Nations League

Österreich steigt aus A-Gruppe ab

Österreichs Nationalteam fährt in der nächsten Saison der UEFA Nations League wieder in der zweiten Klasse. Die Mannschaft von Teamchef Ralf Rangnick musste sich am Sonntag zum Abschluss der Gruppe A1 im Ernst-Happel-Stadion Kroatien mit 1:3 (1:1) geschlagen geben und steigt damit als Schlusslicht ab. Ein kroatischer Doppelschlag in nur drei Minuten ließ die ÖFB-Elf beim Rekordländerspiel von Marko Arnautovic nach davor guter Leistung am Ende mit leeren Händen dastehen.

Marko Livaja in der 69. Minute und Dejan Lovren keine drei Minuten später (72.) sorgten vor 45.700 Fans im Wiener Prater für eine gelungene Revanche des Vizeweltmeisters für die 0:3-Schlappe gegen die Österreicher im ersten Duell im Juni und bescherten Kroatien den Gruppensieg. Davor durfte die ÖFB-Elf lange von einer neuerlichen Überraschung träumen, nachdem Christoph Baumgartner in der neunten Minute den kroatischen Blitzstart durch Luka Modric (6.) fast postwendend ausgeglichen hatte. Doch die Österreicher konnten speziell in der ersten Hälfte ihre Chancen nicht nutzen.

Damit muss Österreich nach einer Nations-League-Saison auf A-Niveau in der kommenden Ausgabe wieder eine Stufe drunter antreten. Mit vier Punkten in einer Gruppe mit Weltmeister Frankreich, Vize Kroatien und den EM-Semifinalisten aus Dänemark schlug sich die ÖFB-Truppe in den ersten Spielen unter Teamchef Rangnick grundsätzlich aber besser als erwartet. Dennoch war der Klassenerhalt zum Greifen nah, denn im Parallelspiel leisteten die Dänen mit einem 2:0-Sieg gegen Frankreich die nötige Schützenhilfe.

Ausgleich durch Baumgartner (9. Minute)

Der diesmal von Beginn an spielende Offensivmann war bei einer Flanke punktgenau zur Stelle und sorgte wieder für ausgeglichene Verhältnisse

Fünf Umstellungen und ein Rekordmann

Teamchef Rangnick präsentierte beim letzten Auftritt im Rahmen der Nations League einen im Vergleich zum Spiel in Frankreich doch deutlich umgeschneiderten Anzug. Der Deutsche wechselte gleich auf fünf Positionen. Neben Heinz Lindner im Tor kamen Kevin Danso und Stefan Posch in der Verteidigung sowie Christoph Baumgartner und Michael Gregoritsch in der Offensive im Vergleich zu Saint-Denis in die Startelf. Apropos Verteidigung: Die präsentierte sich diesmal in einer kurzen, aber knackigen Dreierkette mit Posch, Danso und David Alaba.

Keine Überraschung war, dass man Marko Arnautovic zu seinem 104. Länderspiel und damit zum Titel österreichischer Rekordspieler gratulieren durfte. Auch leicht angeschlagen ließ sich der Bologna-Goalgetter den heißen Tanz mit dem Vizeweltmeister nicht entgehen. In der gesamten Bestenliste hat der 33-Jährige mit Sarah Puntigam (125), Carina Weninger (121) und Nina Burger (109) nur drei Kolleginnen vor sich. Zumindest die bereits zurückgetretene Burger wird demnächst von Arnautovic eingeholt werden.

Marko Arnautovic beim Schuss
APA/AFP/Joe Klamar
Seit dem 25. September 2022 hat kein österreichischer Fußballer mehr Länderspiele absolviert als Arnautovic (l.)

Bei der Vorstellung der Aufstellungen wurde Arnautovics Name trotz seines besonderen Spiels von einem gellenden Pfeifkonzert überlagert. Das lag daran, dass das Happel-Stadion gefühlt zur Hälfte für zwei Stunden zu Kroatien gehörte. Die rund 18.000 kroatischen Fans aus dem Hinspiel in Osijek wurden auch in Wien jedenfalls locker erreicht. Und die durften sich darüber freuen, dass Superstar Lukas Modric anders als beim 0:3 im ersten Spiel von Beginn an mit dabei war.

Turbulente Auftaktminuten

Modric weckte bei den kroatischen Anhängern auch prompt schöne Erinnerungen. Denn 14 Jahre nachdem er bei der EM an gleicher Stelle gegen Österreich mit einem Elfmeter in der vierten Minute als 22-Jähriger den Siegestreffer in der Gruppenphase erzielt hatte, brachte er als 37-Jähriger Kroatien diesmal mit der ersten Chance in der sechsten Minute in Führung. Nikola Vlasic hatte Modric ideal freigespielt, Lindner war vom strammen Schuss ins kurze Eck sichtlich überrascht.

Modric sorgt für Blitzstart

Der kroatische Superstar schloss einen Konter perfekt ab und verpasste den Österreichern eine vermeintlich kalte Dusche

Nicht nur ein gefüllter Bierbecher flog nach dem Traumstart aus kroatischen Händen in die Luft. Viele bereuten es nur drei Minuten später, dass sie sich nicht einen Schluck behalten hatten, um gleich wieder eine bittere Pille leichter zu verdauen. Denn die Österreicher schlugen postwendend ihrerseits mit der ersten Chance zurück. Baumgartner schwindelte sich in einer Flanke von Marcel Sabitzer und bugsierte die Kugel mit dem Hinterkopf an den verdutzten Kroaten vorbei ins Tor (9.).

Die zwei schnellen Tore auf beiden Seiten wirkten jedenfalls vor allem für die Defensivabteilungen als Weckrufe. Denn sowohl die österreichische Dreierkette, bei der vor allem Danso in der Anfangsphase im Mittelpunkt des Geschehens stand, als auch die kroatische Abwehr ging nun deutlich konzentrierter ans Werk. Die Gäste hatten zwar optisch ein Übergewicht, viel weiter als bis 20 Meter vor das rot-weiß-rote Tor kamen die kroatischen Angriffe aber meistens nicht.

Österreicher mit besseren Chancen

Mit Fortdauer der Hälfte gingen jedoch die Österreicher vom Reagieren zum Agieren über. Arnautovic gab in der 22. Minute den ersten Warnschuss ab, und nur eine Minute später hatte Baumgartner das 2:1 auf dem Fuß: Der aufs lange Eck angetragene Schuss des Niederösterreichers strich nur um ein Alzerl am Tor vorbei. Jetzt liefen die Angriffe der ÖFB-Elf immer flüssiger, auch die Balleroberungen mehrten sich.

Baumgartner verzieht knapp (23. Minute)

Dem Hoffenheim-Legionär fehlten nur Zentimeter zu einem weiteren Treffer

Die Österreicher waren dem zweiten Tor nun deutlich näher als die Kroaten. Erst in der Nachspielzeit der ersten Hälfte kamen die Gäste wieder gefährlicher in Richtung des von Lindner gehüteten Tores und verzeichneten weitere Torschüsse nach jenem ersten von Modric in der sechsten Minute. Lindner musste sich aber nur bei einem Weitschuss von Ivan Perisic (45.+2) etwas strecken. Deutlich weniger als sein Gegenüber Dominik Livakovic, der gegen Arnautovic kurz davor eine Glanzparade ausgepackt hatte (44.).

Arnautovic scheitert am kroatischen Tormann (44. Minute)

Der neue ÖFB-Rekordspieler wurde von Livakovic mit einer Glanzparade am Tor gehindert

Duell auf Augenhöhe

Die zweite Hälfte begann nicht nur personell so, wie die erste aufgehört hatte, sondern auch mit ähnlichem Spielverlauf. Von einem kroatischen Furioso war vorerst nichts zu bemerken, obwohl die Österreicher sich etwas mehr in eine abwartende Position zurückzogen. Vorne blieben Baumgartner und Arnautovic Unruheherde. Im Vergleich zu den ersten zehn Minuten in Hälfte eins, war es vergleichsweise fad. Aufregend wurde es nur, als die Kroaten nach einem Zweikampf zwischen Danso und Ante Budimir vergeblich Elfmeter forderten (53.).

Nachdem Dänemark gegen Frankreich führte, war Österreicher nur noch ein Tor vom „Klassenerhalt“ entfernt. Rangnick brachte nach einer Stunde daher ein geballtes Paket an frischen Kräften. Maximilian Wöber, Stefan Lainer und Debütant Muhammed Cham ersetzten Trimmel, Posch und Rekordmann Arnautovic. Und nur kurz darauf trieb der frische Wind Österreich auch zur ersten fetten Chance, doch Livkovic pflückte einen gut angetragenen Kopfball von Grgoritsch aus dem Winkel (65.).

Doppelschlag entscheidet Partie

Aber auch Kroatien fehlte aufgrund des Spielstandes im Parallelspiel nun ein Tor, nämlich zum großen Ziel namens Gruppensieg. Und im Gegensatz zu den Österreichern fand der Ball dann doch noch den Weg ins Tor – und das innerhalb von drei Minuten zweimal und unter kräftiger österreichischer Mithilfe. Zuerst übersah Wöber nach einer gefinkelten Flanke von Perisic den hinter sich lauernden Livaja (69.), dann die komplette neu formierte Abwehr den völlig freien Lovren (72.). Bei Livajas Kopfball bekleckerte sich auch Lindner nicht wirklich mit Ruhm.

1:2 durch Marko Livaja (69. Minute)

Der zuvor eingewechselte Kroate schwindelte sich hinter Wöber an den Ball und traf zur Vorentscheidung

Jetzt waren die kroatischen Fans nicht mehr zu halten, der Jubel über die deutliche Führung war wohl bis nach Zagreb zu hören. Zwar gaben sich die Österreicher nicht ihrem Schicksal hin und versuchten zumindest noch einmal, das Glück auf ihre Seite zu zwingen, doch durch die nun offeneren Räume glitten die kroatischen Konter wie ein heißes Messer durch die Butter. Die Österreicher erfingen sich zwar wieder, doch für eine neuerliche Wende fehlte am Ende vor allem die mentale Kraft. Mehr als ein Fehlschuss von Cham war am Rande der längst laufenden kroatischen Party auf den Rängen nicht mehr drin.

Stimmen zum Spiel:

Ralf Rangnick (ÖFB-Teamchef): „Ich finde, dass wir 65 Minuten lang ein richtig gutes Spiel gemacht haben. Wir hatten beim Stand von 1:1 zwei Riesenchancen und noch eine gute durch ‚Gregerl‘ (Gregoritsch, Anm.), wo wir eigentlich in Führung gehen müssen. Am Ende ist es ein sehr enttäuschendes Ergebnis, wir haben zweimal am langen Pfosten einfach nicht aufgepasst. Im Nachhinein haben uns auch die Umstellungen und die Wechsel nicht wirklich weitergeholfen.“

Zlatko Dalic (Kroatien-Teamchef): „Es war ein schwieriges Spiel für uns, der Gegner war wie erwartet sehr stark. Wir haben gut begonnen, aber nach dem 1:1 war Österreich auf einmal zurück. In der zweiten Hälfte haben wir unser wahres Gesicht gezeigt, wir waren aggressiv und kampfstark. Wir haben verdient gewonnen und einen tollen Kampfgeist gezeigt. Österreich hat sicher Potenzial, aber eine sehr schwere Gruppe erwischt.“

David Alaba (ÖFB-Kapitän): „Es ist sehr bitter, weil wir in der ersten Halbzeit genau das auf den Platz gebracht haben, was wir uns vorgestellt haben. Wir sind nach dem 0:1 trotzdem zurückgekommen und hatten die Chance, in Führung zu gehen und ein drittes Tor zu machen. Da müssen wir erste Halbzeit einfach versuchen, das Spiel zu killen. Dass Kroatien die Qualität hat, noch einmal zurückzukommen, wissen wir. Um so ein Spiel zu entscheiden, musst du die Chancen nützen, die du hast. Bei den Gegentoren hätten wir vielleicht ein bisschen besser verteidigen können.“

Marko Arnautovic (ÖFB-Rekordteamspieler): „Wenn wir die zwei Tore machen in der ersten Halbzeit, dann sieht es ganz anders aus. Baumi (Baumgartner, Anm.) ist mitten aufs Tor zugelaufen, ich denke, dass es bei mir ein spitzer Winkel war, ich habe den Ball gut getroffen, aber der Tormann hat auch sehr gut gehalten. Mit einem Tor hätten wir auf Konter gehen können, leider war es nicht so. Die Effizienz muss wahrscheinlich besser werden, wir müssen vorne mehr Tore machen.“

Christoph Baumgartner (ÖFB-Torschütze): „Ich glaube, dass die Dreierkette sehr gut funktioniert hat, Kroatien hat sehr wenige Möglichkeiten gehabt. Ich würde aber nicht die Umstellung auf die Viererkette als Alibi heranziehen. Wir waren zweimal nicht so wach auf der zweiten Stange. Sie haben es dann immer geschafft, sich aus dem Druck zu befreien, das müssen wir uns ankreiden lassen, dass wir nicht mehr so griffig waren wie erste Halbzeit.“

UEFA Nations League, Gruppe A1, sechster Spieltag

Sonntag

Österreich – Kroatien 1:3 (1:1)

Wien, Ernst-Happel-Stadion, 45.700 Zuschauer, SR Dias (POR)

Torfolge:
0:1 Modric (6.)
1:1 Baumgartner (9.)
1:2 Livaja (69.)
1:3 Lovren (72.)

Österreich: Lindner – Posch (62./Wöber), Danso, Alaba – Trimmel (62./Lainer), X. Schlager, Seiwald, Sabitzer – Baumgartner (82./Schmid) – Gregoritsch (82./Onisiwo), Arnautovic (63./Cham)

Kroatien: Livakovic – Stanisic, Lovren, Gvardiol, Barisic (62./Sosa) – Modric, Brozovic (18./Majer), Kovacic (84./Pasalic) – Vlasic (84./Kramaric), Budimir (62./Livaja), Perisic

Gelbe Karten: Sabitzer, Posch bzw. Perisic, Lovren