die Austria, die mit Florian Wustinger und Muharem Huskovic zwei Spieler verletzt verlor, schon ein Fußballwunder. Die Violetten beendeten das Spiel nach einer Gelb-Roten Karte für Lucas Galvao (83.) zu zehnt.

Rote Karte für Galvao

Nach seinem zweiten nicht notwendigen Foul musste Austria-Verteidiger Galvao wie schon zuletzt in der Bundesliga frühzeitig vom Platz.

King überläuft Austria-Abwehr

Die Stimmung in Wien-Favoriten war vor Anpfiff wie erwartet bestens. 1.400 Karten hatte die Austria Fenerbahce zur Verfügung gestellt, vor allem rund um den stimmgewaltigen Auswärtssektor hatten sich auch einige Anhänger des türkischen Vizemeisters angesammelt.

Austria-Trainer Manfred Schmid setzte gegen die zuletzt in der türkischen Liga 6:0 siegreich gebliebenen Gäste auf eine Fünferkette, die Offensive sollten Wustinger, Dominik Fitz und Huskovic beleben. Fenerbahce-Trainer Jorge Jesus hatte der Austria schon vor der Partie Rätsel aufgegeben. Der portugiesische Starcoach krempelte seine Elf wieder an mehreren Positionen um.

Haris Tabakovic (FK Austria Wien) beim Kopfball
APA/Georg Hochmuth

Die erste Unachtsamkeit ebnete den Türken aber nach nicht einmal zehn Minuten die Führung. Als die Wiener aufgerückt waren, hatte Diego Rossi nach einem gewonnenen Zweikampf im Mittelfeld freie Bahn und schickte Norwegens Teamstürmer King auf die Reise, der zunächst locker an Billy Koumetio vorbei sprintete und dann Christian Früchtl keine Chance ließ.

Verletzungsrückschlag für Austria

Die Austria wollte sich nichts anmerken lassen, musste aber den nächsten Rückschlag einstecken. Wustinger verletzte sich ohne Fremdeinwirkung offenbar schwerer am Knie und musste vom Feld, Haris Tabakovic nahm den Platz im Sturmzentrum ein. Fenerbahce ließ sich nach der frühen Führung nicht herauslocken und sollte das bis zum Schlusspfiff so handhaben.

Tabakovic vergibt beste Austria-Chance

In der 38. Minute hatte Austria-Stürmer Haris Tabakovic den möglichen Ausgleich am Kopf.

Einmal stand die türkische Hintermannschaft schlecht, Tabakovic setzte den Kopfball nach Braunöder-Flanke aber neben das Tor (35.). Der Linienrichter hatte die Fahne oben, ob der Treffer gezählt hätte, wurde nicht beantwortet. Die Austria lud Fenerbahce noch einmal ein. Nach Galvaos Fehlpass schoss Dursun zum Glück für die Wiener ins Außennetz (41.).

Trommelschlägel trifft Fenerbahce-Tormann

Negativ fiel vor der Pause noch ein Austria-Fan auf, der einen Trommelschlägel in Richtung Bayindir warf und den Goalie an der Wange traf (43.). Bayindir ging zu Boden, ließ aber keine Theatralik walten. Nach einer kurzen Unterbrechung setzte der deutsche Referee Daniel Siebert die Partie fort. Es darf davon ausgegangen werden, dass der Austria eine Sanktion droht.

Altay Bayindir liegt verletzt am Boden
GEPA/Armin Rauthner
Fenerbahce-Tormann Altay Bayindir wurde von einem Wurfgeschoss aus dem Austria-Sektor getroffen, spielte aber weiter

Mit dem an der Hüfte verletzten Huskovic fiel der Austria nach Seitenwechsel der nächste Akteur aus, Aleksandar Jukic kam. Fenerbahce war völlig im Verwaltungsmodus, Bayindir musste auch nach Seitenwechsel nicht eingreifen. Auch Früchtl war kaum mehr in Aktion. Der kurz nach der Pause nach einem unnötigen Foul bereits verwarnte Galvao ließ sich noch zu einem weiteren unbedachten Foul im Mittelfeld hinreißen und sah folgerichtig Gelb-Rot.

0:2 durch Dursun (89. Minute)

Ein vermeidbares Gegentor beendete dann spät die violetten Hoffnungen auf ein Remis. Kurz vor Schlusspfiff stürmten noch einige Fenerbahce-Fans das Spielfeld, die Ordner mussten eingreifen. Während des gesamten Spiels mussten die Securities auf den gemischt besetzten Tribünen immer wieder für Ruhe sorgen.

Stimmen zum Spiel:

Manfred Schmid (Austria-Trainer): „In entscheidenden Phasen hat man gesehen, wo der Unterschied liegt. Wir haben sehr gut ins Spiel reingefunden, haben die Zuschauer mitgenommen und laufen dann in einen dummen Konter rein, was so nicht besprochen war. Wie die Mannschaft dann gearbeitet hat, war sehr gut. Wenn wir die Chance von Tabakovic nützen, schaut es vielleicht anders aus. Die zweite Halbzeit war ärgerlich. Ganz besonders ärgert uns, dass wir wieder zwei Verletzte haben. Die Personaldecke ist eh schon sehr dünn.“

Schmid zum geworfenen Gegenstand: „Es ist sehr, sehr enttäuschend. Gott sei Dank hat der Torhüter weitergespielt – eine tolle Geste von ihm. Es war ein tolles Fest, die Fans haben uns getragen, und dann gibt es irgendwelche, die so eine Situation zerstören. Das gehört sich nicht, das ist einer Austria nicht würdig.“

Matthias Braunöder (Austria-Spieler): „Wir haben phasenweise ganz gut mitgespielt. Wir hatten auch unsere Chancen, haben sie aber leider nicht gemacht. Wir wussten, dass es sehr, sehr gute Spieler sind, die eigentlich über unserem Level sind, aber ich glaube, wir haben als Mannschaft gut dagegen gehalten. Ich will nicht sagen, dass man da Klassenunterschiede gesehen hat. Den Ausschlag hat die Effizienz gegeben. Sie haben mit der ersten Aktion das Tor gemacht und es dann klug und sauber fertig gespielt. Wir werden nächsten Donnerstag auf jeden Fall noch einmal angreifen.“

Jorge Jesus (Fenerbahce-Trainer): „Im Hinspiel ein 2:0 zu erreichen ist für uns ein gutes Ergebnis, aber keine Garantie für den Aufstieg. So werden wir auch das Rückspiel angehen.“

UEFA Europa League, Play-off-Hinspiel

Donnerstag:

Austria – Fenerbahce 0:2 (0:1)

Wien, Viola Park, 14.000 Zuschauer, SR Siebert (GER)

Torfolge:
0:1 ( 8.) King
0:2 (89.) Dursun

Austria: Früchtl – Koumetio, Mühl, Galvao – Ranftl, Braunöder, Fischer, Martins – Wustinger (22./Tabakovic/86./Handl) – Huskovic (46./Jukic), Fitz (75. Keles)

Fenerbahce: Bayindir – Kadioglu, Lemos (74. Henrique), Szalai, Peres – Rossi, Crespo (58./Zajc), Yüksek (79./Arao), Alioski (79./Novak) – Dursun, King (58./Lincoln)

Gelb-Rote Karte: Galvao (83./Foulspiel)

Gelbe Karten: Früchtl bzw. Alioski, Yüksek

Die Besten: Braunöder, Mühl, Fischer bzw. Szalai, Rossi, Kadioglu

Rückspiel am 25. August (19.00 Uhr) in Istanbul. Der Aufsteiger steht in der Gruppenphase der Europa League, der Verlierer in jener der Conference League.