Graham Potter
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Champions League

Potters Magie soll gegen Salzburg wirken

Stars hin oder her: Der interessanteste Mann bei Chelsea steht vor dem Champions-League-Duell mit Salzburg am Mittwoch (21.00 Uhr) an der Seitenlinie. Der Premierenauftritt von Trainer Graham Potter als Nachfolger des geschassten Thomas Tuchel verleiht der Partie gegen das Milliardenteam zusätzliche Brisanz und macht die Aufgabe für die „Bullen“ wohl nicht leichter. Schließlich eilt Potter der Ruf eines Trainermagiers voraus.

Potters Werdegang liest sich jedenfalls zauberhaft. 2011 heuerte er bei Östersunds FK in Schweden an, führte den Viertligisten bis 2016 bis ins Oberhaus und erreichte mit dem Club 2017/18 das Sechzehntelfinale der Europa League. Der 2:1-Erfolg bei Arsenal war nach einem 0:3 im Heimspiel zwar nicht genug, ließ Englands Fußballfans aber erstmals aufhorchen.

Prompt holte ihn Swansea City 2018 in Englands zweite Liga, ein Jahr später folgte schon der Sprung in die Premier League zu Brighton. Und auch dort wirkte der Mann, der in Englands U21 spielte und 1996 auf immerhin acht Premier-League-Spiele für Southampton kam, kleine Wunder. Am Ende der vergangenen Saison schaffte Brighton mit Rang neun Historisches, aktuell liegt der Club von der englischen Südkoste auf dem hervorragenden vierten Platz und damit vor Manchester United, Chelsea und Liverpool. Aufgrund dieser Entwicklung soll sich auch Englands Verband für die Dienste Potters interessieren.

„Außer-, außer-, außer-, außergewöhnlich“

„Graham ist außer-, außer-, außer-, außergewöhnlich“, lobte ihn einst Östersund-Chef Daniel Kindberg. „Er ist einer der vielversprechendsten Trainer in Europa. (…) Er ist offen, vertritt Werte und hat fantastische Führungsqualitäten.“ Auf dem Feld bevorzugt Potter aufbauend auf einer defensiven Dreierkette taktische Flexibilität – auch während einer Partie. Positionsspiel, Ballbesitzfußball selbst gegen vermeintliche Favoriten und auch Gegenpressing gehören zu seinem Repertoire.

Seine Spieler haben klare Aufgaben, die sie annehmen. Potter gilt als Entwickler, der seine Kicker auf individueller Ebene besser machen kann. Nach außen präsentierte er sich zudem bei Pressekonferenzen in Brighton als auskunftsfreudiger und humorvoller Kommunikator.

Chelsea-Eigentümer wollen Kontinuität

Bleibt die Frage, ob das auch beim Weltclub Chelsea so bleibt und sich Potter nicht nur im Umfeld von „kleinen“ Vereinen wie Östersund und Brighton durchsetzen kann. Chelsea ist mit seinen hohen Erwartungen ein anderes Pflaster. Die neuen Eigentümer der „Blues“, das Investorenkonsortium um US-Milliardär Todd Boehly, das dem sanktionierten Roman Abramowitsch folgte, haben mit Potters Verpflichtung bis 2027 aber unterstrichen, dass sie in Zukunft stärker auf Kontinuität setzen wollen.

„Wir freuen uns sehr, Graham zu Chelsea zu holen. Er ist ein bewährter Trainer und Innovator in der Premier League, der zu unserer Vision für den Club passt“, sagte Boehly. „Er ist nicht nur auf dem Platz extrem talentiert, er verfügt auch über Fähigkeiten und Fertigkeiten, die über das Spielfeld hinausgehen, was Chelsea zu einem noch erfolgreicheren Verein machen wird.“ Glaubt man Englands Medien, bleibt die CL-Qualifikation heuer ein großes Ziel, geht es schief, bedeute das aber noch nicht die automatische Entlassung. Und das wäre eine Abkehr vom bisherigen Weg.

Trainer Graham Potter gestikuliert von der Seitenlinie aus
Reuters/John Sibley
Graham Potter soll mit seinen Trainerqualitäten Chelsea wieder in die Erfolgsspur bringen

„Fantastische Chance“ für Potter

Potter selbst zeigte sich von einem ersten Treffer mit den Chelsea-Eigentümern beeindruckt. „Ich glaube, dass das der Start für einen aufregenden Abschnitt ist. Die Geschichte des Clubs spricht für sich, aber wir wollen nun auf unsere eigene Art ein neues Kapitel schreiben“, erklärte der 47-Jährige, der Traurigkeit empfindet, Brighton zu verlassen, aber auch Stolz, bei Chelsea zu beginnen. „Es ist die ganze Bandbreite der Gefühle“, so der neue „Blues“-Coach.

Seinen Wechsel an die Stamford Bridge sieht er als nächsten Schritt in seiner Karriere. „Es ist wunderbar, dass ich mit einer Gruppe von spannenden Spielern arbeiten kann. An der Spitze mitzuspielen und zu versuchen, ein Gewinnerteam zu bilden, das ist eine fantastische Chance für mich“, sagte Potter, der sich für die Aufgabe gerüstet sieht. Vor allem der Abstiegskampf in seiner ersten Saison mit Brighton habe ihn als Trainer besser gemacht. Nämlich wie „man Verantwortung übernehmen muss, wenn die Dinge nicht so gut laufen“.