Wie Colts-Headcoach Frank Reich nach dem zweiten von drei Vorbereitungsspielen erklärte, ist Raimann im Kampf um den Startplatz auf der Left-Tackle-Position in der Offensive Line gegen den erfahreneren Matt Pryor aktuell noch im Nachteil.
„Matt hat sich die Position als Nummer-1-Left-Tackle verdient und erarbeitet“, sagte Reich. Damit geht der Cheftrainer den sicheren Weg mit einem Routinier und setzt nicht auf einen Neuling. Obwohl Hoffnung für Raimann bestand, weil Spielbeobachter von US-Medien auch bei Pryor in den Testspielen Unsicherheiten gesehen haben und Raimann positive Kritiken bekam.
Raimann könnte bald ein „Faktor“ sein
So hatte Trainer Reich auch viel Lob für Raimann übrig, der als erster Österreicher in der dritten Runde des NFL-Drafts ausgewählt worden war und in den ersten beiden Preseason-Partien eine gute Leistung zeigte.
„Er wird immer konstanter. Wenn er sein Spiel auf diesem Niveau weiter verfeinert, glaube ich, dass er ein Faktor sein wird“, sagte Reich. Allerdings sehe man auch, „dass er manchmal noch etwas unerfahren ist. Aber es ist eindeutig, dass er die körperlichen Voraussetzungen mitbringt und die nötige Härte besitzt, um diese Position zu spielen.“
Der Bodyguard des Quarterbacks
Beim Saisonauftakt bei den Houston Texans am 11. September wird Teamkollege Pryor nach derzeitigem Stand in der Startformation stehen, allerdings hat Raimann durchaus gute Chancen auf sein NFL-Debüt. Der gebürtige Wiener spielt auf der Position des Left Tackle, der wohl wichtigsten Position in der Offensive Line.
Dort ist er unter anderem dafür verantwortlich, dass Quarterback Matt Ryan auf seiner Rückseite („Blind Side“) nicht von anstürmenden Verteidigern gestört wird. Die „Blind Side“ ist jene Seite der Offensive, welcher der Quarterback nach der Ballübergabe den Rücken zukehrt. Bei einem Rechtshänder ist das die linke, bei einem Linkshänder die rechte Seite. Daher spielt der stärkste Offense Lineman meist auf der Position des Left Tackle, um seinen (rechtshändigen) Quarterback vor Attacken zu schützen.
Selbstkritischer Raimann in der Lernphase
Die ersten Einsätze im Rahmen der NFL sowie die ersten Wochen im Trainingscamp waren für den 24-Jährigen ein Lernprozess. „Ich habe einige Fehler gemacht, die nicht akzeptabel sind“, sagte er selbstkritisch: „Aber du kannst viel daraus lernen, gehst die Filmaufnahmen wieder und wieder durch, sodass sie nie wieder passieren.“
Die NFL sei „gnadenlos“, die Gegenspieler im Vergleich zum College um mehrere Klassen stärker. „Hier musst du deine Aufgaben perfekt erfüllen und auf jedes kleine Detail achten. Das ist etwas, woran ich weiter arbeiten muss“, sagte er. Sein erster Einsatz im Colts-Trikot mit der Nummer 79 sei aber „unbeschreiblich“ gewesen.
Dienstag als Tag der Wahrheit
Für Platzgummer und Seikovits ist hingegen der kommende Dienstag der Tag der Wahrheit, wenn die 32 NFL-Teams ihren Roster auf 53 Spieler trimmen müssen. Die ersten zwei Cut-Runden auf 80 hatten die beiden Österreicher ohne Bangen abwarten können, da sie aufgrund ihres internationalen Spielerstatus geschützt sind. Bei Platzgummer läuft dieser Schutz aber nächste Woche aus.
Der Tiroler kam in den ersten beiden Giants-Testspielen auf insgesamt fünf Läufe und einen Catch und kann sich noch einmal am Sonntag im Testspiel gegen die New York Jets präsentieren. Bei den Giants kämpft Platzgummer mit fünf weiteren Runningbacks um vermutlich vier Kaderplätze, die Chancen sind derzeit eher gering, auch wenn er nach dem ersten Testspiel den Sieg in der Kabine mit einem traditionellen Spruch feiern durfte und Mitspieler ihn dabei mit den Worten „Don’t be nervous“ („Sei nicht nervös“) aufmunterten.
Seikovits schon „viel selbstbewusster“
Einen solchen strebt auch Seikovits bei den Arizona Cardinals an. Mit seiner Entwicklung als Tight End ist der 25-jährige Wiener sehr zufrieden: „Ich fühle mich viel selbstbewusster, kenne die Calls und weiß, wie sich die Leute bewegen. Ich kenne den Speed des Spiels und fühle mich insgesamt selbstsicherer, und ich denke, das zeigt sich auch auf dem Feld.“
Ob es für einen Stammplatz reicht, bleibt aber ungewiss. Sechs Tight Ends haben die Cardinals derzeit unter Vertrag, drei bis vier kommen in den 53-Mann-Kader.