Tischtennisspieler Werner Schlager
GEPA/Mario Kneisl
Chronik

Schlager teilt zum 50er Kritik aus

Werner Schlager ist für eine in Österreichs Sport nach wie vor historische Leistung verantwortlich und wird auch fast 20 Jahre nach seinem Weltmeistertitel im Tischtennis primär damit verbunden. Am Mittwoch wurde der Niederösterreicher 50 Jahre alt. Den runden Geburtstag nutzte er, um einen kritischen Blick auf die Entwicklungen im Tischtennis zu werfen.

Schlager wurde am 25. Mai 2003 in Paris Weltmeister, nachdem er gegen Titelverteidiger Wang Liqin und Olympiasieger Kong Linghui (beide CHN) gesamt fünf Matchbälle abgewehrt hatte. Im Finale gewann der damals 30-Jährige gegen den Südkoreaner Joo Se-hyuk mit 4:2. Der Niederösterreicher profitiert nach wie vor von seinem damaligen Triumph.

„Wenn ich nicht Weltmeister geworden wäre, wäre es für mich wesentlich schwieriger jetzt“, bezog sich Schlager im APA-Gespräch auf seine Einkünfte. Auf WM-Gold folgten lukrative Werbeverträge und viele Reisen nach China. Doch das Coronavirus sorgte für eine Zäsur, 2021 wurden die Kontrakte von den Chinesen nicht mehr verlängert. „Die Pandemie hat mich da voll getroffen. Natürlich lebe ich noch von meinen Sponsoren und Auftritten, aber es ist jetzt nicht mehr die goldene Zeit.“

Der zweitplazierte Koreaner Joo Se-Hyuk, Werner Schlager mit Pokal, der drittplazierte Chinese Kong Linghui und der drittplazierte Grieche Kalinikos Kreanga bei der Siegerehrung
APA/AFP/Jacques Demarthon
Der Weltmeistertitel 2003 brachte Schlager (2. v. l.) lukrative Werbeverträge ein

Ebenso verändert sieht Schlager die Situation im Tischtennis, er sieht sich deswegen nur noch selten Matches an: „Es gibt nichts Neues. Alles, was es jetzt gibt, habe ich schon gesehen. Ich würde mir wünschen, dass im Tischtennis viel mehr Kreativität aufpoppt.“ Die International Table Tennis Federation (ITTF) habe jedoch schon zu seiner aktiven Zeit begonnen, das Spiel zu vereinfachen und gleichmäßiger zu machen.

„Spiel ist fader geworden“

„Sie haben die Bälle größer gemacht, das Service entschärft, das Zählsystem verändert“, zählte Schlager beispielhaft auf. Dadurch sei die Vielseitigkeit, die Versatilität eingedämmt worden. „Das hat alles dazu beigetragen, dass der Sport uniformer wird. Er ist nicht mehr so interessant, das Spiel selber ist fader geworden. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner, was die alle spielen.“ Schlager rät zum Gegensteuern, etwa zur Zulassung anderer Materialien. „Damit es wieder attraktiver wird, damit die Leute wieder die Vielseitigkeit dieses Sports bewundern können.“

Werner Schlager ist 50

Am Mittwoch feierte der Niederösterreicher Werner Schlager seinen 50. Geburtstag. Im Jahr 2003 wurde er in Paris Tischtennisweltmeister. Anlässlich seines runden Geburtstags kehrt Werner Schlager nun an seine Trainingsstätte zurück.

Mehr Spaß als Tischtennis schauen macht Schlager das Mentoring des bei Vizemeister Wiener Neustadt spielenden Felix Wetzel. Wenn er im von dessen Vater Thomas Wetzel in Bad Aibling in Bayern geführten Trainingszentrum gegen den 19-Jährigen spielt, gewinne mal dieser und mal er einen Satz. Schlager: „Dort fühle ich mich ein bisschen wie zu Hause, weil ich quasi wieder in der Tischtennisfamilie bin, ich wieder eingebettet bin. Da coache und trainiere ich zum Teil mit.“

Ein Engagement in der Funktionärswelt des Europa- (ETTU) oder Weltverbands (ITTF) – wie einst von seinem Ex-Doppelpartner Karl Jindrak vorgelebt – oder im heimischen Verband (ÖTTV), bei dem nun Stefan Fegerl Sportdirektor ist, hat sich für Schlager bisher nicht ergeben. Jedoch startete er einige Jahre nach dem WM-Erfolg mit einem Partner in Schwechat das Projekt „Werner Schlager Academy“ (WSA), hatte die sportliche Leitung der im Hallenkomplex Multiversum integrierten Ausbildungs- und Trainingsstätte internationalen Formats über.

WSA-Gerichtsverfahren belastet Schlager

Finanzierungslücken läuteten das Ende der WSA ein, im November 2021 begann diesbezüglich ein Prozess wegen mutmaßlichen Förderbetrugs. Schlager sagte aus, er habe sich bei dem Großprojekt weder mit Finanzierungsfragen noch Förderanträgen befasst, sei damals in erster Linie Leistungssportler gewesen. Noch sind die Urteile in dem zu Beginn gegen zwölf Angeklagte gerichteten Verfahren nicht gesprochen. Schlager belastet das. Beim WSA-Projekt sei er „sehr gekränkt und abgewatscht worden. Ich habe mein Lehrgeld zahlen müssen.“

Die Veranstaltungshalle „Multiversum“ in Schwechat
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Für die „Werner Schlager Academy“ im Multiversum musste der Niederösterreicher „Lehrgeld zahlen“

Die Verhandlung sei für Schlager „ein Wahnsinn, eine Katastrophe“. Er habe dabei aber auch wichtige Erfahrungen machen dürfen, die er nicht missen wolle. „Die haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich jetzt bin. Jetzt halte ich sicher mehr aus und bin wesentlich erfahrener als noch vor zehn Jahren. Ich bereue es gar nicht, dass ich die Entscheidung getroffen habe, das zu probieren. Natürlich hätte das eine oder andere nicht so sein müssen. Aber die grundsätzliche Entscheidung, die grundsätzliche Idee ist auf jeden Fall eine sehr positive gewesen.“

Schlagers Kinder Nick und Nea sind 13 bzw. neun Jahre alt. Sie und Frau Bettina werden für ihn auch am Geburtstag vorrangig sein: „Ich feiere mit den Menschen, mit denen ich mich gerne umgebe. Das reicht mir.“ Die Sprösslinge hatten vor der Coronavirus-Pandemie in Wiener Neustadt vereinsmäßiges Tischtennistraining, spielen nun aber nur noch daheim. „Ich habe im Keller einen Tisch mit Roboter aufgestellt. Wenn sie daran Spaß haben, lasse ich sie ein paar 100 Bälle spielen.“ Dabei werden bei Schlager manchmal Erinnerungen wach, wie er und sein Bruder Harald am Dachboden mit ihrem Vater trainierten – und der Weg zu WM-Gold begonnen hat.