Jubel von Kylian Mbappe (Frankreich)
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Nations League

Mbappes Show verzückt Frankreich

„Ich wage einmal die These, hätte Kylian Mbappe heute bei uns gespielt, wäre das Spiel anders ausgegangen.“ Selbst Österreichs Teamchef Ralf Rangnick war nach dem 0:2 vom Superstar der Franzosen angetan, als Fußballconnaisseur natürlich auch schon davor. Der 23-Jährige zeigte am Donnerstag seine Weltklasse und verzückte rund 70.000 Zuschauer im Stade de France, wo er nur wenige Kilometer entfernt aufgewachsen war. Der Angreifer hat in seiner Heimat das Potenzial, als „nationales Heiligtum“ in die Geschichte einzugehen.

Mbappe wird den ÖFB-Teamspielern in jedem Fall in Erinnerung bleiben, denn der Ausnahmespieler drückte den beiden Partien seinen Stempel auf. Im ersten Duell kam der Angreifer noch angeschlagen von der Bank und rettete den Franzosen ein 1:1-Remis, nun war der Starspieler von Paris Saint-Germain Matchwinner, sein Tor zum 1:0 ebnete den Weg zum Sieg, der Frankreichs Gemüt beruhigte.

„Mbappe liefert eine Show ab, ‚Les Bleus‘ lächeln wieder“, schrieb die Tageszeitung „Le Figaro“. „‚Les Bleus‘ glänzen gegen Österreich und haben ihr Schicksal in der Nations League wieder in eigenen Händen. Die Mannschaft setzte zwei Monate vor der WM ein beruhigendes Zeichen“, betonte auch das Sportfachblatt „L’Equipe“ nach dem ersten Sieg des Weltmeisters und davor vier Spielen ohne vollen Erfolg. Die Fans feierten ihren Superstar bei dessen Abgang mit Sprechchören.

ÖFB-Elf unterliegt Frankreich

Donnerstagabend traf Österreichs Fußballnationalteam in der UEFA Nations League auswärts auf Weltmeister Frankreich. Das Team von Ralf Rangnick musste eine 0:2-Niederlage einstecken und muss nun um den Abstieg aus der A-Liga zittern.

„Er ist einfach so schnell“

Selbst französische Journalisten waren über den eher unüblichen Enthusiasmus auf den Rängen erstaunt. Alles begann mit einer opulenten Lichtershow vor dem Spiel, dann zündete Mbappe sein sportliches Feuerwerk. Dass der Angreifer Weltklasse besitzt, war jedem Österreicher vorher klar, aber es dann am eigenen Leib zu erfahren, ist noch einmal eine Erfahrung, die ziemlich einprägsam ist.

Kylian Mbappe (Frankreich) und Österreichs Dejan Ljubicic und Xaver Schlager
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Mbappes Schnelligkeit gehört zum Eindruckvollsten, was der Weltfußball zu bieten hat

„Man hat heute gesehen, dass er unglaublich ist. Man sieht in jeder Aktion, dass er noch einmal in einer Liga über den anderen steht“, meinte Maximilian Wöber. Sein Salzburger Teamkollege Nicolas Seiwald fügte an: „Er ist einfach ein Unterschiedspieler.“ Teamchef Rangnick meinte schon vor dem Spiel, dass Frankreich nur Mbappe nicht gleichwertig ersetzen könne. Leipzig-Legionär Xaver Schlager weiß, warum. „Das Problem bei dem ist: Der ist einfach so schnell.“

Geschwindigkeit von 38 km/h

Mbappe wurde schon mehrmals mit einer Geschwindigkeit von 38 km/h gemessen und gilt als schnellster Fußballer der Welt. „Und er ist technisch auch noch gut. Oftmals weiß man ja, was er tut, aber kommt dennoch nicht hin, weil er so explosiv ist“, fügte Schlager in dieser Hinsicht an. Das bekam vor allem Christopher Trimmel zu spüren, auf dessen rechter Abwehrseite Mbappe vor allem wirbelte. „Man kann ihn alleine nicht verteidigen, das ist unmöglich. Man kann auch nicht alles gegen ihn verteidigen, er hatte zwei, drei Superchancen. Mit der Geschwindigkeit und Technik muss man das auch akzeptieren.“

Kylian Mbappe (Frankreich) erzielt ein Tor gegen Österreich
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Trimmel und Co. hatten gegen Mbappe nur das Nachsehen

ÖFB-Rekordteamspieler Marko Arnautovic stimmte nur halb in den Lobgesang ein. „Er hat natürlich großen Anteil daran, aber ohne Mannschaft geht es auch nicht. Alle elf, die heute am Platz gestanden sind, haben ein super Spiel gemacht“, sagte der 33-Jährige. Die Franzosen verkrafteten zwölf Ausfälle problemlos, junge hungrige Spieler empfahlen sich für die WM in zwei Monaten in Katar.

Mbappe kann mit Kritik leben

Da wird Mbappe wie schon in Russland vor vier Jahren dabei sein und wieder vorangehen. Das tut er auch abseits des Platzes. Denn nicht nur Mbappe ist mit dem nationalen Verband wegen der Handhabung von Bildrechten im Streit. „Das war ein gemeinsamer Schritt“, sagte er am Donnerstag nach dem Spiel in den Katakomben von Saint-Denis.

Zuletzt hatte sich Mbappe geweigert, an einem Fotoshooting mit der Nationalmannschaft teilzunehmen, zumal er nicht Fast-Food-Ketten und Wettanbieter – Sponsoren des Nationalteams – unterstützen möchte. Eine Klausel aus dem Jahr 2010 sieht aber vor, dass Spieler an Marketingaktionen für Sponsoren teilnehmen müssen und pro Spieltag im Gegenzug jeweils 25.000 Euro kassieren. Für Mbappe und seine Berater eine veraltete Regelung, die noch weiter debattiert wird.

Cover des Zeitung L’Équipe zeigt den französischen Stürmer Mbappe
L’Équipe

„Das Team steht immer hinter mir, von Beginn an, war es ein gemeinsamer Schritt. Ich habe kein Problem voranzugehen und für meine Teamkollegen zu kämpfen. Ich kann mit Kritik leben, ich bin es gewohnt“, sagte der Starstürmer, der beim Jubel nach seinem 1:0 gegen Österreich ein Fotoshooting imitierte. Das Sportfachblatt „L’Equipe“ kommentierte es sportlich: „Viel weniger verschwommen.“

Superstar in Paris allgegenwärtig

Mbappe, Sohn einer Algerierin und eines Kameruners, wuchs rund zehn Kilometer entfernt vom Stade de France in Bondy in der Pariser Banlieu auf und bahnte sich seinen Weg an die Weltspitze des Fußballs. Dieser führte ihn auch zur AS Monaco, mit der er bereits im Alter von 18 Jahren im Halbfinale der Champions League stand. Ein Jahr später krönte er sich mit Frankreich in Russland zum Weltmeister.

Ein Paar steht vor einem Fanshop mit Bildern von französischen Teamspielern
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Auch Mbappes Konterfei vor dem Prinzenpark ist ein beliebtes Fotoobjekt

Da spielte Mbappe schon für Paris Saint-Germain, das 180 Millionen Euro für den Jungstar hinblätterte. Im vergangenen Sommer stand ein Wechsel zu Real Madrid auf dem Programm, aber PSG schaffte es mit katarischen Unsummen, den Spieler zu halten. Die „New York Times“ berichtete zuletzt, dass Mbappe für seine Verlängerung des Vertrages um drei Jahre 252 Millionen Euro bekommen würde. Und alleine 125 Millionen Euro für seine Unterschrift. Da war der Ratschlag von Präsident Emmanuel Macron, im Land zu bleiben, nur ein Beiwagerl.

„Aber wenn das der Präsident zu dir sagt, zählt das natürlich“, sagte Mbappe zuletzt in einem Interview mit der US-Zeitung. Mbappe hat das Potenzial, als „nationales Heiligtum“ in die Geschichte einzugehen. In Paris ist Mbappe jedenfalls schon eine Marke, quasi allgegenwärtig – und das, obwohl ein gewisser Lionel Messi auch hier spielt. Mbappe ist aber einer von ihnen und will sich noch in Paris (endlich) zum Champions-League-Sieger und Weltfußballer krönen. Abseits ist der Superstar unternehmerisch tätig, hat dabei aber nicht vergessen, wo er herkommt, und unterstützt Kinder in Paris.