Ralf Rangnick (AUT)
APA/Robert Jäger
Nations League

ÖFB-Team kritisiert eigene Entscheidungen

Für Österreichs Nationalteam hat sich die Hoffnung auf einen Verbleib auf dem Toplevel der Nations League am Sonntag nicht erfüllt. Ein 1:3 gegen Kroatien im Ernst-Happel-Stadion besiegelte den Abstieg in die B-Gruppe. Trotz lange guter Leistung stand die Auswahl von Teamchef Ralf Rangnick am Ende mit leeren Händen da. Mit falschen Entscheidungen zum falschen Zeitpunkt verwehrte sich das ÖFB-Team letztlich selbst ein Happy End.

Bis zur 69. Minute lebte am sechsten und letzten Spieltag in Gruppe A1 die österreichische Hoffnung auf einen Verbleib in der Topkategorie der Nations League. Bis dahin stand es nach einem mitreißenden Start dank Luka Modric (6. Minute) und Christoph Baumgartner (9.) ausgeglichen 1:1. Doch dann brachte Marko Livaja den Vizeweltmeister auf die Siegerstraße. Dejan Lovren sorgte zur Freude der über 20.000 kroatischen Fans unter den offiziell 45.700 Zuschauerinnen und Zuschauern keine drei Minuten später für die Entscheidung.

Das Endergebnis von 3:1 entsprach aber nicht dem, was sich in den 60 Spielminuten zwischen Ausgleich und neuerlicher kroatischer Führung abspielte. Denn die Österreicher waren einem zweiten Tor deutlich näher als die Gäste. Baumgartner und Marko Arnautovic, der mit nun 104 Länderspieleinsätzen alleiniger Rekordspieler vor Andreas Herzog (103) ist, vergaben die gerne zitierten Hochkaräter. Die Kroaten machten es besser, holten sich als Gruppensieger das Ticket für das Final Four und schickten die Österreicher in die B-Gruppe.

Rangnick zeigt sich selbstkritisch

Für Österreichs Nationalteam hat sich die Hoffnung auf einen Verbleib auf dem Toplevel der Nations League am Sonntag nicht erfüllt. Ein 1:3 gegen Kroatien im Ernst-Happel-Stadion besiegelte den Abstieg in die B-Gruppe. Teamchef Ralf Rangnick zeigte sich selbstkritisch.

„Wir waren mit Ausnahme der ersten Minuten, in denen wir ein wenig Probleme hatten und in Rückstand geraten sind, dann ab dem Ausgleich richtig gut im Spiel“, analysierte daher auch Teamchef Rangnick. Ähnlich sah es sein Kapitän David Alaba: „Wenn man sich die erste Halbzeit anschaut, haben wir es sehr gut gemacht und alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben.“ Doch in den entscheidenden Momenten traf man aus österreichischer Sicht die falschen Entscheidungen: vorne, hinten und auf der Trainerbank.

Falsches Eck beim Abschluss

Eine falsche Entscheidung nahm ausgerechnet Torschütze Baumgartner auf seine Kappe. Der Hoffenheim-Legionär, der in den bisher sechs Spielen unter Rangnick erst zum zweiten Mal von Beginn an aufgeboten worden war, haderte nach der Partie mit seiner Riesenchance in der 23. Minute. Nur um wenige Zentimeter zischte die Kugel am langen Eck vorbei. „Ich hätte auch auf das kurze Eck schießen sollen, das mir der Tormann angeboten hat“, wünschte sich der 23-Jährige eine Zeitmaschine, um noch einmal zu diesem Moment zurückkehren zu können.

Auch bei der Riesenchance von Arnautovic kurz vor der Pause, als Goalie Dominik Livakovic eine Glanzparade auspackte, hätte man laut Baumgartner den Schützen mit numerischem Übergewicht in der Offensive „in eine noch bessere Abschlussposition“ bringen müssen. Dass man diese Hochkaräter ungenützt gelassen hatte, wäre letztendlich der Knackpunkt gewesen, meinte der Niederösterreicher. Teamchef Rangnick stimmte zu: „Die kann man schon auch machen und muss man auf diesem Niveau auch, wenn man solche Spiele gewinnen möchte.“

Rangnick geht zu früh „all in“

Dass die Kroaten die alte Fußballweisheit, „Wer die Tore nicht schießt, erhält sie“, umsetzen konnten, nahm der Deutsche aber auch auf seine Kappe. Denn mit seinem Dreifachtausch nach rund 60 Minuten demolierte Rangnick letztlich mehr das bis dahin gut funktionierende Gefüge, als frischen Wind zu bringen. „Wir sind mit diesen Wechseln vielleicht ein bisschen zu früh all in gegangen. Das würde ich jetzt im Rückblick – hinterher ist man immer schlauer – nicht mehr so machen“, gab Rangnick zu.

Ralf Rangnick (AUT) und Marko Arnautovic (AUT)
APA/Eva Manhart
Die Wechsel nach etwas mehr als einer Stunde wurden für den Teamchef zum Eigentor

Die Wechsel seien jedoch notwendig gewesen, so der 64-Jährige: „Trimmi (Christopher Trimmel, Anm.) konnte nicht mehr und musste raus, Poschi (Stefan Posch, Anm.) hatte Gelb. Deswegen war für mich klar, dass wir auf diesen beiden Positionen wechseln.“ Allerdings zerriss der Teamchef mit dem Austausch von Posch die bis dahin gut funktionierende Dreierkette mit Posch rechts, Kevin Danso in der Mitte und Alaba links.

Verteidigung mit Blackouts

Neu formiert traf die Verteidigung im entscheidenden Moment ebenfalls denkbar schlechte Entscheidungen. Denn sowohl beim zweiten als auch beim dritten kroatischen Treffer wurde auf die „zweite Stange“ vergessen. Beim 2:1 durch Livaja passte der für Posch eingewechselte Maximilian Wöber nicht auf und fand auch in Torhüter Heinz Lindner in dieser Situation keine Unterstützung. Lovren war überhaupt alleine auf weiter Flur und hatte laut Lindner „mehrere Meter Platz, um sich für einen Flugkopfball herzurichten“.

Der fast deckungsgleiche Schnitzer innerhalb weniger Minuten wurde vom Vizeweltmeister entsprechend bestraft und brach den Österreichern schließlich das sprichwörtliche Genick. „Die Mannschaften, gegen die wir in dieser Gruppe gespielt haben, sind eiskalt“, fasste Baumgartner mit ein wenig Neid die wichtigste Erkenntnis des Gruppenabschlusses zusammen.

Die nächste Gelegenheit, es besser zu machen, gibt es bei der nächsten Zusammenkunft des Teams im November. Dann geht es zunächst im Rahmen eines Trainingslagers in Spanien in Malaga am 16. November gegen Andorra, ehe am 20. November im Ernst-Happel-Stadion als Alternativprogramm zum WM-Auftakt in Katar ein Testspiel gegen Europameister Italien ansteht.