So wie im Vorjahr versüßte Verstappen den insgesamt mehr als 300.000 Fans, die wegen ihm in die Dünen von Zandvoort gepilgert waren, mit dem Sieg das Wochenende. Nach seinem zehnten Erfolg im 15. Rennen, dem vierten en suite und dem 30. seiner Karriere, liegt der 24-Jährige nun genau 109 Punkte vor Leclerc. Der monegassische Ferrari-Pilot löste Verstappens Stallgefährten Sergio Perez mit dem dritten Platz in den Niederlanden wieder als Zweiter ab.
Ein auch nur im Ansatz ähnliches Finale wie vergangene Saison, als Verstappen sich erst mit einer umstrittenen letzten Runde in Abu Dhabi den Titel holte, kann nur noch durch eine – aktuell eher unwahrscheinliche – Pannenserie bei Red Bull passieren. Mehr noch: Hält der Niederländer seinen Boliden auch am kommenden Sonntag in Monza (15.00 Uhr, live in ORF1) und am 2. Oktober in Singapur (14.00 Uhr, live in ORF1) in Schach, dann ist ihm der WM-Pokal fünf Rennen vor Schluss auch theoretisch nicht mehr zu nehmen.
Verstappen gewinnt Heim-Grand-Prix
Max Verstappen hat einen Start-Ziel-Sieg beim Großen Preis der Niederlande gefeiert. Der Red-Bull-Pilot setzt sich vor Gorge Russel im Mercedes und Charles Leclerc im Ferrari durch und zieht in der WM-Wertung weiter davon.
Statistik spielt nur Nebenrolle
Mit seinen bisher zehn Saisonerfolgen hat Verstappen auch seine persönliche Bestmarke aus dem Vorjahr eingestellt. Auf den Rekord der beiden Deutschen Michael Schumacher und Sebastian Vettel fehlen dem Niederländer nur noch drei Siege – und das bei noch sieben ausstehenden Rennen. Mit dem aktuellen Tempo ist die Bestmarke frühestens in Japan am 9. Oktober egalisiert, 14 Tage später könnte sich der 24-Jährige in den USA zum 14. Saisonerfolg und zum Rekord gratulieren lassen. Kleiner Schönheitsfehler: Schumacher und Vettel hatten nur 18 bzw. 19 Rennen zur Verfügung, Verstappen gleich 22.
So oder so glaubt zumindest sein Teamchef Christian Horner nicht daran, dass die Aussicht auf die Bestmarke Verstappen zusätzlich motiviert. „Ich glaube nicht, dass es (die Statistik, Anm.) ihn kümmert“, sagte der Engländer, „er will einfach jedes Rennen gewinnen, das treibt ihn an.“ Viel mehr als sein doppeltes Jubiläum in der Heimat hätte es Verstappen laut Horner gefreut, mit einem Helm in den Farben seines Vaters Jos triumphiert zu haben. So wäre der Grand Prix der Niederlande der einzige, bei dem Jos auch gewonnen hätte, scherzte der Red-Bull-Teamchef über die 107 Grands Prix von Verstappen senior ohne Sieg.
Glück des Tüchtigen
Bei seinem Heimrennen hatte Verstappen auch das nötige Glück des Tüchtigen. Denn nachdem es zeitweise so ausgesehen hatte, als könnte Rekordweltmeister Lewis Hamilton den Niederländern mit seiner Einstoppstrategie die Suppe versalzen, half wie beim Finale 2021 eine späte Safety-Car-Phase Verstappen aus der Patsche. Red Bull tauschte Verstappens Reifen auf die Soft-Variante, Mercedes ließ Hamilton mit Mediums – aber in Führung liegend – weiterfahren. Die Strategie der Silberpfeile ging in die Hose, denn beim Neustart zog der Niederländer locker am Engländer vorbei, der letztlich sogar auf Rang vier durchgereicht wurde.

Dazu nahm sich Ferrari teilweise wieder selbst aus dem Spiel, obwohl es Leclerc als Dritter hinter Verstappen und Hamiltons Stallkollegen George Russell auf das Podest schaffte. Doch u. a. mit einem verpatzten Boxenstopp von Carlos Sainz, der später auch noch für das Ignorieren der Gelben Flagge mit einer Zeitstrafe belegt wurde, zeigte die „Scuderia“ den Kritikern einmal mehr, dass sie den Red-Bull-Star an seinem zweiten Titel nicht hindern kann.
Kein Nachlassen trotz Riesenvorsprungs
Für die internationale Presse ist die WM jedenfalls bereits entschieden. „Max Verstappen rast ohne Halt zu seinem zweiten WM-Titel“, fasste der Schweizer „Blick“ das internationale Medienecho zusammen. Auch für die spanische „El Pais“ ist es „unmöglich, Max Verstappen zu stoppen“. Die Zeitung ging sogar noch einen Schritt weiter und stellte den Niederländer bereits auf eine Stufe mit den Schumachers, Vettels, Sennas oder Hamiltons der Vergangenheit, denn er sei „eines der größten Phänomene, das die Formel 1 je hervorbrachte“.
Für den Saisondominator selbst ist sein Erfolgslauf aber nicht nur eigenes Glück und Unvermögen der Konkurrenz. „Auch wenn wir Rennen gewinnen, wollen wir noch besser werden“, erläuterte der Niederländer den Grund für seine aktuelle Hochform. „Diese Art von Ansatz muss man haben, immer mehr tun zu wollen, besser sein zu wollen, denn so bleibt man an der Spitze. Wenn man stehen bleibt, werden einen die anderen am Ende überholen.“