Jubel von Sturm Graz
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Europa League

Sturm erkämpft sich perfekten Start

Die Gruppenphase der Europa League hat für Sturm Graz perfekt begonnen. Die Steirer erkämpften sich am Donnerstag zum Auftakt der Gruppe F daheim einen 1:0 (1:0)-Erfolg gegen den dänischen Vizemeister Midtjylland und feierte damit den ersten Sieg in einer Gruppenphase seit 2011. In einer dramatischen Partie brachte Sturm den knappen Vorsprung nach einem Blitzstart durch Emanuel Emegha – noch dazu mit einem Mann weniger – ins Trockene.

Der erst 19-jährige Emegha hatte Sturm vor 10.521 Fans in Graz-Liebenau in einer furiosen Anfangsphase bereits in der achten Minute in Führung gebracht. Die Grazer hatten in der Folge zwar genügend Chancen auf weitere Treffer – so vergab Tomi Horvat kurz vor der Pause einen Elfmeter (41.) – ließen die Gäste aber im Spiel. In der 73. Minute brachte der Ausschluss von Stefan Hierländer die Grazer in die Bredouille, doch Sturm hielt Midtjylland mit aufopferndem Einsatz auch in Unterzahl in Schach.

Damit durften die Grazer über den ersten Sieg in einer Gruppenphase der Europa League seit September 2011 jubeln. Damals hatte Sturm bei AEK Athen einen 2:1-Erfolg gefeiert. Der letzte Heimsieg datierte überhaupt aus dem Jahr 2009, als Galatasaray Istanbul daheim ebenfalls mit 1:0 in die Knie gezwungen wurde. Nach dem ersten Spieltag liegt Sturm damit auf Rang zwei hinter Lazio Rom, das den Schlager gegen Feyenoord Rotterdam klar mit 4:2 für sich entschied. Feyenoord ist am Donnerstag in einer Woche (18.45 Uhr live in ORF1) auch die nächste Bewährungsprobe für die Steirer.

Emmanuel Esseh Emegha (Sturm Graz) bezwingt Torwart Jonas Lössl (FC Midtjylland)
APA/Erwin Scheriau
Emegha (r.) schoss Sturm bereits in der achten Minute auf die Siegerstraße

Ilzer setzt auf „Teenie-Angriff“

Prominente Ausfälle wie jene der verletzten Jakob Jantscher und Otar Kiteishvili oder des gesperrten Manprit Sarkaria hatten im Vorfeld der Partie deutliche Löcher in die Personaldecke der Grazer gerissen. Die brennendste Frage hatte den Angriff der Steirer betroffen, da Torgarant Rasmus Höjlund mittlerweile für Atalanta Bergamo in der italienischen Serie A kickt. Ilzer entschied sich für seinen „Teenie-Angriff“ mit den beiden 19-Jährigen Emegha und William Böving. Midtjylland trat Sturm mit dem seit 24. August unter Albert Capellas praktizierten 4-3-3-System entgegen.

Sturm schlägt Midtjylland

Sturm Graz gelang in der Europa League ein perfekter Start. Die Steirer setzten sich in einer spannenden Partie daheim gegen den FC Mitdjylland aus Dänemark mit 1:0 durch.

Das Match auf den Rängen hatten klarerweise die Hausherren schon vor dem Anpfiff klar für sich entschieden, auch wenn die Arena bei Weitem nicht voll war. Bereits eine Stunde vor dem Anpfiff gegen den dänischen Vizemeister herrschte trotzdem ordentlicher Wirbel. Auch aus Herning, wo die „Wölfe“ von Midtjylland zu Hause sind, hatte sich aber ein zwar überschaubares, aber doch lautstarkes „Fanrudel“ auf den Weg an die Mur gemacht. Die Schlachtgesänge verstummten nur unmittelbar vor dem Anpfiff: Auf Bitte der UEFA wurde der am späten Nachmittag verstorbenen britischen Königin Elizabeth II. mit einem Schweigemoment gedacht.

Sturm gelingt Traumstart

Ilzer hatte auf einen guten Start in die Gruppenphase gehofft, der Start in die erste Partie war sogar perfekt. Denn Sturm schnürte die im Vorfeld zum Favoriten gestempelten Dänen ein, dass einem sogar beim Zuschauen fast die Luft wegblieb. Auch auf zwei junge hungrige Stürmer zu setzen, erwies sich als Glücksgriff. Schon in der fünften Minute kam Böving einem Tor ganz nahe, schoss jedoch ans Außennetz. Nur kurz darauf stand es trotzdem 1:0 für die Hausherren. Emegha, der nach nur 1:10 Min. die erste Chance im Spiel gehabt hatte, grätschte ideal in einen scharfen Stanglpass von Amadou Dante und riss damit die Fans von den Sitzen (8.).

Das von Beginn an aggressive Pressing erwies sich nicht nur in dieser Szene als Schlüssel zum Torerfolg, sondern sorgte dafür, dass die Dänen auch danach kaum ins Spiel kamen. Sturm erspielte sich hingegen mehrere Chancen. Vor allem Emegha war nach seinem Treffer von Midtjylland nur schwer in den Griff zu bekommen. In der 24. Minute kam der junge Niederländer nach einem weiteren Energieanfall seinem zweiten Treffer ganz nahe, doch der Ball klatschte an die Querlatte.

Von Midtjylland war offensiv mehr oder weniger nichts zu sehen. Zu überrascht schien man vom forschen Auftreten des vermeintlichen „Underdogs“ aus der Steiermark. Ideenlosigkeit dominierte das Spiel des dänischen Vizemeisters, der nur einmal durch Evander gefährlich vor dem Grazer Tor auftauchte (13.). Dazu hielt Torhüter Jonas Lössl die Dänen im Spiel. Der 33-jährige Routinier erriet kurz vor der Pause bei einem Elfmeter von Tomi Horvat die richtige Ecke (41.), nachdem Evander Jusuf Gazibegovic niedergerangelt hatte. Davor hatte sich Lössl mit einem Riesenreflex schon gegen Böving ausgezeichnet (33.).

Torwart Jonas Lössl (FC Midtjylland) pariert einen Elfmeter
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Horvat scheiterte mit seinem unplatziert geschossenen Elfmeter am starken dänischen Goalie Lössl

Stange als dänischer Verbündeter

Vor allem dem vergebenen Elfmeter trauerten wohl die meisten Sturm-Fans in den ersten Minuten nach Seitenwechsel nach. Denn Mitdjylland war mit dem klaren Ziel aus der Kabine gekommen, die Tat ihres Goalies mit dem Ausgleich zu belohnen. Und die Dänen klopften auch laut an: Zuerst blockte David Affengruber im letzten Moment einen Schuss von Gustav Isaksen ab und nur Sekunden und einen Eckball später tauchte Goalie Jörg Siebenhandl bei einem Weitschuss von Paulinho gerade noch rechtzeitig ab (51.).

Sturm wollte zwar weiter agieren, musste aufgrund des gestiegenen dänischen Drucks aber vor allem mit Kontern reagieren. Dank der Riesenschritte, mit denen Youngster Emegha dem Verteidiger davon sprintete, hieß es für die Dänen aber weiter aufpassen. Dafür blieb den Gästen aber das Glück vorerst weiter treu. Denn in der 60. Minute klatschte zuerst ein Kopfball von Jon Gorenc-Stankovic erneut an die Querlatte, dann wurde Emeghas Nachschuss knapp vor der Linie abgewehrt. Das Raunen von den Rängen war wohl bis zum Schlossberg zu hören.

Ausschluss sorgt für Zitterpartie

Der Sieg der Grazer war weiterhin noch lange nicht im Trockenen und geriet auch immer mehr in akute Gefahr. Bei einem Schuss von Anders Dreyer nach einer schönen Ballstaffette fehlten nur wenige Zentimeter (66.). Midtjylland drängte Sturm nun immer mehr in die eigene Hälfte, Entlastungsangriffe der Gastgeber konnte man bald an einer Hand abzählen. Ilzer reagierte und brachte frische Kräfte, unter anderen den routinierteren Albian Ajeti für Torschützen Emegha.

Etwas mehr als eine Viertelstunde vor Schluss machte ausgerechnet Kapitän Hierländer seiner Mannschaft die Aufgabe noch schwerer. Der 31-jährige Routinier sah für ein Foul an Paulinho seine zweite
Gelbe Karte im Spiel und musste damit vorzeitig unter die Dusche (73.). Die Partie wurde damit endgültig zur Zitterpartie. Angetrieben von den nimmermüden Fans brachten die Steirer auch in Unterzahl eine immer hitzigere Schlussphase, in der „Joker“ Mohammed Fuseini sogar das 2:0 auf dem Fuß hatte (86.).

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Wir haben eine großartige erste Hälfte gespielt. Das Einzige, was nicht gepasst hat, war die Chancenverwertung. Wir haben sie am Leben gelassen. Und so hat man in der zweiten Hälfte gesehen, wie gut die Dänen Fußball spielen können. Wenn man die Partie nicht zumacht, kann bekanntlich immer was passieren. Wir haben uns aber dann in Unterzahl hervorragend verhalten und die Räume zugemacht.“

Albert Capellas (Midtjylland-Trainer): „In der ersten Hälfte hat uns die Zweikampfstärke, Konzentration und Mentalität gefehlt. Wir müssen über 90 Minuten gut spielen, nicht nur in einer Halbzeit. Wir hatten dann ein besseres Pressing und sind höher gestanden.“

UEFA Europa League, Gruppe F, erster Spieltag

Donnerstag:

Sturm Graz – FC Midtjylland 1:0 (1:0)

Graz-Liebenau, 10.521, SR Aghajew (AZE)

Tor: Emegha (8.)

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic, Affengruber, Wüthrich, Dante – Hierländer, Gorenc-Stankovic (78./Oroz), T. Horvat (79./Ljubic), Prass – Emegha (70./Ajeti), Böving (62./Fuseini)

Midtjylland: Lössl – Dalsgaard (81./Chilufya), Swiatschenko, Juninho, Paulinho (81./Thychosen) – Dreyer, Sörensen (57./Olsson), Evander – Isaksen, Kaba, Sisto (70./Martinez)

Gelb-Rote Karte: Hierländer (73./Foul)

Gelbe Karten: Emegha, Ljubic, Gazibegovic, Ajeti bzw. Lössl, Isaksen