Im dritten Satz sorgte Kyrgios für einen der kuriosesten Punkteverluste der Geschichte: Nach einer verunglückten Abwehraktion von Medwedew flog der Ball hoch in die Luft, er wäre klar auf der Seite des Russen aufgekommen. Aber Kyrgios sprintete aus Spaß hinters Netz und nahm den Ball volley, ehe dieser den Boden berührte. Weil dies nicht den Regeln entspricht, erhielt Medwedew den Punkt. Kyrgios fragte in der anschließenden Pause Ex-Profi Patrick McEnroe, der die Interviews auf dem Platz führt, was er falsch gemacht habe.
Jetzt sehe er „wie ein Idiot aus“, sagte Kyrgios hinterher lächelnd im Interview mit McEnroe. Dieser beruhigte ihn: Sein Bruder John, siebenmaliger Grand-Slam-Sieger, habe „auch keine Ahnung“ gehabt, dass die Aktion nicht regelkonform gewesen sei.
US Open: Kyrgios wirft Nummer eins Medwedew raus
Der topgesetzte Russe Daniil Medwedew ist bei den US Open in New York im Achtelfinale in vier Sätzen an Nick Kyrgios gescheitert. Der Australier setzte sich am Sonntag mit 7:6 (13/11) 3:6 6:3 6:2 durch. Damit ist auch klar, dass Titelverteidiger Medwedew seinen Platz als Nummer eins der Welt einbüßt. Ein Trio hat noch Chancen, den Russen abzulösen: die Spanier Rafael Nadal und Carlos Alcaraz sowie der Norweger Casper Ruud.
Abgesehen davon war Kyrgios im Duell gegen Medwedew in allen Belangen der bessere Spieler. Der 27-Jährige zeigte vor allem mit konstant starkem Service und tollen Returns auf. „Ich bin einfach nur froh, dass ich auch endlich in New York mein Talent zeigen kann. Heute war wieder ein Beweis, dass die Weltrangliste nicht zählt“, sagte Kyrgios, der im Viertelfinale nun auf den Russen Karen Chatschanow trifft. Dieser hatte zuvor den Spanier Pablo Carreno Busta mit 4:6 6:3 6:1 4:6 6:3 geschlagen.
Medwedew lobt Leistung von Kyrgios
Während Kyrgios zum ersten Mal in seiner Karriere im US-Open-Viertelfinale steht, verpasste Medwedew die Chance, als erster Spieler seit Roger Federer den Titel zu verteidigen. Der Schweizer hatte von 2004 bis 2008 triumphiert. Dabei schien der Russe auf einem guten Weg, gewann er doch seine ersten drei Partien ohne Satzverlust. „Ich habe mich ein wenig krank gefühlt“, sagte Medwedew, der die Leistung von Kyrgios aber nicht schmälern wollte. „Wenn er so bis zum Ende des Turniers spielt, hat er alle Chancen zu gewinnen.“

Der Weltranglistensiebente Ruud besiegte den Franzosen Courentin Moutet mit 6:1 6:2 6:7 (4/7) 6:2 und steht ebenfalls im Viertelfinale, wo er auf Matteo Berrettini trifft. Der als Nummer 13 gesetzte Italiener gewann am Sonntag einen Fünfsatzkrimi gegen den Spanier Alejandro Davidovich Fokina mit 3:6 7:6 (7/2) 6:3 4:6 6:2. Ruud zog damit als erster Norweger der Turniergeschichte ins Viertelfinale ein. Berrettini indes erreichte bei seinen letzten fünf Grand-Slam-Starts immer mindestens die Runde der besten acht Spieler.
Vier Damen erstmals im Viertelfinale
Neben Kyrgios hatte Australien auch bei den Damen allen Grund zur Freude. Ajla Tomljanovic, die in der dritten Runde Serena Williams bezwungen hatte, gewann gegen die Russin Ljudmila Samsonowa mit 7:6 (10/8) 6:1 und steht damit erstmals bei den US Open im Viertelfinale. „Es fühlt sich richtig gut an nach einem Sieg, für den ich viel Aufmerksamkeit bekommen habe, noch einen nachzulegen“, sagte Tomljanovic, die im ersten Satz mit 2:5 zurückgelegen war und beim Stand von 4:5 sieben Satzbälle abwehren konnte.

Mit der US-Amerikanerin Cori Gauff, der Französin Caroline Garcia und der Tunesierin Ons Jabeur schafften drei weitere Damen beim Grand Slam in New York erstmals den Sprung ins Viertelfinale. Die 18-jährige Gauff ist nach dem Aus von Williams die letzte Hoffnung der Gastgeber auf einen Heimsieg. Sie siegte gegen die Chinesin Zhang Shuai. Gauff lag in beiden Sätzen mit einem Break zurück, ehe sich die French-Open-Finalistin am Ende mit 7:5 7:5 durchsetzte.
US Open in New York
(USA, 27.915.200 Dollar, Hardcourt)