ÖFB-Trainer Ralf Rangnick
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Fußball

Rangnick gibt Weltspitze als Ziel aus

Teamchef Ralf Rangnick will das österreichische Nationalteam bei den kommenden Großturnieren in der absoluten Weltspitze etablieren. „Die Prioritäten sind klar: Wir wollen zur EURO und dort nicht nur mitspielen, sondern eine richtig gute Rolle spielen. Das Gleiche gilt auch zwei Jahre später bei der nächsten WM“, sagte Rangnick am Sonntag bei einem Medientermin in Wien.

Das heiße aber nicht, dass die kommenden Spiele in der Nations League abgeschenkt werden. Ende September kämpft die ÖFB-Elf gegen Weltmeister Frankreich (22.9.) und Vizeweltmeister Kroatien (25.9.) gegen den Abstieg aus der Liga A. Unter Rangnick, seit drei Monaten Teamchef, holte Österreich in den ersten vier Partien vier Punkte. Das bedeutet Tabellenplatz drei – zwei Zähler vor Frankreich, drei hinter Kroatien und schon fünf hinter Dänemark.

„Wir wissen, dass wir wahrscheinlich eines der beiden Spiele gewinnen müssen“, betonte Rangnick, aber: „Wir haben gezeigt, gerade gegen diese beiden Gegner, dass es möglich ist.“ In Kroatien hatte es einen überragenden 3:0-Debütsieg gegeben, allerdings ärgerte sich Rangnick noch immer über das unglückliche 1:1 gegen die Equipe Tricolore um die beiden Superstars Kylian Mbappe und Karim Benzema in Wien.

Rangnick mit hohen Zielen

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick hat bei einem Wien-Besuch über seine hohen Ziele mit der Nationalmannschaft gesprochen. In Zukunft soll Österreich Stammgast bei Welt- und Europameisterschaften sein.

„Wenn wir in Österreich sagen können, wir sind mit einem Unentschieden gegen Frankreich nicht wirklich zufrieden, dann sagt das schon ein bisschen was aus.“ Einzig das jüngste 0:2 einer ersatzgeschwächten ÖFB-Elf in Dänemark sei nicht gut gewesen. Davor waren die ersten drei Spiele ganz nach dem Geschmack des Deutschen, „so, wie ich mir das für die weitere Zukunft vorstelle“.

Rangnick mit Mission

In dieser Zukunft soll Österreich ein immer größerer Faktor im Weltfußball werden. Rangnick hat bereits einen genauen Plan, eine Mission. „Wenn wir als kleineres Land bei einer EM oder WM für Furore sorgen und Gas geben wollen, dann müssen wir den Vorteil, den die größeren Fußballnationen haben – in der Breite noch größere Einzelspielerqualität zu besitzen – mit irgendetwas ausgleichen“, sagte der 64-Jährige. Und das gehe am ehesten über die Art und Weise, wie man spielt.

„Wenn wir nur passiv spielen, uns zurückziehen und schauen, was passiert, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du ausscheidest“, meinte Rangnick. In den Heimspielen gegen Dänemark und Frankreich habe die ÖFB-Auswahl große Teile des Spiels kontrolliert. „Darum geht es im Fußball, dass du selber den Gang der Dinge in den eigenen Füßen hast und ein Stück weit diktierst.“

Trainer Ralf Rangnick
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ÖFB-Teamchef Rangnick hat mit der österreichischen Nationalmannschaft noch viel vor

Rangnick fordert „Siegermentalität“

Die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland hat absolute Priorität. Im Oktober findet die Auslosung statt, im März 2023 die ersten Spiele. Eine Teilnahme ist für Rangnick Pflicht, „die Erwartungshaltung haben wir auch selber“, sagte er. „Wir wollen mit unserem Fußball und unserer Art, falls wir uns qualifizieren, auch da für Aufsehen sorgen.“ Dafür brauche sein Team eine „Turniermentalität“ sowie eine „Siegermentalität“. Jetzt gehe es darum zu schauen, „wer für diese Turniere auf welcher Position am besten aufgehoben ist“.

Allerdings gibt es da eine Großbaustelle auf den beiden Außenverteidigerpositionen. Denn die infrage kommenden Kandidaten Stefan Lainer (Mönchengladbach), Valentino Lazaro (Torino) oder Christopher Trimmel (Union Berlin) spielen im Moment entweder gar nicht oder nur wenig. Und regelmäßige Einsatzzeiten auf höchstem Niveau sind für den Teamchef von ganz besonderer Wichtigkeit.

Maximilian Woeber
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Wöber nutzte seine Chance und konnte zuletzt als Linksverteidiger überzeugen

Beim 36-jährigen Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer ist laut Rangnick zudem noch nicht klar, ob der Linksverteidiger in zwei Jahren überhaupt noch Fußball spielt. Zuletzt hatte sein Clubkollege Maximilian Wöber die Position überzeugend bespielt, auch eine Dreierkette schloss Rangnick aufgrund der hohen Anzahl an hochklassigen Innenverteidigern nicht aus. Sowieso sei es für eine Nationalmannschaft wichtig, mehrere Grundordnungen zu beherrschen, auch über seine Spielphilosophie wisse sein Team bereits „ziemlich genau, wie das aussehen soll“.

Rangnick lässt Tür für Baumgartlinger offen

Zudem schloss Rangnick ein mögliches Comeback des langjährigen ÖFB-Kapitäns Julian Baumgartlinger nicht aus. „Niemand ist weg vom Fenster, es sei denn, er erklärt seinen Rücktritt“, so der Trainer. Deswegen sei jeder Spieler „theoretisch ein Thema“. Der 34-jährige Baumgartlinger, der zuletzt vor mehr als einem Jahr im Nationalteam zum Einsatz gekommen war, will sich beim FC Augsburg in der deutschen Bundesliga wieder empfehlen.

Nach mehreren Verletzungen und einer Knie-OP war Baumgartlinger in den vergangenen zwei Spielzeiten bei Bayer Leverkusen kaum mehr zum Einsatz gekommen. Nach sechs Jahren bei der „Werkself“ fand der zentrale Mittelfeldspieler in Augsburg eine neue Herausforderung. Seine Teamkarriere hatte der Routinier nicht beendet, stattdessen will sich Baumgartlinger wieder zurückkämpfen. „Wenn ich auf gutem Niveau weiterspielen kann und der Trainer mich will, bin ich bereit“, hatte der 84-fache Teamspieler zuletzt gesagt.

„Out of the box“-Denken notwendig

Generell zeigte sich Rangnick mit Blick auf die kommenden Aufgaben zuversichtlich: „Für die Quali haben wir eine richtig schlagkräftige Truppe auf dem Platz.“ Bei den nächsten Spielen werde es anders als in der Kennenlernphase im Juni keine Rotation mehr im großen Stil geben. Und für die kommende Kadernominierung schloss Rangnick Überraschungen nicht aus, sein Trainerteam habe „überhaupt keine Scheu“, auch junge Spieler mit Potenzial zu nominieren. Da müsse man „out of the box“ denken und Talente finden, die bisher noch gar nicht so am Radar waren.