Die Spieler Amar Dedic (Salzburg) und Rafael Leao (AC Milan)
APA/Barbara Gindl
Champions League

Junge Salzburger zeigen wieder auf

Der FC Salzburg ist auch in dieser Saison der Champions League schnell angekommen. Die „Bullen“ trauerten am Dienstag nach dem 1:1 gegen Italiens Meister AC Milan zum Auftakt der Gruppenphase sogar einem möglichen Sieg nach. Die jungen Salzburger, darunter vier Debütanten, stellten jedenfalls gleich unter Beweis, dass mit ihnen wieder zu rechnen ist.

Trainer Matthias Jaissle durfte vorerst auf einen geglückten Start in die neue Saison der Königsklasse zurückblicken. „Ich bin sehr zufrieden mit der Art und Weise, wie wir hier gegen einen absoluten Topgegner aufgetreten sind“, sagte der 34-jährige Deutsche, der gleich drei Spieler in dieser Partie verletzungsbedingt austauschen musste. „Wir haben da einiges kompensieren müssen, wenn man das alles berücksichtigt, war das ein starker Abend des Teams, ein geiles Spiel.“

Die Spieler sahen es ähnlich, trauerten aber noch mehr einem Sieg nach als ihr Trainer. „Kurz nach dem Spiel sind es noch gemischte Gefühle, aber wir können mit dem 1:1 sicherlich zufrieden sein und darauf aufbauen“, sagte ÖFB-Teamspieler Nicolas Seiwald. Mit ihrer Art und Weise ziehen die „Bullen“ auch weiterhin den großen Teams in Europa den Nerv, zudem präsentieren sich die Spieler auf dieser Bühne besonders hungrig. „Wir sind gierig, egal gegen wen es geht, das zeichnet uns aus“, sagte Jaissle. So will man auch nächsten Mittwoch gegen Chelsea, das überraschend in Zagreb mit 0:1 verlor, reüssieren.

Gemischte Gefühle nach Remis gegen Milan

Gemischte Gefühle gibt es bei Salzburg nach dem fulminanten 1:1 zum Start der Champions League gegen den AC Milan. Auch wenn mehr möglich gewesen wäre, stimmt das Selbstvertrauen. Und schon jetzt freut man sich auf das Duell gegen Chelsea.

Jugend forscht weiter erfolgreich

Vor eigenem Publikum forschten die Salzburger zunächst erfolgreich weiter. Die letzte Heimniederlage in der Champions League liegt schon fast zwei Jahre zurück (0:2 gegen Atletico Madrid im Dezember 2020). Am Dienstag standen zehn Spieler in der Startelf, die nicht älter als 24 Jahre sind, Andreas Ulmer ist mit 36 die Ausnahme der Regel. Mit Dijon Kameri (18), Amar Dedic (20) und Strahinja Pavlovic (21) sowie dem 13-Millionen-Euro-Einkauf Lucas Gourna-Douath (19) als „Joker“ gaben vier Spieler gegen Milan auch ihr Debüt in der Königsklasse.

V.l.: Dijon Kameri, Nicolas Seiwald (beide Salzburg), Charles De Ketelaere und Olivier Giroud (Milan)
GEPA/David Geieregger
Kameri (links) gab am Dienstag mit 18 Jahren sein CL-Debüt

Kameri war „ein wenig nervös“, noch etwas mehr bei der Hymne, aber danach habe er es auf dem Feld richtig genossen. „Es war etwas ganz besonderes für mich, in einem ausverkauften Stadion zu spielen. Und das in der Champions League, das Größte, was man als Spieler erreichen kann. Ein 1:1 gegen Milan ist noch dazu etwas ganz Besonderes, großartig“, freute sich der 18-Jährige, der die Red-Bull-Akademie durchlief und den auch ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick schon längst auf dem Schirm hat. Jaissle erklärte: „Er ist noch sehr jung, aber schon ein wichtiger Bestandteil des Kaders. Die Formkurve zeigt steil nach oben, aber da ist auch viel Potenzial, das er ausschöpfen kann.“

Kameri unterstreicht seine Ambitionen in seinen Aussagen. „Ich bleibe der Gleiche und bodenständig. Ich will immer nur mein Bestes geben und es so weit wie möglich schaffen.“ Ähnliche Ziele hat Dedic. Der Bosnier hatte als Rechtsverteidiger mit Milans Rafael Leao alle Füße voll zu tun. „Ich wusste, dass er ein Topspieler ist. Ich habe mir die eine oder andere Szene angeschaut und gewusst, dass ich 110 Prozent geben muss. Das habe ich heute getan“, so der 20-Jährige, der nach den muskulären Verletzungen der Innenverteidiger Maximilian Wöber (beim Aufwärmen) und Oumar Solet (in Hälfte eins) am Ende in einer neu formierten Abwehr seine erste große Talentprobe abgab.

„Es ist einfach Champions League“

Die jungen Salzburger wussten die 29.520 Zuschauer allgemein mit ihrem engagierten Einsatz zu begeistern. „Man sagt zwar, man geht in jedes Spiel gleich, aber es ist am Ende einfach Champions League“, sagte Seiwald. Im wichtigsten Clubbewerb der Welt wachsen die „Bullen“ fast schon traditionell noch einmal über sich hinaus. Nach einem guten, aber wenig glanzvollen Salzburger Start in die heimische Saison hegten Experten Zweifel, ob das Team heuer schon für solche Aufgaben bereit sei. Salzburg wischte diese nach nur 19 Sekunden mit dem ersten Kopfball auf das Tor weg. In dieser Tonart ging es weiter.

Jubel von Assistenztrainer Alexander Hauser, Salzburg-Trainer Matthias Jaissle und Assistenztrainer Florens Koch
GEPA/David Geieregger
Trainer Jaissle lebt die Intensität an der Seitenlinie vor

„Ich weiß, dass sie für solche Spiele ans Limit gehen können“, zeigte sich Jaissle von der Leistungsexplosion nicht überrascht. Salzburg hielt alles, was tags zuvor versprochen wurde, nämlich mutig und frech zu sein. Die Spieler liefen (Maurits Kjaergaard führt nach dem ersten Spieltag mit 12,8 Kilometern diese Statistik im Bewerb an) und störten die Kreise der „Rossoneri“, wo sie konnten. „Wir waren vorbereitet, dass wir vielleicht Schwierigkeiten bekommen könnten“, sagte Milan-Coach Stefano Pioli, der folglich mit dem 1:1 „gegen einen sehr guten Gegner“ zufrieden war. Am Ende konnten alle mit dem Remis leben, zumal die Partie viel Intensität und Spannung gleichermaßen bot.

Der stark aufspielende Noah Okafor brachte Salzburg nach einem sehenswerten Dribbling in Führung („Mein bisher bestes CL-Spiel“), doch auch Milan brachte seine Qualitäten auf den Platz. Vor dem 1:1 entzog man sich dem Gegenpressing gekonnt und spulte den folgenden Angriff erfolgreich ab. „Gegen solche Topteams kannst du nicht 90 Minuten alles wegverteidigen“, meinte Jaissle und machte seiner Mannschaft keinen Vorwurf. Auch Fernando nicht, der aus kurzer Distanz die Topchance auf das 2:1 vergab. Im Finish rettete dafür die Stange für die Salzburger, die sich das Glück in dieser Szene davor erarbeitet hatten.

Chelsea als nächste Mission

Pech hat Österreichs Meister aber aktuell mit Verletzungen. Neben Wöber und Solet fiel auch noch Fernando in der zweiten Hälfte angeschlagen aus. Die nächsten Tage sollen hier Aufschluss geben. „Ich mache mir schon Gedanken, aber keine Sorgen, und hoffe, dass wir durch den schwierigen Herbst gut durchkommen“, erklärte Jaissle.

Aufgrund der WM in Katar geht es in der Champions League heuer Schlag auf Schlag und bereits nächsten Mittwoch (21.00 Uhr) auswärts gegen Chelsea weiter. Dort wird ein neuer Trainer auf der Bank sitzen, die „Blues“ haben sich am Mittwoch nach dem 0:1 in Zagreb von Thomas Tuchel getrennt. Salzburgs Konzept bleibt klar. „Wir bleiben demütig, wollen unsere Gegner ärgern, so werden wir nach London fliegen und versuchen das auch dort“, sagte Jaissle. So sind die jungen Salzburger auch vergangene Saison bekanntlich ganz gut gefahren.

UEFA Champions League, Gruppe E, erster Spieltag

Dienstag:

Salzburg – Milan 1:1 (1:1)

Salzburg, Stadion Wals-Siezenheim, 29.520 Zuschauer (ausverkauft), SR Jovanovic (SRB)

Torfolge:
1:0 Okafor (28.)
1:1 Saelemaekers (40.)

Salzburg: Köhn – Dedic, Solet (42./Bernardo), Pavlovic, Ulmer – Capaldo, Seiwald, Kameri (65./Gourna-Douath), Kjaergaard – Fernando (65./Sesko), Okafor (93./Adamu)

Milan: Maignan – Calabria (57./Dest), Kalulu, Tomori, Hernandez – Bennacer (57./Pobega), Tonali – Sealemaekers (80. Messias), De Ketelaere (70./Diaz), Leao – Giroud (57./Origi)

Gelbe Karten: Capaldo, Gourna-Douath bzw. Calabria, Tomori, Diaz, Origi