Enttäuschter Rapid-Trainer Ferdinand Feldhofer vergräbt Gesicht in den Händen
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Bundesliga

Rapid in schwere Schieflage geraten

Rapid ist in den letzten Tagen in schwere Schieflage geraten. Das blamable Ausscheiden im Play-off der UEFA Conference League gegen Vaduz löste nicht nur eine sportliche, sondern auch eine Führungskrise aus. Am Wochenende erklärten Präsident Martin Bruckner und Wirtschaftsgeschäftsführer Christoph Peschek ihren Rückzug, danach unterlag das Team in der sechsten Runde der Admiral Bundesliga Puntigamer Sturm Graz durch einen späten Elfmeter 1:2. „Wir sind in einem sehr tiefen Tal“, sagte Coach Ferdinand Feldhofer.

Rapid war mit drei Spielsiegen gut in die Saison gestartet, danach riss der Faden. Von den letzten vier Partien verloren die Wiener drei, dazu kam ein Remis und das Verpassen der Europacup-Gruppenphase. Während sich Bruckner und Peschek verabschiedeten, stärkte Sportdirektor Zoran Barisic Feldhofer den Rücken. Der Trainer selbst fühlt sich der Situation gewachsen. „Seit ich da bin, hatte ich nur Druck und Entscheidungsspiele. Deswegen denke ich, ich kann ganz gut damit umgehen“, erklärte Feldhofer, der nicht an Rücktritt gedacht hat. „Ich habe schon schlimmere Situationen als Spieler erlebt.“

Die angekündigten Abschiede von Bruckner und Peschek seien für Feldhofer aber sehr überraschend und sehr schnell gekommen. Das könne man natürlich auch nicht ganz von den Spielern weghalten. „Ich weiß nicht, ob das wirklich die besten Entscheidungen auch sind. So kurzfristig und unter Emotionen solche Entscheidungen zu treffen, da bin ich kein Fan davon“, kommentierte Feldhofer, der sich auf seinen Job als Trainer konzentrieren möchte.

Druck bei Rapid steigt

Die 1:2-Heimniederlage gegen Sturm Graz bleibt für Rapids sportliche Führung noch ohne Konsequenzen. Doch der Druck steigt weiter.

Entscheidender Elfer „definitiv Fehlentscheidung“

In dieser Funktion stimmt Feldhofer speziell die erste Hälfte gegen Sturm, in der Rapid die aktivere Mannschaft war, zuversichtlich, dass bald wieder bessere Tage kommen könnten. Das Ende der Partie war dann aber sinnbildlich für die aktuelle Situation. Nach einem Tor von Nicolas Kühn (15.) und einem glücklichen Treffer von Gregory Wüthrich (24.) für Sturm stand es bis kurz vor Schluss 1:1, ehe ein umstrittener Elfmeter für die Entscheidung zugusten der Grazer sorgte.

Sturm gewinnt bei Rapid

Sturm Graz hat das Schlagerspiel der sechsten Runde der Fußballbundesliga gegen das angeschlagene Rapid am Sonntag mit 2:1 (1:1) für sich entschieden.

Martin Moormann und Emanuel Emegha bekämpften sich bis in den Strafraum. Der Kontakt des Rapid-Verteidigers war zwar da, ob der ursächlich für Emeghas Hinfallen war, bleibt aber offen. Nur eine Meinung gab es dazu im grün-weißen Lager. „Der Elfmeter war ganz klar keiner“, stellte Feldhofer fest. „Definitiv eine Fehlentscheidung“, meinte auch Barisic. Moormann, der die Rote Karte sah, sagte, zuerst sei er von Emegha gefoult worden. „In der Wiederholung sieht man schon, dass meine Hand ein bisschen draußen war. Aber die war da, weil ich eben ins Fallen gekommen bin. Ich kann die Hand nirgendwo anders hingeben.“ Den Elfer verwandelte Tomi Horvat (86.).

Kritische Worte von Noch-Präsident Bruckner

Die bittere Niederlage erlebte Noch-Präsident Bruckner auf der Tribüne. Zum Abschied fand der 57-Jährige kritische Worte. Laut Bruckner braucht es strukturelle Reformen, wenn der Rekordmeister in Österreich erweiterte Spitze bleiben will. „Dieser Mitgliederverein muss im dritten Jahrtausend ankommen! Der Mitgliederverein, so wie er im Moment ist, ist nicht führbar“, sagte Bruckner am Sonntag.

Auf einen Nenner gebracht, brauche es schlankere Entscheidungsstrukturen, ließ Bruckner durchklingen. „Ich kann nicht in hunderttausend Gremien irgendwas machen. Wir sind im Wettbewerb mit einer Mannschaft wie Red Bull Salzburg, dem LASK, die auch eine wahnsinnig breite Mitgliederbasis haben, und da gibt es noch ein paar andere Mannschaften. Aber dort sind die Entscheidungswege sehr viel kürzer“, betonte er. „Ich glaube an den Mitgliederverein, das sage ich ganz offen. Aber nicht in dieser Form, wo man sich gegenseitig lähmt und so viel Kraft nach innen geht.“

„Sehr, sehr negative Stimmung“ im Verein

In seiner nun hinfälligen Agenda für die Zeit 2022 bis 2025 sei dieses Thema enthalten gewesen. Es gehe darum, die Satzung und die Entscheidungsfindung fit für die moderne Welt zu machen. „Ohne dem wird es für den SK Rapid ganz schwer werden, im Konzert der Großen in diesem Land weiterhin mitzuspielen“, meinte Bruckner, der generell eine „sehr, sehr negative Stimmung“ im Verein ortet. Er habe seit seinem Amtsantritt versucht, entstandene Gräben zuzuschütten und auf Personen zuzugehen, die seine Wahl nicht unterstützt haben. Aber „wenn du in Permanenz erkennst, dass du mit all deinen Aktivitäten an die Wand läufst, muss man einmal die Konsequenzen ziehen“.

Rapid-Präsident Martin Bruckner
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Für den baldigen Ex-Präsidenten Martin Bruckner sind strukturelle Reformen bei Rapid unumgänglich

Bruckner sprach damit, ohne das Kind allerdings beim Namen zu nennen, Richtungskämpfe und verschiedene Fraktionen innerhalb des Vereins an. Mehrheitlich geht es um Personen, die keine offizielle Funktion, aber dennoch Einfluss haben. Der harte Kern der Anhänger, die im Block West beheimateten Ultras, hatte sich im Vorfeld seiner Inthronisierung im November 2019 hinter Bruckner und gegen seinen Herausforderer Roland Schmid gestellt. Die Wahl entschied Bruckner mit 53 Prozent Zustimmung knapp für sich. Zum Schluss war das Verhältnis zur organisierten Fanszene nicht mehr reibungslos.

Dass nach dem Aus gegen Vaduz im Stadion lautstarke Diskussionen mit Fanvertretern geführt worden sind, verteidigte Bruckner prinzipiell. „Wir sind der größte Mitgliederverein in diesem Land, daher sind alle Aktivitäten, die hier geschehen, ein bisschen eine Solitärsache. Aber in Deutschland ist es nicht ganz unüblich, bei den anderen großen Mitgliedervereinen, dass man sich mit den führenden Köpfen in der Fanszene austauscht“, erklärte der Manager. Trotzdem habe der Club imagetechnisch „einen wirklichen Schaden erlitten“.