Indianapolis Colts Spieler Bernhard Raimann
AP/David J. Phillip
NFL

Raimann feiert historisches Debüt

Der Wiener Bernhard Raimann hat am Sonntag sein Debüt in der National Football League (NFL) gefeiert und damit österreichische Footballgeschichte geschrieben. Als erster rot-weiß-roter Spieler, der nicht auf der Spezialposition des Kickers beheimatet ist, stand Raimann beim dramatischen 20:20 nach Verlängerung der Indianapolis Colts zum Saisonauftakt bei den Houston Texans auf dem Feld. Damit beendete Raimann eine 35-jährige Durststrecke, vor ihm waren drei österreichische Kicker in der US-Profiliga aktiv.

„Es war echt aufregend, ich hatte ein bissl Herzrasen“, sagte Raimann nach dem Spiel im APA-Gespräch erleichtert: „Ich habe jahrelang davon geträumt. Und dass es jetzt endlich Wirklichkeit ist, das glaube ich selber noch gar nicht. Ich habe versucht, die zehn anderen Burschen nicht im Stich zu lassen. Im Großen und Ganzen habe ich das auch getan.“

Lange musste Raimann, der in der Colts-Offensive als Ersatzmann auf der Left-Tackle-Position startete, nicht auf seinen ersten Einsatz warten. Im ersten Viertel wurde der 24-Jährige im stimmungsvollen NRG Stadium von Houston vor 69.415 Fans zweimal aufs Feld geschickt, um als zusätzlicher Blocker den Weg für Star-Runningback Jonathan Taylor freizuräumen. Bei seinem zweiten Spielzug macht der Rookie, der im April als erster Österreicher überhaupt in der dritten Runde des Drafts ausgewählt worden war, einen starken Block.

Aufholjagd der Colts

Zu Beginn der zweiten Spielhälfte stand Raimann bereits in der ersten Formation, der 2,01 m große und 138 kg schwere Ausnahmeathlet erlaubte sich keine Fehler. Kurz darauf wurde er wieder durch Pryor ersetzt. Allerdings hatten die deutlich favorisierten Colts um Quarterback Matt Ryan, der sich eine Interception und ein Fumble leistete, lange Zeit massive Probleme im Offensivspiel.

Mit einer Aufholjagd nach 3:20-Rückstand retteten sich die Colts aber noch in die Verlängerung, wo Indianapolis-Kicker Rodrigo Blankenship das Fieldgoal zum möglichen Sieg verkickte. Damit beendeten die Colts im Division-Duell der AFC South aber zumindest die Pleitenserie von acht Niederlagen in acht Jahren.

Vor Raimann hatten in der NFL der frühere Fußballnationalspieler Toni Fritsch mit den Dallas Cowboys 1972 die Super Bowl gewonnen, wenngleich er im Finalspiel nicht zum Einsatz gekommen war. Raimund „Ray“ Wersching war 1982 und 1985 mit den San Francisco 49ers erfolgreich. Der Auswanderersohn aus Mondsee bestritt 1987 auch das bisher letzte NFL-Spiel eines Österreichers. Dritter im Bunde war Toni Linhart. Der gebürtige Steirer kickte unter anderem bei den Baltimore Colts, die 1984 nach Indianapolis übersiedelten.

Bengals legen Fehlstart hin

Abseits von Raimanns Debüt geizte der erste Spieltag der 103. Saison nicht mit Überraschungen. In Cincinnati musste Vorjahresfinalist Bengals in einem turbulenten Schlagabtausch mit den Pittsburgh Steelers ebenfalls in die Verlängerung und verlor dort mit 20:23.

Obwohl sich Bengals-Quarterback Joe Burrow vier Interceptions – gleich die ersten davon trug Minkah Fitzpatrick in die Endzone zurück – und einen weiteren Ballverlust leistete, glich Cincinnati die Partie mit einem späten Touchdown noch aus. Kicker Evan McPherson vergab jedoch in der Schlusssekunde den Extrapunktversuch und schoss auch in der Verlängerung daneben. Sein Gegenüber Chris Boswell fixierte schließlich den ersten Sieg für Pittsburgh nach dem Ende der Ära von Quarterback Ben Roethlisberger.

Auch andere Divisionssieger der vergangenen Saison erlebten zum Auftakt in die neue Saison eine böse Überraschung. So mussten sich die Green Bay Packers bei den Minnesota Vikings klar mit 7:23 geschlagen geben und starteten so wie im Vorjahr mit einer Abfuhr in die neue Spielzeit. Vor allem Widereceiver Justin Jefferson hatte mit den Gästen mit 184 Yards Raumgewinn und beiden Touchdowns seine helle Freude.

Für eine Überraschung sorgten auch die New York Giants bei den Tennessee Titans. Angeführt von Runningback Saquon Barkley (164 Yards, ein Touchdown) gewann der vierfache Super-Bowl-Sieger mit 21:20 – auch weil Titans-Kicker Randy Bullock in den Schlusssekunden aus 47 Yards nicht sein Ziel traf.

Mahomes-Show und Brady-Comeback

In Glendale im US-Bundesstaat Arizona, wo im kommenden Februar die Super Bowl stattfindet, bewies Patrick Mahomes geschützt vom Hallendach, dass der Wechsel seiner Lieblingsanspielstation Tyreek Hill zu Miami keine Auswirkungen auf die Kansas City Chiefs hatte. Mahomes führte den Champion der Saison 2019/20 mit fünf Touchdownpässen zu einem überzeugenden 44:21-Triumph bei den Arizona Cardinals.

Hill durfte sich mit seinem neuen Arbeitgeber Miami Dolphins gegen die New England Patriots übrigens auch über einen souveränen 20:7-Erfolg freuen. Der Receiver, der 30 Mio. Dollar pro Saison verdient, fing dabei acht Pässe für 94 Yards Raumgewinn.

Einen erfolgreiche Start in seine 23. Saison nach einer 40 Tage dauernden Kurzzeitpension feierte auch Tom Brady. Der 45-jährige Superstar gewann mit den Tampa Bay Buccaneers bei den Dallas Cowboys klar mit 19:3. Brady, mit sieben Super-Bowl-Titeln der erfolgreichste Spieler aller Zeiten, steuerte einen Touchdownpass und 212 Yards Raumgewinn zum Erfolg der Gäste bei. Den einzigen Touchdown-Pass fing Mike Evans spektakulär mit einer Hand. Die Cowboys müssen sich neben der Niederlage auch Gedanken über ihre Quarterback-Situation machen. Dak Prescott verletzte sich, muss operiert werden und fällt nach Angaben von Teambesitzer Jerry Jones wochenlang aus.

National Football League

Woche 18

Samstag, 7. Jänner:
Las Vegas Kansas City 13:31
Jacksonville Tennessee 20:16
Sonntag, 8. Jänner:
Buffalo New England 35:23
Miami NY Jets 11:6
Cincinnati Baltimore 27:16
Pittsburgh Cleveland 28:14
Indianapolis Houston 31:32
Chicago Minnesota 13:29
Atlanta Tampa Bay 30:17
New Orleans Carolina 7:10
Denver LA Chargers 31:28
Philadelphia NY Giants 22:16
Washington Dallas 26:6
San Francisco Arizona 38:13
Seattle LA Rams 19:16 n.V.
Green Bay Detroit 16:20