WM-Qualifikation

Österreich muss sich England erneut beugen

Für Österreichs Fußballerinnen hat auch das neunte Duell mit England mit einer Niederlage geendet. Die Mannschaft von Teamchefin Irene Fuhrmann musste sich am Samstag im Rahmen der WM-Qualifikationsgruppe D den Europameisterinnen daheim in Wiener Neustadt mit 0:2 (0:1) geschlagen geben. Alessia Russo und Nikita Parris sorgten dafür, dass die Österreicherinnen trotz aller Bemühungen einmal mehr leer ausgingen.

Russo sorgte in der Ergo Arena von Wiener Neustadt bereits in der siebenten Minute für die frühe Führung der Gäste, Nikita Parris schlug in der 69. Minute den Deckel auf den neunten Sieg der Engländerinnen im neunten Qualifikationsspiel. Die nun fix für die WM 2023 in Australien und Neuseeland qualifizierten Europameisterinnen hatten das Hinspiel im November mit 1:0 für sich entschieden und auch bei der EM die Österreicherinnen ebenfalls mit 1:0 auf Distanz gehalten.

Während England seine beeindruckende Bilanz in Gruppe D auf 27 Punkte und ein Torverhältnis von 70:0 ausbaute, erfüllte sich die österreichische Hoffnung auf eine Verbesserung des Punktekontos im Kampf um einen der drei besten Gruppenzweiten nicht – der Play-off-Platz war den Österreicherinnen aber davor nicht mehr zu nehmen. Am Dienstag steht erneut in Wiener Neustadt das letzte Gruppenspiel gegen Nordmazedonien (20.30 Uhr, live in ORF Sport +) auf dem Programm. Das Hinspiel gewannen die ÖFB-Spielerinnen klar mit 6:0.

Parris trifft zum 2:0 (69. Minute)

Die eingewechselte Nikita Parris erhöht auf 2:0 für die Engländerinnen. Eiskalt knallt sie den Ball ins Netz.

Prominente Rücktritte

Fuhrmanns erste Startaufstellung seit der EM-Endrunde hatte im Vergleich zu jenen im Juli hohen Wiedererkennungswert – die zurückgetretene Viktoria Schnaderbeck ausgenommen. Für die langjährige Kapitänin übernahm Marina Georgieva wie erwartet den offen gewordenen Part in der Innenverteidigung. Apropos Kapitänin: In ihrem 121. Länderspiel führte Carina Wenninger die ÖFB-Elf nun als etat- und nicht mehr aushilfsmäßige Spielführerin auf den Rasen.

Viktoria Schnaderbeck und Lisa Makas
GEPA/Michael Meindl
Viktoria Schnaderbeck und Lisa Makas wurden standesgemäß verabschiedet

Auch Sarina Wiegman bot auf, was England das Heimturnier mit dem Titel versüßt hatte. Von Lucy Bronze über Georgia Stanway und Ella Toone, bis hin zu Beth Mead – die den „Lionesses“ den 1:0-Sieg im Eröffnungsspiel in Old Trafford beschert hatte – waren fast alle EM-Heldinnen mit von der Partie. Fast, denn auch bei England hatte mit Ellen White eine Ikone ihre Karriere beendet. Die Europameisterinnen wurden auch in würdigem Rahmen empfangen, denn an den Kassen in Wiener Neustadt durfte der Zettel „Ausverkauft“ angeklebt werden. Im Fall der Ergo Arena bedeutete ein ausverkauftes Haus für hiesige Verhältnisse beachtliche 2.600 Zuschauerinnen und Zuschauer.

Englischer Blitzstart

Die Stimmung war auch entsprechend – bis zur siebenten Minute. Da staubte Russo zum 69. Tor der Engländerinnen in der laufenden Quali ab. Aus österreichischer Sicht eine Verkettung ungünstiger Umstände: Erstens durfte Alex Greenwood ziemlich unbedrängt flanken, zweitens fiel der Ball Russo vom Rücken ihrer Teamkollegin Stanway vor die Füße und drittens fühlte sich in der rot-weiß-roten Hintermannschaft niemand für die Stürmerin zuständig. Nur eine Minute später hatte Russo sogar das 70. englische Tor auf dem Kopf, doch diesmal war Manuela Zinsberger auf dem Posten.

Besonders bitter: Die Österreicherinnen hatten davor aus einem Konter selbst das 1:0 vor Augen, doch Barbara Dunst schoss etwas zu überhastet und daneben (3.). Immerhin ließen sich die ÖFB-Spielerinnen von der kalten Dusche nicht demoralisieren. Sie blieben trotz körperlicher Defizite gegenüber den robusten Engländerinnen in den Zweikämpfen weiter aggressiv. Mehr noch, in der zwölften Minute kam Julia Hickelsberger-Füller dem Ausgleich ganz nahe, doch der Schuss der 23-jährigen im Strafraum ging knapp drüber.

Es war der Startschuss zur besten Phase der Österreicherinnen, die sich mit viel Einsatz nun ein optisches Übergewicht erspielten. Entsprechend tauchten Fuhrmanns Frauen auch öfter vor dem gegnerischen Tor auf. Einzig die Präzision stand dem Ausgleich und dem ersten Gegentor der Europameisterinnen in der Quali im Weg. Einmal fand eine Flanke von Verena Hanshaw nur knapp den Kopf von Nicole Billa nicht (20.), dann schaufelte Sarah Zadradzil die Kugel aus guter Position in den Wiener Neustädter Himmel (24.). Erst als Rot-Weiß-Rot dem Einsatz kräftemäßig Tribut zollte, hatten die Engländerinnen das Spiel wieder sicher im Griff.

Österreich hält dagegen

Kurz nach Wiederbeginn wurden die Fans im Stadion, darunter die in der Pause so wie Schnaderbeck verabschiedete ebenfalls langjährige ÖFB-Spielerin Lisa Makas, Skiverbandspräsidentin Roswitha Stadlober und Skisprungkönigin Sara Marita Kramer, Zeugen, wie Hickelsberger-Füller Englands Torhüterin Mary Earps schwer in Bedrängnis brachte. Bei einem versuchten Haken brachte die Österreicherin ein Bein dazwischen, der Ball kullerte aber um Zentimeter an der falschen, weil äußeren Seite der Stange vorbei (47.).

Hickelsberger-Füller setzt gut nach (47. Minute)

Julia Hickelsberger-Füller übt guten Druck auf Englands Torfrau aus und spitzelt den Ball nur knapp am Tor vorbei.

Der Schnitzer ihrer Torfrau führte den Engländerinnen einmal mehr vor Augen, dass sie nur mit 1:0 in Führung lagen. Entsprechend drückten die Europameisterinnen nun wieder aufs Gas – und kamen dem zweiten Treffer gefährlich nahe. Bestes Beispiel war ein Weitschusshammer von Ella Toone, der nur knapp am rechten Kreuzeck vorbeizischte. Auch danach mussten Zinsberger und ihre Vorderleute hellwach sein. Die Österreicherinnen hielten aber dagegen und Feiersinger bewies, was in ihrem rechten Fuß steckt. Earps im Tor musste ihre beste Parade auspacken, um den Schuss der Salzburgerin um den Pfosten zu drehen (61.).

Parris sorgt für Entscheidung

Der Glaube der Österreicherinnen, gegen England im neunten Anlauf erstmals etwas Zählbares zu holen, war jedenfalls ungebrochen. Doch just in dem Moment, in dem Fuhrmann mit Katharina Naschenweng eine frische Offensivkraft ins Spiel brachte, konterten die Europameisterinnen die Gastgeberinnen eiskalt aus. Die kurz davor eingewechselte Parris wurde ideal in den freien Raum geschickt und schoss den Ball genau ins rechte Kreuzeck, Zinsberger war gegen diesen präzisen Hammer machtlos (69.).

Nikita Parris (ENG)
Reuters/Lisa Leutner
Sieben Minuten nach ihrer Einwechslung machte Parris in Wiener Neustadt alles klar

Ein Punktegewinn war damit in weite Ferne gerückt, aber aufgegeben wurde im österreichischen Lager weiter nicht. Zumindest den Trostpreis, den Engländerinnen als erste Mannschaft in der laufenden Quali ein Tor zu schießen, wollte sich Fuhrmanns Team unbedingt noch abholen. Die Hoffnung erfüllte sich trotz aller Bemühungen jedoch nicht. Am Ende fehlte die Kraft, um die Europameisterinnen doch noch ernsthaft in Verlegenheit zu bringen.

Stimmen zum Spiel:

Irene Fuhrmann (Österreich-Teamchefin): „Schade, dass ich am Ende sagen muss, dass es durchwegs im Bereich des Möglichen gewesen wäre, was mitzunehmen. Auch wenn wir früh in Rückstand geraten sind, sind wir stabil und unserem Plan treu geblieben, haben auch Ballgewinne lukriert, aber nichts Zählbares mitnehmen können. Wir waren in Ballbesitz nicht sauber genug, beim letzten Pass, wo wir hinter die letzte Kette kommen. Dennoch haben wir wieder tolle Chancen gehabt, mehr als in den Spielen zuvor gegen England. Nach dem 0:2 war es klar, dass es schwierig wird. Da haben sie dann all ihre Qualität ausgespielt, und wir waren athletisch nicht mehr in der Lage zuzusetzen. Wir müssen das Spiel so rasch als möglich abhaken.“

Sarina Wiegman (England-Teamchefin): „Es fühlt sich gut an, ich bin glücklich, dass wir uns mit einem Sieg für die WM qualifiziert haben. Wir haben auch wieder kein Gegentor kassiert, das ist sehr toll. Es war ein hartes Spiel nach der EM, die Spielerinnen hatten nur wenig Pause und haben bei ihren Clubs erst sehr wenig gespielt, ich bin daher sehr stolz darauf, wie sie aufgetreten sind. Es hat leicht ausgesehen, war aber nicht einfach. Wir hatten eine großartige Qualifikation.“

WM-Qualifikation, Gruppe D

Samstag:

Österreich – England 0:2 (0:1)

Wiener Neustadt, Ergo Arena, 2.600 Zuschauer (ausverkauft), SR Iuliana Demetrescu (ROU)

Torfolge:
0:1 Russo (7.)
0:2 Parris (69.)

Österreich: Zinsberger – Wienroither, Wenninger, Georgieva, Hanshaw – Hickelsberger-Füller (69./Naschenweng), Zadrazil, Puntigam, Feiersinger (88./Höbinger), Dunst (88./Kolb) – Billa (79. Wienerroither)

England: Earps – Bronze (85. Daly), Bright, Williamson (79. Carter), Greenwood – Stanway, Walsh – Hemp, Toone (79./James), Mead (62. Parris) – Russo (62./England)