Wegen eines Motorenwechsels und folgender Strafversetzung mussten Verstappen, der im Qualifying der Schnellste war, und auch sein WM-Rivale Charles Leclerc im Ferrari das Rennen aus den hinteren Reihen in Angriff nehmen. Verstappen startete als 14., Leclerc als 15. Von der Pole ging Leclercs Teamkollege Carlos Sainz ins Rennen, der am Schluss als Dritter noch aufs Podium kam.
Verstappen spielte vom Start weg die Schnelligkeit seines Autos gnadenlos aus und hatte in einer wahren Machtdemonstration innerhalb weniger Runden seinen Rückstand vom Start bereits wettgemacht. Am Ende baute der Niederländer mit seinem 29. Karriereerfolg die WM-Führung auf 284 Zähler aus und führt acht Rennen vor Saisonende mit 93 Punkten vor seinem Teamkollegen und dem neuen WM-Zweiten Perez.
Verstappen triumphiert nach Aufholjagd
Red-Bull-Pilot Max Verstappen konnte am Sonntag beim Grand Prix im belgischen Spa seinen neunten Saisonsieg feiern. Vom 15. Startplatz aus war der WM-Leader nicht mehr zu stoppen.
„Mein Auto war perfekt“
Der Sieger fasste seinen Triumph relativ gefasst zusammen und hält sogar noch eine Steigerung für möglich: „Es war eine hektische erste Runde, da musste ich mich einmal heraushalten. Nach der Saftey-Car-Phase war mein Auto perfekt, ich habe ideal überholen können und die Reifen schonen können. So haben wir uns nach vorne arbeiten können, und danach habe ich meine Führung nur noch verwaltet. Vor dem Rennen habe ich mir das nicht vorstellen können, aber es ist sogar noch mehr drinnen.“
Der zweitplatzierte Perez zollte seinem Teamkollegen Tribut: „Man hofft natürlich immer auf mehr, Max war einfach fliegend unterwegs, er war unerreichbar. Speziell mein erster Stint war nicht so gut, aufgrund des Reifenabbaus. Aber für das Team ist es ein sehr starkes Ergebnis. Es war ein sehr schlechter Start, aber ich habe das gleich wiedergutgemacht.“
Hektischer Auftakt
Die Ausgangslage vor der 55. Auflage in Belgien war jedenfalls eine besondere. Acht Fahrer wurden wegen des unerlaubten Wechsels von Motorenteilen ans Ende der Startformation strafversetzt, der Start in den Klassiker der Formel 1 verlief daher turbulent und war das Highlight des Rennens.
Sainz ging im Ferrari zum zweiten Mal aus Poleposition in einen Formel-1-Lauf und führte das Feld mit einem Blitzstart auf die 7.004 Meter lange Runde auf dem Circuit de Spa-Francorchamps. Der zweitplatzierte Perez zog hingegen seinen Red Bull beim Start zu stark nach rechts und verlor drei Plätze.
Dahinter wollten Fernando Alonso im Alpine und Lewis Hamilton im Mercedes nach einem Rad-an-Rad-Duell beide auf dieselbe Linie, was nicht gut gehen konnte. Hamilton fuhr über Alonsos Hinterreifen und beschädigte sich dabei seinen Mercedes irreparabel. Die Einschätzung der Situation durch den Spanier fiel im Boxenfunk deutlich aus: „Was für ein Idiot! Er macht mir die Türe von außen zu. Wir hatten so einen guten Start. Er weiß nur, wie man vom ersten Platz startet und fährt.“
Verstappen erfüllt sein Versprechen
Nach der hektischen Auftaktrunde bugsierte auch noch Williams-Pilot Nicolas Latifi nach einem Ausrutscher Valtteri Bottas von der Strecke ins Kiesbett, wo der Finne mit seinem Alfa Romeo auch liegen blieb. Da nun bereits drei Autos auf der Strecke herumstanden und dazu Schotter am Asphalt lag, wurde eine Safety-Car-Phase ausgerufen. Die Wiederaufnahme des Rennens nutzte Sainz wieder optimal aus und zog dem Feld neuerlich davon.
Doch dahinter hatte WM-Leader Verstappen bereits neun Plätze gutgemacht und war vom 15. Startplatz auf den sechsten Rang vorgeprescht. Sein Rivale Charles Leclerc hatte hingegen bereits früh einen Boxenstopp in Kauf genommen und fuhr nach sieben Runden weiter auf Position 16, wie beim Start. Nach acht Runden hatte Verstappen seine nach dem Qualifying versprochene Aufholgjagd auf einen Podiumsplatz bereits erfüllt und war Dritter.
Red Bull nicht stoppen
Aber auch Leclerc holte in dieser Rennphase weiter auf, und so waren nach einem guten Drittel des Rennens die Topteams Red Bull, Ferrari und Mercedes wieder unter sich. Die ersten fünf Fahrer Verstappen, Perez, Sainz, George Russell und Leclerc trennten nach Boxenstopps nur rund 15 Sekunden.
Ab diesem Zeitpunkt spielte jedoch Verstappen die Überlegenheit seines Boliden souverän aus und diktierte an der Spitze das Geschehen. Der 24-jährige Niederländer hatte nach 22 von 44 Runden eine klare Führung vor seinem mexikanischen Teamkollegen und war Inhaber der schnellsten Runde. An seinem neunten Sieg im 14. Saisonrennen gab es keine Zweifel mehr. Die Positionen waren im letzten Drittel des Rennens bezogen.
Ferrari kommt nicht in die Gänge
Nur Ferrari versuchte noch eine Verbesserung. Doch Leclerc kam nicht mehr an Russell heran und verspielte auch noch den fünften Rang. Der Monegasse scheiterte mit einem späten Versuch, die schnellste Runde zu holen, und bekam zusätzlich eine Fünfsekundenstrafe, weil er in der Boxengasse zu schnell fuhr, die ihn auf den sechsten Platz zurück warf. Der zu Beginn der Saison noch als Titelanwärter gehandelte Ferrari-Pilot ist im Rennen um den Titel damit endgültig geschlagen.
Sein Teamkollege Sainz musste eingestehen: „Leider war es härter als erwartet. Es war ein guter Start und ein guter Restart nach der Saftey-Car-Phase, aber die Pace war einfach nicht da. Die Reifen haben sich überhitzt, und ich bin viel herumgerutscht. Red Bull war in einer eigenen Liga, wir müssen schauen, dass wir wieder konkurrenzfähig sind.“
Für Titelverteidiger Verstappen geht der Triumphzug indes weiter. Bereits nächste Woche gastiert die Formel 1 bei seinem Heimrennen in den Niederlanden in Zandvoort (Sonntag, 15.00 Uhr, live in ORF1).