Cristiano Ronaldo
Reuters/Phil Noble
Fußball

Ronaldo rutscht weiter ins Abseits

Manchester United ist am Montag zum Abschluss der dritten Runde der englischen Premier League mit einem 2:1-Sieg im Prestigeduell gegen den FC Liverpool der dringend nötige Befreiungsschlag gelungen. Doch es gab auch aufseiten der „Red Devils“ mit Cristiano Ronaldo einen großen Verlierer. Denn der portugiesische Superstar rutscht beim Rekordmeister immer mehr ins Abseits, auch wenn Trainer Erik ten Hag offiziell den Akt Ronaldo noch nicht ganz geschlossen hat.

Nach dem ersten Saisonsieg für Manchester United sah vor allem Ronaldo in Old Trafford nicht wie ein Sieger aus. Mit schmalen Lippen applaudierte der Superstar den Fans. Kein Wunder, denn 86 Minuten hatte der mehrfache Weltfußballer auf der Bank schmoren müssen, ehe er für einen Kurzeinsatz doch noch eingewechselt wurde. Auch auf der Bank wirkte der 37-Jährige, der bei der 0:4-Abfuhr zuletzt in Brentford noch in der Startelf gestanden war, isoliert und gedanklich woanders als bei seinem aktuellen Club.

United-Coach ten Hag hatte für die Reserverolle Ronaldos im Schlager eine einfache Erklärung: die Taktik gegen Liverpool. „Du musst gegen sie pressen. Das muss man im Block machen“, sagte der 52-jährige Niederländer und verwies damit auch auf den Spielstil des Portugiesen, in dem Pressing nicht zu den herausragenden Qualitäten zählt. Neben Ronaldo hatte er im Gegensatz zur Pleite in Brentford daher auch Kapitän Harry Maguire, Luke Shaw und Fred nicht in die Startelf gestellt und wurde für sein Risiko belohnt.

Cristiano Ronaldo auf der Bank
Reuters/Phil Noble
Ronaldo (l. hinten) sah mit stoischer Miene zu, wie sich Manchester United zum ersten Saisonsieg kämpfte

Ten Hag plant – noch – mit Ronaldo

Dass Ronaldo seit Wochen mit seinen Wechselabsichten nicht hinter den Berg hält, dürfte aber bei den bisherigen Personalentscheidungen Ten Hags auch eine Rolle gespielt haben. Denn schon zum Auftakt, einer 1:2-Niederlage gegen Brighton & Hove Albion, wurde Ronaldo nur für 37 Minuten eingewechselt. Nach der Schlappe in Brentford soll der niederländische Trainer laut Medien sogar seine Bereitschaft gezeigt haben, dem Wechselwunsch des Portugiesen zu entsprechen. Interessenten gibt es angeblich mit Atletico Madrid und Chelsea genug. Sogar der Name Borussia Dortmund tauchte in der Gerüchteküche auf – und unter.

Fanproteste gegen ManUnited-Führung

Vor Anpfiff der Begegnung Manchester United gegen Liverpool haben Tausende ManUnited-Fans erneut gegen die Besitzerfamilie Glazer aus den USA protestiert. Die Milliardärsfamilie hatte 2005 die Mehrheitsbeteiligung durch Fremdfinanzierung an dem Club erworben. Die Fans kritisieren mangelnde Investitionen, seitdem Trainerlegende Sir Alex Ferguson im Jahr 2013 den Club verlassen hat.

Nach dem Sieg gegen Liverpool betonte Ten Hag aber, dass er sehr wohl eine Zukunft von Ronaldo in Old Trafford sehe. „Ich denke, er kann das“, sagte der Coach auf die Frage, ob sich der Europameister von 2016 in sein Spielsystem einfügen kann. „Er hat seine gesamte Karriere unter verschiedenen Trainern gespielt, mit verschiedenen Spielstilen und Systemen“, sagte Ten Hag, „er hat immer seine Leistungen gebracht, warum soll er das nicht mehr können?“

Angespanntes Nervenkostüm

Dass das Nervenkostüm Ronaldos aufgrund seiner aktuellen Rolle und der Wechselgerüchte angespannt ist, bewies zuletzt unter anderem ein zorniges Posting des 37-Jährigen auf Instagram Richtung Medien. „Ich habe ein Notizbuch, und in den letzten Monaten waren von 100 Nachrichten, die gemacht wurden, nur fünf wahr“, machte Ronaldo seinem Ärger Luft. „Die Medien erzählen nur Lügen“, ärgerte er sich.

In seinem Kommentar kündigte der Stürmer nun an, dass er in ein paar Wochen ein Interview geben werde. Dann würden alle die Wahrheit erfahren, sagte er. Bereits Ende Juli hatte sich der Portugiese in einem Onlinekommentar über die Spekulationen der Presse geärgert und ihnen vorgeworfen, Unwahrheiten über ihn zu verbreiten.

Auch vor dem Spiel gegen Liverpool sorgte der Superstar für eine interessante Szene. Beim Aufwärmen lief er an die Seitenlinie, wo ein TV-Expertenteam mit den ehemaligen Spielern Jamie Carragher, Gary Neville und Roy Keane im Einsatz war. Ronaldo ignorierte Carragher komplett und verweigerte sogar den Handschlag, während er seine beiden ehemaligen ManUnited-Kollegen Neville und Keane mit einem Lächeln begrüßte und herzlich umarmte. Liverpool-Legende Carragher hatte zuletzt Ronaldos Wechselabsichten während der laufenden Transferperiode kritisiert.