David Hancko (Feyenoord) und Gregory Wüthrich (Sturm)
APA/AFP/ANP/Olaf Kraak
Europa League

Historische Sturm-Abfuhr bei Feyenoord

Für Sturm Graz ist das zweite Spiel in der Europa League zum Alptraum geworden. Nach dem Auftakterfolg gegen Midtjylland gingen die Steirer bei Feyenoord Rotterdam mit 0:6 unter und kassierten damit die höchste Europacup-Niederlage der Clubgeschichte. Die Niederländer, bei denen ÖFB-Teamspieler Gernot Trauner in der Innenverteidigung eine starke Leistung bot, führten bereits vor der Pause mit vier Toren die Entscheidung herbei.

Feyenoord, das am ersten Spieltag gegen Lazio Rom mit 2:4 verloren hatte, bekam das Spiel nach der Anfangsphase in den Griff und münzte die Überlegenheit auch in Tore um. Treffer von Alireza Jahanbakhsh (9., 41.), David Hancko (31.) und Danilo (34.) sorgten für einen historischen Rückstand der Grazer, die in einem Europacup-Spiel zur Pause noch nie mit vier Toren zurückgelegen waren. Nach dem Seitenwechsel legte der Conference-League-Finalist der letzten Saison durch Santiago Gimenez (66.) und Oussama Idrissi (77.) noch zwei Tore nach.

Nächster Gegner für Sturm in Gruppe F ist am 6. Oktober im Heimspiel Lazio Rom. Die Italiener kommen dabei ebenfalls mit einem internationalen Debakel im Gepäck nach Graz. Lazio unterlag bei Midtjylland sensationell mit 1:5. Paulinho (26.), Sory Kaba (30.), Evander (52./Elfmeter), Gustav Isaksen (67.) und Erik Swiatschenko (72.) trafen für die Dänen. Sergej Milinkovic-Savic sorgte für den Ehrentreffer der Römer. In der Tabelle halten nun alle vier Teams bei drei Punkten, Sturm hat aber die klar schlechteste Tordifferenz.

Das schönste Tor des Spiels

Eine wunderbare Kombination von Feyenoord wird von Danilo zum 3:0 abgeschlossen (34.).

Feyenoord erwischt Sturm auf falschem Fuß

Entsprechend seiner Ankündigung eines mutigen Auftritts wählte Sturm-Coach Christian Ilzer eine offensive Aufstellung in einer Raute. Vorne agierten Manprit Sarkaria, Emanuel Emegha, Tomi Horvat und William Böving. In der Innenverteidigung spielte Alexander Borkovic statt David Affengruber. Für den gesperrten Kapitän Stefan Hierländer trug Jon Gorenc-Stankovic die Schleife. „Wir haben einen bärenstarken Gegner, aber man muss sich etwas zutrauen. Egal wo und egal gegen wen“, erklärte Ilzer im Interview vor dem Spiel.

Tatsächlich lieferte Sturm einen engagierten Beginn und presste den Gegner früh an. Feyenoord war darauf vorbereitet, stand eng und ließ nicht viel zu. Einzig bei einer Flanke von Horvat verfehlte Sarkaria den Ball mit dem Kopf knapp. Die Niederländer erwischten dann aber Sturm bei einer Standardsituation auf dem falschen Fuß. Statt einer Flanke spielte Kapitän Orkun Kökcü einen Lochpass auf Alireza Jahanbakhsh. Der iranische Teamspieler bezwang Sturm-Goalie Jörg Siebenhandl, der einen Stanglpass erwartet hatte, im kurzen Eck (9.).

Freistoßvariante bringt Feyenoord in Führung

Ausgehend von einem Freistoß gelingt Feyenoord Rotterdam die Führung. Alireza Jahanbakhsh schießt zum 1:0 für die Niederländer ein (9.).

Sturm-Defensive bricht auseinander

Kurz darauf mussten die Grazer den nächsten Rückschlag verdauen – diesmal in personeller Form. Nach einem harten, aber fairen Zweikampf zwischen Feyenoords ÖFB-Legionär Gernot Trauner und Emegha ging der 19-jährige Niederländer zu Boden und musste anschließend ausgetauscht werden. Für den Torschützen vom 1:0-Sieg gegen Midtjylland kam Ivan Ljubic in die Partie (19.).

Das frühe Gegentor und der ungeplante Wechsel bremsten den anfänglichen Elan von Österreichs Vizemeister komplett. Im selben Ausmaß stieg die Überlegenheit der Gastgeber. Die Konsequenz war die Vorentscheidung noch vor der Pause, denn Feyenoord gelangen drei Tore in zehn Minuten.

Zuerst bediente Idrissi mit der Ferse Hancko, dessen Schuss durch die Beine von Siebenhandl ins Tor ging (31.). Keine drei Minuten danach stand es nach einer blitzschnellen Aktion 3:0. Nach einem Seitenwechsel von Javairo Dilrosun leitete Idrissi erneut mit der Ferse den Ball weiter. Marcos Lopez spielte zurück in den Rückraum, wo Danilo seelenruhig traf (34.). Danach wurde auch noch ein Jahanbakhsh-Schuss von Amadou Dante unhaltbar für Siebenhandl abgefälscht (41.).

Hancko trifft zum 2:0

David Hancko und Oussama Idrissi lassen die Sturm-Hintermannschaft mit einem Doppelpass alt aussehen. Hacko verwandelt darauf durch die Beine von Jörg Siebenhandel zum 2:0 für die Gastgeber (31.).

Feyenoord sorgt für das halbe Dutzend

Ilzer brachte zur Pause mit Affengruber einen weiteren Verteidiger und stellte auf eine Fünferkette um. Die Überlegenheit verlagerte sich damit noch mehr in Richtung der Niederländer. Sturm war nur noch um Schadensbegrenzung bemüht. Das dritte Tor von Jahanbakhsh (53.) wurde aberkannt, da ein Foulspiel an Böving vorausgegangen war. Die Niederländer ließen danach Sturm etwas gewähren, die Grazer konnten daraus aber kein Kapital schlagen und blieben harmlos.

Feyenoord hatte aber noch nicht genug und legte weitere Treffer nach. Nach einem Corner kam der Ball zu Patrik Walemark, der ungehindert flanken konnte. In der Mitte vergaßen die Grazer auf Gimenez, der wiederum unhaltbar für Siebenhandl einköpfeln konnte (66.). In der 77. Minute machten die Niederländer dann das halbe Dutzend voll. Idrissi traf per Weitschuss und setzte den Schlusspunkt hinter den rabenschwarzen Auftritt der Grazer.

Gimenez mit dem 5:0

Der eingewechselte Santiago Gimenez trifft kurz nach seiner Einwechslung per Kopf zum 5:0 für die Niederländer (66.).

Stimmen zum Spiel:

Christian Ilzer (Sturm-Trainer): „Ein Ergebnis, das uns unglaublich wehtut. Ich habe eine erste Halbzeit erlebt wie selten zuvor. Da ist alles gegen uns gelaufen. Mit dem ersten Gegentor sind wir immer weiter in uns zusammengefallen. Wir haben nicht mehr auf den Platz gebracht, was uns auszeichnet. Wenn man mit Hacke, Spitze das zweite, dritte Tor kassiert, war es nicht das, was man auf dem Niveau bringen muss. Feyenoord war auch unglaublich effizient, am Ende war das Torschussverhältnis 12:9. Es war ein gebrauchter Abend.“

Jörg Siebenhandl (Sturm-Goalie): „Es ist relativ viel zusammengekommen. Angefangen von Naivität, dann habe auch ich mit dem falschen Ball gerechnet. Wir sind ihnen öfters ins offene Messer gerannt. Man hat gesehen, dass sie riesige Qualität haben, und wir haben ihnen immer wieder Räume gegeben. Sie haben dann alles eiskalt ausgenutzt. Wenn sie einmal in einen Flow kommen, dann kommen auch die abgefälschten Tore. Das ist jetzt ein Charaktertest. Wir haben es komplett verhaut, aber das ist ein Spiel.“

Europa League, Gruppe F, zweiter Spieltag

Donnerstag:

Feyenoord – Sturm Graz 6:0 (4:0)

Stadion Feijenoord ‚De Kuip‘, 34.000 Zuschauer, SR Brisard (FRA)

Tor:
1:0 Jahanbakhsh (9.)
2:0 Hancko (31.)
3:0 Danilo (34.)
4:0 Jahanbakhsh (41.)
5:0 Gimenez (66.)
6:0 Idrissi (78.)

Feyenoord: Bijlow – Pedersen, Trauner, Hancko, Lopez (55./Hartman) – Timber (75./Wieffer), Dilrosun, Kökcu (75./Bullaude) – Jahanbakhsh (64./Waalemark), Danilo (63./Gimenez), Idrissi

Sturm: Siebenhandl – Gazibegovic, Wüthrich (46./Affengruber), Borkovic, Dante – T. Horvat (72./Kiteishvili), Gorenc-Stankovic (46./Oroz), Böving (63./Lang), Prass – Sarkaria, Emegha (19./Ljubic)

Gelbe Karten: Wüthrich, Gorenc-Stankovic, Affengruber

Die Besten: Jahanbaksh, Kökcu, Hancko bzw. keiner