Enttäuschte Rapid-Spieler
GEPA/Edgar Eisner
Conference League

Scherbenhaufen bei Rapid nach Desaster

Größer hätte der Kontrast im Allianz-Stadion nicht ausfallen können. Während Rapid-Ehrenkapitän Steffen Hofmann die wütenden Fans zu beruhigen versuchte, wurde eine Etage tiefer in der Kabine des FC Vaduz gefeiert. Die Liechtensteiner erreichten mit dem 1:0-Erfolg in Wien und dem Gesamtscore von 2:1 die Gruppenphase der Conference League – ein historischer Meilenstein in der Clubgeschichte. Rapid hingegen hat ein Desaster aufzuarbeiten. Die Wiener stehen vor einem Scherbenhaufen.

„Der Stachel sitzt sehr tief, im Moment ist schon Leere da“, sagte Rapid-Coach Ferdinand Feldhofer nach der Partie sichtlich gezeichnet. Rapid verpasste nicht nur viel Geld, das der Europäische Fußballverband (UEFA) an die Teilnehmer der Gruppenphase ausschüttet, sowie prestigeträchtige Europacup-Duelle. Mindestens genauso schlimm ist der sportliche Gesichtsverlust nach der Blamage. Man kann bei Salzburg nachfragen, wie vor zehn Jahren das Düdelingen-Desaster eingeschlagen ist.

Dabei war alles angerichtet in Hütteldorf, sich erstmals für die im Vorjahr in Betrieb genommene Conference League zu qualifizieren. Trotz des dürftigen 1:1 im Hinspiel waren die Aufstiegschancen gegen den Vorletzten der zweiten Schweizer Liga vor heimischem Publikum groß. Das Bundesliga-Spiel gegen Hartberg zwischen den beiden Play-off-Partien war extra verschoben worden, um sich gezielt vorbereiten und die zuletzt mageren Leistungen gegen den LASK (1:2) und Vaduz aufarbeiten zu können. Unter dem Strich sprang nichts dabei heraus.

Rapid mit Blamage gegen Vaduz

Bei Rapid wird nach dem blamablen Ausscheiden im Play-off der Conference League gegen Vaduz am Freitag nun Ursachenforschung betrieben. Trainer Feldhofer steht derzeit jedenfalls nicht zur Diskussion.

Tunahan Cicek hatte schon in der 22. Minute für den K.-o.-Schlag der Wiener gesorgt, die zudem zwei Drittel des Spiels mit einem Mann weniger auskommen mussten, nachdem Kevin Wimmer wegen einer Notbremse in der 35. Minute die Rote Karte sah.

„Gekämpft bis zum Schluss“

Ratlosigkeit und Frust machten sich nach der Niederlage aber nicht nur bei den Fans breit. „Es ist eine Riesenenttäuschung. Wir haben gekämpft bis zum Schluss, auch mit einem Mann weniger. Leider hat es nicht funktioniert. Der Spielverlauf heute war auch nicht für uns“, sagte Guido Burgstaller. Am Ende stand die Erkenntnis, dass das K.-o.-Duell zu Recht an Vaduz gegangen ist. „Ich glaube, dass sie verdient aufgestiegen sind. Unsere Leistung über 180 Minuten hat nicht gepasst“, sagte Burgstaller.

„Wir haben Fehler gemacht, die man auf internationalem Niveau nicht machen darf. Über zwei Spiele gesehen ist es sehr bitter, dass wir schlussendlich wahrscheinlich verdient ausgeschieden sind. Underdogs gewinnen manchmal“, so Feldhofer, der von einer der „schmerzhafteren“ Niederlagen in seiner Karriere sprach. „Wir haben eine riesige Chance liegen lassen.“

Vaduz schaltet Rapid aus

Der Außenseiter aus Liechtenstein feierte in Wien den größten Erfolg seiner Vereinsgeschichte.

Keine Personaldiskussion

Auf Personal- oder gar die Trainerfrage hatte unterdessen niemand Lust in Hütteldorf. „Ich denke, es geht um Rapid. Man sollte jetzt nicht auf Einzelne schauen, sondern nach vorne und nach Lösungen suchen“, sagte Feldhofer kurz angebunden. „Alle sind extrem enttäuscht. Ob wer weggeht oder wir irgendwas machen, keine Ahnung.“ Dass im Krisenfall alles infrage gestellt wird, war auch Burgstaller klar. „Wenn du das Ziel, das du dir steckst, nicht schaffst, dann ist klar, dass alles hinterfragt wird. Das ist völlig normal“, so der Kärntner.

Wimmer sagte dazu: „Es wäre viel zu einfach, dem Trainer die Schuld hinzuschieben. Wir Spieler wissen, dass wir es viel besser können. Wir haben Spiele dabei, die gut sind, ein paar Tage später zeigen wir ein völlig anderes Gesicht. Deswegen ist meiner Meinung nach einzig die Mannschaft in der Schuld.“

Rapid-Fans verärgert über Niederlage

Die Fans im Allianz-Stadion ließen ihrem Ärger über das überraschende Aus freien Lauf.

Für Rapid haben die englischen Wochen nun ein Ende, der Club kann sich wieder ganz auf die Bundesliga konzentrieren. Am Sonntag wartet das schwere Heimspiel gegen Sturm Graz (17.00 Uhr). „Wir müssen schauen, dass wir in der Liga unsere Aufgaben erfüllen. Es wird nicht leichter“, sagte Burgstaller und gab damit die Devise vor.