jubelnde Bayern München Spieler nach dem Match gegen den VfL Bochum
Reuters/Thilo Schmuelgen
Fußball

Überlegene Bayern „zerstören“ Konkurrenz

Die Hoffnung der Fans auf mehr Spannung in der deutschen Bundesliga ist spätestens nach dem dritten Spieltag dahin. Rekordmeister Bayern München unterstrich mit einem 7:0-Schützenfest beim VfL Bochum, dass das Rennen um den Titel wohl wieder ein Sololauf wird. „So zerstört wurde ich noch nie“, sprach Bochum-Stürmer Simon Zoller aus, wie sich aktuell wohl die gesamte Konkurrenz der Bayern fühlt.

Das 7:0 am dritten Spieltag in Bochum – die höchste Heimniederlage in der Geschichte des VfL – war die bisherige Krönung eines historischen Saisonstarts der Bayern. Noch nie zuvor startete ein Team mit neun Punkten und der imposanten Tordifferenz von +14 in die ersten drei Partien. „Uns wurden nach allen Regeln der Kunst die Grenzen aufgezeigt, wir wurden komplett auseinandergeschraubt“, sagte Bochum-Routinier Zoller, nachdem er und seine Teamkollegen zu Zuschauern auf dem Feld degradiert worden waren.

Selbst Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der den Ruf eines Perfektionisten genießt, fand nach der Machtdemonstration keinen Grund zur Klage. Mit großer Gelassenheit und einem Lächeln im Gesicht verfolgte der 35-Jährige die letzten Minuten der Partie an der Seitenlinie. Am Zenit sei seine Mannschaft sowieso noch nicht angelangt, stellte der Trainer klar: „Wir setzen uns kein Limit“, schwärmte er und verwies auf den Teamspirit: „Jeder gönnt jedem alles. Das war letztes Jahr nicht immer so. Das ist sehr angenehm.“

Julian Nagelsmann mit Spielern
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Trainer Nagelsmann durfte in Bochum seinen Spielern zu einer beeindruckenden Gala gratulieren

Mit spielerischer Leichtigkeit setzten sich die Bayern in nur drei Runden deutlich von der Konkurrenz ab. Als „sehr souverän und sehr spektakulär“ empfand etwa auch Joshua Kimmich den Kantersieg. Ähnlich wie der Coach hat auch der deutsche Nationalteamspieler Fortschritte als Kollektiv ausgemacht: „Es macht momentan sehr viel Spaß, weil eine sehr gute Energie in der Truppe ist.“ Diese Energie soll auch zum großen Ziel von Sportdirektor Hasan Salihamidzic führen. „Den für die beste Mannschaft in Europa“, antwortete der 45-Jährige im Rahmen des „Sport-Bild“-Awards am Montag auf die Frage, welchen Preis er am Ende der Saison gerne entgegennehmen würde.

Nicht nur breiter, sondern spitzer

Im Gegensatz zu den vermeintlichen Hauptkonkurrenten im Titelkampf von Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und RasenBallsport Leipzig, die am dritten Spieltag allesamt patzten, wird der Rekordmeister diesem Anspruch zumindest in der Liga bisher mehr als gerecht. Trotz des Abgangs von Torjäger Robert Lewandowski nach Barcelona scheinen die Bayern noch stärker als in den vergangenen Jahren mit zehn Meistertiteln in Serie. „Wir sind nicht nur in der Breite, sondern auch in der Spitze besser geworden“, so Kimmich.

Diese These wird von der Tatsache unterstrichen, dass mit Leroy Sane, Matthijs de Ligt und Kingsley Coman drei aufgrund von Rotationen in die Startelf gerutschte Spieler für die frühe Entscheidung sorgten. Ein Doppelpack des Ex-Salzburg- und Liverpool-Stars Sadio Mane, ein Treffer von Serge Gnabry und ein Eigentor von Christian Gamboa verwandelten die Partie endgültig in ein Bayern-Fest. Trainer Nagelsmann lobte anschließend Sane, der erstmals in dieser Saison in der Startelf stand: „Er ist ein Spieler, der mit seiner Art polarisiert. Aber wenn er hundertprozentig Lust hat, ist er einer der besten Spieler in Europa.“

Bayern München Spieler Sadio Mane beim Schuss
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Neuzugang Mane, hier beim erfolgreichen Elfmeter zum 5:0, holte sich ein Sonderlob vom Trainer ab

Angstgegner als echter Prüfstein

In den kommenden Partien gegen den ebenfalls stark gestarteten Zweiten Borussia Mönchengladbach und danach gegen den aktuell Drittplatzierten Union Berlin warten allerdings die ersten echten Härtetests auf die Münchner. Wer aus Bayern-Sicht die Aufgaben meistern soll, wird für Nagelsmann allerdings zur Denkaufgabe. Denn der Bayern-Coach hat aufgrund der jüngsten Auftritte von vermeintlichen Ersatzleuten die Qual der Wahl: „Die Entscheidung, wer am Samstag spielt, ist jetzt nicht so leicht.“

Speziell die Partie gegen Gladbach wird zeigen, ob die Bayern wirklich schon jetzt in einer eigenen Liga spielen. Die „Fohlen“ gehen mit dem Prädikat Angstgegner in das Duell. Im Vorjahr setzte es für die Bayern neben einem 1:1-Remis in der Liga auch eine 1:2-Niederlage. Im Pokal ging der Rekordmeister gegen die damals noch von Adi Hütter betreuten Gladbacher überhaupt mit 0:5 unter.

Die Zuversicht, dass sich die Geschichte aber nicht wiederholt, ist zumindest bei Nagelsmann groß. „Auch gegen Gladbach werden wir ein gutes Spiel machen, da bin ich mir ganz sicher“, sagte der Bayern-Trainer. Coman warnte stellvertretend für die Spieler trotz bestechender Frühform vor allzu viel Selbstsicherheit. „Wir sind schon bei 100 Prozent, wissen aber schon, dass die Saison sehr lang sein wird“, sagte der Franzose.

Deutsche Bundesliga, dritte Runde

Sonntag:

Bochum – Bayern München 0:7 (0:4)

Tore: Sane (4.), De Ligt (25.), Coman (33.), Mane (42., 60.), Gamboa (69./Eigentor), Gnabry (76.)

Bochum: Stöger spielte durch
Bayern: Sabitzer bis zur 62. Minute

Frankfurt – Köln 1:1 (0:0)

Tore: Kamada (72.) bzw. Thielmann (82.)

Köln: Ljubicic bis zur 56. und Kainz bis zur 88. Minute

Samstag:

Leverkusen – Hoffenheim 0:3 (0:2)

Tore: Baumgartner (9.), Kramaric (35.), Rutter (78.)

Hoffenheim: Baumgartner bis zur 69. Minute, Posch auf der Bank

Dortmund – Bremen 2:3 (1:0)

Tore: Brandt (45.+2), Guerreiro (77.) bzw. Buchanan (89.), Schmidt (93.), Burke (95.)

Bremen: Friedl spielte durch, Schmid ab der 62. Minute

Augsburg – Mainz 1:2 (1:1)

Tore: Demirovic (35.) bzw. Onisiwo (31.), Lee (93.)

Martin (Mainz) verschoss in der 60. Minute einen Elfmeter

Augsburg: Baumgartlinger ab der 85. Minute
Mainz: Onisiwo bis zur 88. Minute, Mustapha ab der 88. Minute

Union Berlin – Leipzig 2:1 (2:0)

Tore: Siebatcheu (32.), Becker (38.) bzw. Orban (83.)

Berlin: Trimmel spielte durch
Leipzig: Laimer bis zur 71. Minute, Schlager auf der Bank

Stuttgart – Freiburg 0:1 (0:1)

Tor: Grifo (11.)

Stuttgart: Kalajdzic spielte durch
Freiburg: Lienhart spielte durch, Gregoritsch bis zur 81. Minute

Wolfsburg – Schalke 0:0

Wolfsburg: Pervan auf der Bank

Freitag:

Mönchengladbach – Hertha BSC 1:0 (1:0)

Tor: Plea (34./Elfmeter)

Gelb-Rote Karte: Uremovic (69./Hertha)

Gladbach: Wolf ab der 91. Minute, Lainer auf der Bank

Tabelle: