Conference League

Rapid zerschellt an Hürde Vaduz

Die Europacup-Saison von Rapid Wien ist am Donnerstag mit einer Blamage zu Ende gegangen. Die Hütteldorfer mussten sich im Rückspiel des Play-offs der Europa Conference League dem FC Vaduz daheim mit 0:1 (0:1) geschlagen geben und verpassten nach dem 1:1 auswärts mit einem Gesamtscore von 1:2 die Gruppenphase. Tunahan Cicek sorgte in der 22. Minute für den K.-o.-Schlag der Wiener, die zudem zwei Drittel des Spiels mit einem Mann weniger auskommen mussten.

Die Grün-Weißen lieferten nach dem mageren 1:1 im Hinspiel erneut eine schwache Vorstellung ab. 13 Minuten nach dem Führungstor durch Cicek sah Kevin Wimmer wegen einer Notbremse zudem die Rote Karte (35.). Die Liechtensteiner, bei denen die Österreicher Kristijan Dobras (bis zur 73. Minute), Manuel Sutter (ab 46.) sowie Anes Omerovic (ab 80.) im Einsatz waren, verteidigten danach die knappe Führung und schafften die Sensation.

Während Österreich somit nur durch die Wiener Austria in der Conference League vertreten ist, schaffte es dank Vaduz, das in der zweiten Schweizer Liga engagiert ist, erstmals ein Club aus Liechtenstein die Qualifikation für eine Europacup-Gruppenphase. Für Rapid ist die Europacup-Saison vorbei, schon am Sonntag kehrt der Ligaalltag mit einem schwierigen Heimspiel gegen Sturm Graz zurück.

Jubel von Anthony Goelzer (FC Vaduz), Lars Traber (FC Vaduz)
APA/Georg Hochmuth
So hatten es sich die Rapid-Fans wohl nicht vorgestellt: Vaduz jubelt, Guido Burgstaller ist konsterniert

Am Samstag müssen sich die Rapid-Verantwortlichen auch auf einen heißen Empfang durch den harten Kern der Anhängerinnen und Anhänger gefasst machen. Denn die Fans machten ihrem Ärger über die blamable Vorstellung nicht nur durch ein gellendes Pfeifkonzert Luft, sondern bedachten die Spieler bei der traditionellen Verabschiedung vor den Tribünen auch mit wenig druckreifen Worten. Einige Anhänger belagerten auch den VIP-Club des Allianz Stadions, um die Clubverantwortlichen zur Rede zu stellen.

Rapid startet motiviert

Im Vergleich zum Hinspiel vor einer Woche im Fürstentum nahm Feldhofer vier Veränderungen in der Startaufstellung vor. So durften die wieder fitten Yusuf Demir und Ferdy Druijf erstmals in dieser Saison von Beginn an ran, dazu gesellten sich noch Jonas Auer und Roman Kerschbaum. Vaduz-Trainer Alessandro Mangiarratti stellte seine Elf an zwei Positionen um und ließ Ex-Rapidler Dobras an dessen ehemaliger Wirkungsstätte starten.

Die grün-weißen Fans forderten im Stadion ausdrücklich Wiedergutmachung, und die Rapid-Spieler zeigten sich auch gewillt. Es waren noch keine drei Minuten gespielt, da hatte Patrick Greil schon das 1:0 auf dem Fuß. Guido Burgstaller kam zentral im Strafraum nicht zum Abschluss und spitzelte den Ball noch zu Greil, der aus wenigen Metern an Benjamin Büchel scheiterte (3.). Wenig später verpassten erneut Greil (10.) sowie Demir (11.) weitere Gelegenheiten.

Greil vergibt aus kurzer Distanz

Schon in der dritten Minute hatte Greil den möglichen Befreiungsschlag auf dem Fuß, scheiterte jedoch am gegnerischen Goalie.

Vaduz mit Wirkungstreffer

Vaduz befreite sich langsam aus der Umklammerung und versuchte, immer wieder Nadelstiche zu setzen – mit Erfolg. Mit einem langen Ball von Dobras ließ sich die Rapid-Abwehr aushebeln, Cicek nutzte die Verwirrung in der Hintermannschaft der Gastgeber eiskalt aus und netzte frei vor Niklas Hedl zur Gästeführung (22.). Auer machte bei dem Treffer keine gute Figur.

Der Wirkungstreffer der Liechtensteiner saß bei Rapid. Die Hütteldorfer wirkten geschockt, der Offensivfluss war dahin. Und es kam noch schlimmer: Nach einem leichten Ballverlust im Mittelfeld brach Milan Gajic frei Richtung Rapid-Strafraum durch und wurde von Wimmer unsanft mit beiden Händen zu Fall gebracht (35.). Der slowenische Referee Rade Obrenovic zückte für diese Notbremse die Rote Karte, womit die Feldhofer-Truppe in Unterzahl versuchen musste, die Partie zu drehen. Den Freistoß setzte Nicolas Hasler in die Mauer.

Rote Karte für Wimmer (35. Minute)

Der Verteidiger fliegt nach einer Notbremse vom Platz und brachte Rapid damit weiter in die Bredouille.

Feldhofer reagierte und nahm Greil vom Feld und brachte Leopold Querfeld, um das Loch in der Abwehr, das Wimmer hinterließ, zu füllen (38.). In der Nachspielzeit der ersten Hälfte vergab Druijf den Ausgleich, der Niederländer köpfelte den Ball nach Grüll-Flanke in aussichtsreicher Lage in die Hände von Büchel (45.+3). Danach ging es mit einem gellenden Pfeifkonzert in die Pause.

Rapid offensiv zu harmlos

In der zweiten Hälfte hielt Vaduz zunächst geschickt Ball und Gegner vom eigenen Tor fern und kam selbst zu Chancen. Fabio Fehr scheiterte mit der besten allein vor Hedl, der mit einer starken Parade das 0:2 verhinderte (53.). Die Offensivbemühungen der Rapidler liefen vor allem über Demir, dessen Schüsse aus der Distanz aber nicht den Weg ins Tor fanden (59., 65.).

Feldhofer versuchte, mit frischem Wind von der Bank, noch einmal Impulse von außen zu setzen und brachte Bernhard Zimmermann und Nicolas Kühn für Druijf und Demir. Kühn fand im Strafraum den freien Kerschbaum, doch dessen Schuss wurde geblockt (72.). Großchancen gab es danach keine mehr. Bei Vaduz kamen in der zweiten Hälfte auch Sutter und Omerovic zum Einsatz und durften die Sensation gebührend mitfeiern. Nach Koper aus Slowenien und Konyaspor aus der Türkei steht nun auch Rapid auf der „Abschussliste“.

Stimmen zum Spiel:

Ferdinand Feldhofer (Rapid-Trainer): „An der Einstellung ist es nicht gelegen. Wir sind sehr gut ins Spiel gestartet, haben es aber nicht geschafft, in Führung zu gehen. Wir haben zwei Eigenfehler begangen, die matchentscheidend waren. Die sind sehr hart bestraft worden. Das darf man nicht so leicht machen. Und wir konnten unsere Chancen nicht nutzen. In Unterzahl ist es normal, dass man nicht mehr zu zahlreichen Chancen kommt. Es schmerzt extrem, wir sind sehr enttäuscht, weil wir unterm Strich nach zwei Spielen verdient ausgeschieden sind.“

Kevin Wimmer (Rapid-Verteidiger): „Was soll man sagen? Das Hinspiel war eine absolute Katastrophe. Und wir haben uns heute so viel vorgenommen, es war von Anfang an viel zu wenig. Wir spielen zu Hause gegen einen Schweizer Zweitligisten, das ist einfach viel zu wenig. Die Rote Karte war sehr bitter für den Spielverlauf, aber man hat von Anfang an den Eindruck gehabt, dass wir viel zu wenig Druck aufbauen können. Einfach enttäuschend. Vaduz hat hauptsächlich verteidigt und ist eigentlich nie in große Nöte gekommen. Der Plan war sicherlich gut, aber verantwortlich sind die Spieler.“

Alessandro Mangiarratti (Vaduz-Trainer): „Es war ein verrücktes Spiel. Die erste Viertelstunde hat Rapid gehört, dann sind wir besser ins Spiel gekommen und haben zwei Umschaltmomente genutzt zu einem Tor und einer Roten Karte. In der zweiten Hälfte hat Rapid mit vielen hohen Bällen agiert und Druck gemacht, klare Chancen hatten sie aber nicht. Man kann nicht von Glück reden, wir hatten einen Plan und haben es provoziert. Kompliment an die Jungs für das, was sie heute geleistet haben. Ich werde heute ein paar Bier verschenken.“

Kristijan Dobras (Vaduz-Spieler): „Es sind (in der Quali, Anm.) sechs unglaubliche Spiele von uns gewesen. Es ist schwierig, das anzuschauen, wenn du bei Rapid begonnen hast. Wir haben die Sensation geschafft, haben Geschichte geschrieben. Da dürfen wir uns freuen.“

UEFA Europa Conference League, Play-off-Rückspiel

Donnerstag:

Rapid – FC Vaduz 0:1 (0:1)

Wien, Allianz Stadion, 15.100 Zuschauerinnen und Zuschauer, SR Obrenovic (SLO)

Tor:
0:1 Cicek (22.)

Rapid: Hedl – Schick, Hofmann (46. Moormann), K. Wimmer, Auer – Kerschbaum (85. Pejic) – Demir (66. Kühn), Burgstaller, Greil (38. Querfeld), Grüll – Druijf (66. Zimmermann)

Vaduz: Büchel – Gasser, Isik, Traber – Ulrich, Dobras (73. Fosso), Gajic, Fehr (66. Goelzer) – Hasler (80. Djokic) – Sasere (80. Omerovic), Cicek (46. Sutter)

Rote Karte: K. Wimmer (35./Notbremse)

Gelbe Karten: Hofmann, Schick, Kerschbaum, Querfeld bzw. Cicek, Sasere, Sutter

Die Besten: keiner bzw. Isik, Gajic

Hinspiel: 1:1 – Vaduz mit Gesamtscore von 2:1 in der Gruppenphase